22. April 2016

VSTO

Es ist locker 25 Jahre her, da habe ich das erste Mal Visual Basic in Aktion gesehen. Jemand aus der “Teestube” – ein Jugendtreff der Evangelischen Kirche, den ich damals besucht habe – hat mir Visual Basic 3.0 gezeigt. Das hat mich direkt beeindruckt, weil das Prinzip sehr einfach war. Einfach ein Formular zusammenbauen und dann Ereignisse definieren. Kommt man aus den 80er Jahren und hat an einem Schneider-Computer einfache BASIC Programme gebaut, muss man sich erst an die Objektorientierung gewöhnen. Ein Programm läuft eben nicht linear ab sondern interaktiv, je nachdem was der User macht. Das war damals unter Windows 3.1 – hier ein Video für Nostalgiker.

Jetzt, mehr als zwei Jahrzehnte später würde ich sagen, dass mein Interesse von damals, der Kauf eines ersten großen “Kompendiums” und das Durcharbeiten desselben sich gelohnt haben. Das, was in meinem beruflichen Alltag heute wirklich wichtig ist, ist genau dieses technische Verständnis. Microsoft hat dann bei Office 97 einen genialen Schachzug getan: man hat Visual Basic in Microsoft Office integriert. Das nannte sich dann VBA, “Visual Basic For Applications”. Mit VBA arbeite ich jeden Tag.

Visual Basic hat sich dann stetig weiterentwickelt. Mit dem “.net” Framework wurden auch weitere Sprachen integriert- Statt mit Visual Basic konnte auch mit dem klassischen C++ oder mit C# programmiert werden. Visual Basic ist aber nach wie vor mein Favorit, denn ich hasse alle Programmiersprachen, bei denen man sich mehr auf die verschachtelten Klammerpaare, als auf die eigentlichen Prozeduren konzentrieren muss.

Apple hat auf seinen Rechnern die Tools zum Programmieren immer kostenfrei gelassen. Für Xcode und die mit diesem Tool entwickelten Anwendungen, ist prinzipiell keine Lizenzierung von Xcode notwendig. Das war bei “.net” lange nicht so. Lizenzen für VB oder Visual Studio waren extrem teuer. Diese Politik hat Microsoft in etwa zur Mitte der 00er Jahr geändert. Neben den kommerziellen Lizenzen standen die sogenannten “Express Editionen” bereit – diese erlaubten eine kostenfreie Programmierung für Opensource Projekte und den privaten Gebrauch. Aber auch das wurde mittlerweile verworfen. Es gibt seit 2012 eine sogenannte “Community Edition”, die mit der kommerziellen Version von Visual Studio identisch ist. Man darf jetzt auch kommerzielle Produkte damit entwerfen. Einzige Einschränkung: arbeitet der Entwickler in einem Unternehmen mit mehr als 1 Millionen EUR Jahresumsatz, dann erst werden Lizenzgebühren fällig.

Aber auch hier gab es noch eine Einschränkung: die Entwicklung sogenannter VSTO Elemente, also Erweiterungen von Microsoft Office, die über die VBA Elemente hinausgehen, war mit der Community Edition nicht möglich. Nun – auch das hat sich jetzt geändert. Seit Anfang diesen Jahres lassen sich VSTO Projekte mit der kostenfreien Community Edition erstellen:

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Die Möglichkeiten, die sich für jemanden, der sich mit Visual Basic auskennt und die Tiefen von Microsoft Office in VBA ergründet hat, sich unbeschreiblich.

Einen kleinen Vorgeschmack auf das, was möglich ist, zeige ich hier. Dieser Screenshot zeigt eine Erweiterung für Microsoft Word, die ich derzeit zusammenbaue. Man sieht oben einen eigenen “Ribbon” für dieses AddIn und rechts eine “Taskpane” mit dem Titel “Dokumentstruktur”, also ein eigenes Panel, an dem sich diverse Einstellungen machen lassen. Ziel dieses Tools ist die Pflege einer integrierten Datenbank, zu der sich zu jedem Kapitel eines längeren Textes, Statusangaben pflegen lassen. Alle literarischen Projekte lassen sich damit verwalten und in ihrer Entstehung dokumentieren.

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Zunächst einmal baue ich dieses Tool nur für mich selbst. Aber es dürfte nichts dagegen sprechen, dieses Projekt mehr und mehr auszubauen. Es ist wirklich faszinierend zu sehen, wie sich persönliche Erfahrung, Ideen und neue Möglichkeiten zu etwas Greifbarem zusammensetzen lassen. Teilweise lassen sich mit IntelliSense, das ist das automatische Antizipieren des logisch folgenden Quellcodes, Lösungen intuitiv erstellen, ohne dass man noch großartig in eine Dokumentation schauen muss. Daher hat dieser Blog mit “Visual Studio / Programmieren” einen neue Kategorie bekommen.

Link zum Download der deutschen Fassung der Community Edition von Visual Studio

Link zum Download der VSTO Erweiterung für Visual Studio

5. April 2016

Wenn Pipi Langstrumpf zur Furie mutiert …

CHVRCHES – Live im E-Werk in Köln am 04. April 2016

Von Peter Killert.

Wenn man sich bei einem CHVRCHES Konzert so umschaut, dann fällt eines ganz besonders auf: die breite, vielschichtige Fanbasis. Da sind Teenies, alte Säcke wie ich, der Student, der Öko, der Bürokaufmann, die mehrfache Mama, der Typ in der MidLifeCrisis, die 80er Waver oder die Lowcarb-Vegan-Bratze. Alles da. Ein Querschnitt der Gesellschaft, eine stetig wachsende Masse an Menschen, die eines gemeinsam haben – einen guten Musikgeschmack.

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CHVRCHES Live in Cologne, E-Werk 04.04.2016 - Foto: Peter Killert.
Ich habe CHVRCHES vor einigen Jahren entdeckt. Da waren sie Opening Act bei Depeche Mode. Und die Depeche Mode Vorbands waren schon immer legendär (Nitzer Ebb, Front 242). CHVRCHES sind noch keine Legende, aber sie sind auf dem besten Weg dahin. Ihr zweites Album “Every Open Eye” enthält mindestens so viele Ohrwürmer, wie das erste Album “The Bones Of What You Believe”. Gestern Abend im E-Werk wirkte jeder Song wie ein Feuerwerk. Und das lag vor allem an der Sängerin.

Lauren Mayberry turnt über die Bühne, wie eine zur Elektro-Furie mutierte Pipi Langstrumpf. Frech, klein, zart und dennoch explodiert sie beinahe vor Energie und überträgt diese auf ihr höriges Publikum. Wenn sie dann auf die eigens für sie aufgebauten E-Drums in “Playing Dead” einprügelt, wird es richtig hypnotisch – zusammen mit der grandiosen Lightshow nichts für Epileptiker.

CHVRCHES haben sich in den letzten Jahren, in denen sie unentwegt durch die ganze Welt tourten, eine beeindruckende Routine angeeignet. Routine kann Langweile bedeuten – bei CHVRCHES bedeutet sie Souveränität und Zuverlässigkeit. Die neuen Songs zünden sofort. Das eher spröde Highlight des ersten Albums “Science & Visions” ist live jetzt so perfekt, dass man aus der Gänsehaut nicht mehr rauskommen will. CHVRCHES können es sich sogar leisten, ihren ersten großen Song “Lies” aus der Setlist zu streichen. Die wenigsten haben es vermutlich überhaupt bemerkt. Und wenn Mastermind Martin Doherty für zwei Songs den Gesangspart übernimmt, ist das nicht nur Abwechslung – dieser Rollentausch ist jetzt schon Kult und darf niemals fehlen.

Der dritte im Bunde, Iain Cook verkörpert ein weiteres, unverwechselbares Merkmal. Ich glaube, CHVRCHES sind die einzige Synthie-Pop Band, bei denen ein Bassist vorne an der Bühne steht und den elektronischen Klängen eine besondere Tiefe verleiht – Bassgitarre und Elektro-Pop, diesen abgefahrenen Part übernimmt Iain Cook.

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CHVRCHES Live in Cologne, E-Werk 04.04.2016 - Foto: Peter Killert.

CHVRCHES sind gewachsen, entwickeln sich weiter und sind auf einem exzellenten Weg. Die Location in Köln wurde vom Gloria zum E-Werk erweitert. Gut tausend Fans mehr. Und ein alter Sack kann irgendwann sagen: “Ja, ich war dabei. Damals. Als CHVRCHES noch nicht die großen Stadien gefüllt haben … .”

Solange Depeche Mode in ihrer Dreijahrespause sind, besetzen CHVRCHES den Platz der besten Synthiepopband der Welt.

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3. April 2016

Pragmatische Aufhübschungen

Auch gestern war ich wieder mit der neuen Kamera unterwegs. Dabei war erstmals mein neues Stativ im Einsatz. Damit bin ich sehr zufrieden. Immer mehr Gefallen finde ich an der Bearbeitung im RAW Format.

Hier nochmal zwei Beispiele für die Bearbeitung im RAW Format. Das erste Foto zeigt eine extreme Verbesserung dank der Möglichkeiten in View NX2. Aufgenommen in der Abenddämmerung ohne Blitz gibt das Foto die Blüte nicht mal ansatzweise so wieder, wie ich sie als Fotograf gesehen habe. Die Bearbeitung des RAW Bildes, insbesondere die nachträgliche Scharfzeichnung, holt das Beste aus dem Foto raus. Und das fertige Bild wirkt nicht künstlich wie bei einer Änderung von Gradiationskurven bei einem JPG:

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Das zweite Beispiel ist nicht ganz so extrem. Hier habe ich bei der RAW Bearbeitung das Bild leicht aufgehellt, Schatten und Lichter hervorgehoben, aber wieder deutlich die Scharfzeichnung angewendet.

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Bei der Nutzung des Stativs, der Nutzung der RAW Bearbeitung oder bei meinen Versuchen, die manuellen Einstellmöglichkeiten von Brennweite, Blende, ISO und Belichtungszeit, richtig einzusetzen, gehe ich ganz pragmatisch vor. Das Ergebnis zählt und der Weg dorthin ist nur für das persönliche Verständnis und für seine Anwendung in der Zukunft wichtig. Ich würde nie behaupten, dass nur derjenige ein guter Fotograf ist, der alles manuell einstellt und auf Nachbearbeitungen verzichten kann. Deshalb wird ab sofort nur noch in RAW fotografiert. Bei Aufhübschungen sollte man ganz pragmatisch sein … .