28. März 2016

House of Cards - Vienna

Derzeit läuft die 4. Staffel von “House Of Cards” bei Amazon Prime/Netflix. Jede Woche eine neue Folge. Abgesehen davon, dass die Serie immer besser wird hat, mich schon immer der Vorspann mit seinen Timelapse-Aufnahmen fasziniert. Zusammen mit der bekannten Titelmelodie trägt dieser Vorspann zu einem hohen Wiedererkennungswert der Serie bei.



Eine österreichische Filmproduktionsfirma hat diesen Vorspann 1:1 adaptiert und statt mit Timelapse-Aufnahmen aus Washington mit passenden Aufnahmen aus Wien versehen. Das Ergebnis ist verblüffend und echt sehenswert:



In einem weiteren Video werden die Sequenzen direkt gegenübergestellt. Hier sieht man noch deutlicher wie gekonnt und präzise die Adaption der Österreicher gewesen ist:



Die Macher des Videos: http://filmspektakel.at/en/

Bildbearbeitung/Verwaltung–Kleiner Überblick

Nachdem bekannt ist, dass Picasa von Google nicht mehr weiterentwickelt wird, muss man sich langfristig nach Fotoverwaltungen und Bearbeitungssoftware umsehen, die Picasa ersetzen können. Dazu ein paar Hinweise – einige ganz aktuell.

Seit wenigen Tagen bietet Google die “Nik Collection” kostenlos an. Man vermutet, dass diese Tool Sammlung Teil eines größeren, neueren Projektes von Google sein wird. Die “Nik Collection” besteht aus sieben Plugins für Lightroom, Photoshop oder Photoshop Elements und macht aus Fotos echte Kunstwerke. Mehr Infos gibt es hier. Hier geht es zum Download. – Es gibt auch Diskussionen im Forum bei heise.de, wie diese Plugins als Stand-Alone Anwendung laufen können.

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Analog Efex Pro 2 – Teil der NIK Collection

Damit lassen sich allerdings keine Fotos verwalten. Wer Abonnent von Adobe ist, wird seine Fotos vermutlich über Lightroom verwalten. Besitzer von Photoshop Elements nutzen vermutlich den integrierten Organizer. Ich möchte aber auf zwei Programm hinweisen – kostenfreie Alternativen.

Lightzone ist eine OpenSource Software, die als Pendant zu Lightroom gedacht ist. Das Tool scheint auf eine eigene Datenbank zu verzichten, d.h. es übernimmt die Ordnerstruktur, in der die Bilder gespeichert sind, als primäre Quelle. Ich habe festgestellt, dass Lightzone das RAW Format meiner Kamera nicht vernünftig wiedergibt. Es zeigt alle RAW Bilder verwaschen und nicht editierbar an. Picasa hat den gleichen Fehler. Bei Picasa liegt es vermutlich an der fehlenden Weiterentwicklung der Software, die den letzten Stand der RAW Formate nicht mehr wahrnimmt. Bei Lightzone ist dieses Format vermutlich noch nicht sauber integriert. Ich habe auch noch nicht intensiv nach einer Lösung gesucht. Lightzone ist auf jeden Fall eines der spannendsten OpenSource Projekte derzeit. Lightzone gibt es für Windows und für den Mac.

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Lightzone – Das Opensource Pendant zu Lightroom.

Das gute alte ACDSEE ist seit einiger Zeit ebenfalls eine Abo-Software. Eine der letzten eigenständigen Versionen wird in einem CHIP Sonderheft seit Anfang Februar sehr günstig angeboten. Die Registrierung läuft nach einem Kauf des DVD Download über die Webseite des Herstellers. Es sind zwei Lizenznummern notwendig – eine von Chip, der per Mail zugesendet wird und eine Seriennummer, die dann auf der Herstellerseite erscheint. Das Praktische an dieser Version ist die Einfachheit von ACDSEE – viele unnötige Features lassen sich leicht abstellen – und es läuft anstandslos unter Windows 10.

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AcdSee Pro 7 – Bewährt und unter Windows 10 erste Wahl

Auf einem Macbook Air, auf dem ich Fotos unterwegs nur ansehe und nicht großartig bearbeite, reichen mir die Mac Funktionen und die Mac Version von View NX2. Auf dem PC am großen Bildschirm ist ACDSEE die erste Wahl, den dort kann man auch externen Editoren bestimmen. ACDSEE beherrscht außerdem EXIF und IPTC gleichermaßen. Man kann also die Metadaten in allen Variante pflegen.

Der Vollständigkeit wegen seien auch noch IrfanView und XnView erwähnt. Beide schon etwas älter, erfüllen aber solide ihren Zweck.

27. März 2016

Rohdaten statt Ostereier

Mein Fahrrad sieht aus wie Sau – da es heute Vormittag geregnet hat, bin ich durch so manche Pfütze gefahren. Ich war wieder unterwegs und habe einige Rohdaten meiner Kamera mitgebracht. Statt Ostereier Winking smile.

Ich bin gefragt worden, welches Programm da in dem Screenshot beim letzten Eintrag zu sehen war. Das ist nicht Lightroom – es heisst ViewNX2 und ist das hauseigene Programm von Nikon zur Bearbeitung von Bildern im RAW Format. Um noch mehr aus den Fotos herauszuholen, sind solche RAW Bearbeitungsprogramme sehr gut geeignet. Meine Kamera speichert ein Bild als JPG und gleichzeitig als RAW Format. Die RAW Datei ist dabei fast 3x so groß wie das JPG. RAW bedeutet, es wurden alle Daten des Bildsensors gespeichert. Das ermöglicht viele Korrekturen nach der Aufnahme, die an dem JPG Format nur eingeschränkt funktionieren.

Hier ein Beispiel – die erste Aufnahme ist das JPG aus dem RAW ohne Änderungen. Die nachfolgende Aufnahme zeigt meine Korrekturen in ViewNX2 – das JPG habe ich erst nach der Bearbeitung des Original RAW Bildes gemacht. Das Besondere an den Korrekturen im RAW Format ist, dass sie das Bild nicht verfälschen. Obwohl die korrigierte Fassung sehr viel farbintensiver ist, wirkt das Ergebnis dennoch nicht künstlich.


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Bei einfachen Tonwertkorrekturen in einer JPG Datei entsteht oft ein Bildrauschen – mit ViewNX2 hingegen ist es sehr spannend, die Fotos nachzubearbeiten. Alternativ gibt es “Camera Raw” von Adobe. Das ist jedoch kein eigenständiges Programm, sondern ein Plugin für Photoshop oder Photoshop Elements. Hier gibt es noch mehr “Schieberegler” für diverse Einstellungen- und dieser Konverter ist unabhängig vom Hersteller. Für GIMP gibt es als RAW Plugin UFRAW und leistet wohl ähnliches.

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Camera Raw von Adobe

Uploads meiner Fotos wie immer in meinem flickr-Account. Hier klicken.

26. März 2016

Tag der Ernüchterung

Meine erste Outdoor Fotosession mit der neuen Kamera. Meine erste Fotosession überhaupt, bei der ich mich voll auf manuelle Kameraeinstellungen konzentriert habe. Das Ergebnis: totale Ernüchterung. Theorie sehr gut, Praxis mangelhaft. Ich würde jetzt gerne schreiben, dass es an der Kamera liegt – das ist aber nicht der Fall. Ich bin noch ganz weit davon entfernt, die theoretischen Grundlagen der Kamera wirklich brauchbar anzuwenden. Fakt ist, dass die Kamera fantastische Fotos macht, wenn man die Automatik ihre Arbeit machen lässt.

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Die Kamera kann was – es scheitert (noch) am Fotografen.

Ernüchterung bedeutet aber auch, dass ich einiges gelernt habe. Es ist mir durchaus gelungen, bei einem fließenden Gewässer (eine Ente hat im Leyenweiher ein paar Tauchübungen gemacht und dabei das Wasser in Wallung gebracht Winking smile) die Wasserbewegung einzufangen und den Hintergrund scharf zu halten. Mit Stativ und einer Belichtungszeit von 1/2 Sekunde geht das. Das war dann aber auch das einzige Erfolgserlebnis.

In den Waldgebieten rund um Troisdorf gibt so viele schöne Motive. Eines davon hat sich geradezu aufgedrängt, um mit der Zeitautomatik zu spielen, d.h. man gibt der Kamera eine Blende vor und die Kamera berechnet die Belichtungszeit. Je nach Brennweite ergibt sich dann eine gewisse Schärfentiefe. Ich wollte die Weite des Blickes in einen Wald mit lauter Bäumen mit recht dünnen Stämmen einfangen – es ist nicht das herausgekommen, was ich haben wollte. Lediglich eine Variation der vielen ausprobierten Einstellungen kam dem nahe, was die Automatik vorgegeben hat. Aber ich wollte ja eben über die Automatik hinaus gehen – genau dieses Motiv war perfekt für das, was gute Fotografie von exzellenter Fotografie abheben lässt.

Richtige Profis lösen das Problem eines Schatten werfenden Waldes mit Sonnenlicht im Hintergrund, das durch die Bäume strahlt und alle Einstellungen zu einem Glücksspiel werden lässt, mit Gegenlichtkorrekturen und sogenannten Belichtungsreihen. Aber bis ich das verstanden habe, wird es noch etwas dauern. Die Bäume laufen ja nicht weg – eines Tages wird es so weit sein und ich mache ein Foto des Waldes, so wie ihn das Auge in seiner ganzen Tiefe wahrnimmt.

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Keine der ausprobierten Varianten hat zu dem gewünschten Ergebnis geführt … .

Zu den positiven Erkenntnissen zählt auch, dass ich in 10 Minuten Fahrradentfernung mit dem Leyenweiher eine perfekte Foto-Location zum Üben gefunden habe. Noch viel wichtiger sind aber diese beiden Erkenntnisse: ich brauche ein vernünftiges Stativ und mindestens einen Ersatzakku. Zum Thema Stativ hatte ich bisher eine ziemlich arrogante Meinung – ich habe immer gedacht, dass die großen, teuren Stative jenseits der 200,- EUR nur etwas für Schwanzprothetiker sind und gar nicht sein müssen. Mein Stativ für 20,- EUR tut es doch auch. In der Wohnung ausprobiert, alles super. In freier Wildbahn – ich habe meine ersten Fotos mit Stativ auf einer großen abgelegenen Wiese in der Wahner Heide gemacht – sieht das anders aus. Auch hier die totale Ernüchterung. Kleinste Unebenheiten lassen das Stativ schon wackeln. Kommt nur ein wenig stärkerer Wind auf, ist das Stativ kein Stativ mehr, sondern nur noch hinderlich. Dieses Stativ ist völlig unbrauchbar. Als ich mir dann in einem Laden heute ein richtiges Stativ angesehen habe, waren mir die Unterschiede sofort klar. Ich verstehe jetzt auch, warum es verschiedene Stativköpfe gibt und welchen Zweck sie haben. Wie mag sich mein 20,- EUR Stativ dann wohl auf Amrum im Kniepsand schlagen? Nun, eine Antwort auf diese Frage wird es nicht geben. Hier muss ich vor meinem nächsten Urlaub also noch etwas investieren, keine Frage.

Der Akku hält angeblich für 600 Bilder. Im Sonnenschein im “Live View” – das Motiv wird nicht im Sucher, sondern in dem sehr genialen, schwenkbaren Monitor angezeigt – muss die Helligkeit auf Maximum eingestellt werden. Nur so lassen sich Motiv und alle Einstellungen erkennen. Der Monitor zieht dann richtig Saft. Ich wäre heute noch länger unterwegs geblieben, wenn ich einen Ersatzakku gehabt hätte.

Ich lebe ja seit meiner Geburt in Troisdorf. Ich habe heute mit Entsetzen festgestellt, wie wenig mir die Wahner Heide, die Waldgebiete nördlich von Troisdorf und Siegburg überhaupt bekannt sind. An dem Leyenweiher war ich heute überhaupt das erste Mal. Ich sollte mich viel mehr mit der schönen Natur hier vor der Haustür beschäftigen. Mal schauen, wie das Wetter die nächsten Tage wird … .

(Meine Einträge zum Thema Fotografie haben jetzt auch eine gleichnamige Rubrik und können gezielt über das Menue rechts aufgerufen werden.)

25. März 2016

Damals vs. Heute Slider

Ich habe vor kurzem angefangen, historische Postkarten von Amrum zu sammeln. Neben meinen ImageMaps möchte ich auch Slider erstellen, mit denen man die Unterschiede Damals/Heute illustrieren kann.

Unter meinen vielen Amrum Fotos war auch ein Foto, dass bereits recht genau einer Perspektive einer der alten Postkarten entspricht. Damit habe ich ein im Internet gefundenes Script jetzt mal getestet. Bei meinem nächsten Besuch auf der Insel kann ich dann auch die passenden Perspektiven suchen und gezielt solche Fotos machen.

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Der Code wurde zusammengestellt anhand dieser Anleitung.

24. März 2016

Analoges Zubehör

Zu meiner neuen Kamera gehört jetzt auch eine passende kleine Tasche und analoges Zubehör, das für die Fotos, die ich geplant habe, unerlässlich ist.

Da wäre zum Einen ein Set mit vier analogen Filtern, die man direkt auf das Objektiv schraubt. Eigentlich sind mir nur zwei der vier Filter wichtig. Ein UV-Filter, der Grautöne eliminiert, wenn man zum Beispiel einen Sonnenuntergang fotografiert und die Sonne sich zum Teil hinter Wolken verbirgt. Dann entsteht meist so eine gelb/graues Gemisch. Das lässt sich mit diesem Filter zumindest teilweise verhindern. Der zweite Filter ist ein Polarisationsfilter, d.h. er ermöglicht die Betonung natürlicher Farben, wie etwa das Blau des Himmels oder das Grün einer Wiese. Alle Filter haben Innen- und Außengewinde. Man kann sie also miteinander kombinieren.

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Außerdem unerlässlich: ein Fernauslöser. Nicht, um Selfies mit Schärfentiefe zu erstellen, nein – der Fernauslöser ist für Fotos mit Stativ und langen Verschlusszeiten gedacht, etwa bei Aufnahmen in der Dämmerung. Da kann ein Druck auf den Auslöser an der Kamera selbst und die nachfolgende Vibration bereits Verwackelungen bewirken, die ein Bildstabilisator nicht mehr korrigieren kann.

Außerdem noch eine kleine Wasserwaage, die an dem Blitzschuh befestigt werden kann. Die ist für normale Aufnahmen nicht erforderlich, sondern hilft ebenfalls bei schlechten Lichtverhältnissen. Zusammen mit einer kleinen Taschenlampe lässt sich Kamera dann auch im Dunkeln, ohne Horizontlinie als Orientierung, vernünftig justieren. Praktisches Beispiel: ein Foto des Amrumer Leuchtturms bei fast vollendeter Dämmerung mit Sternenhimmel. Dieses analoge Zubehör hat zusammen übrigens keine 10,- EUR gekostet.

Und so richtig Spaß macht dann eine APP für das Tablet, die sich mit der Kamera per WiFi verbindet und mit der sich die Einstellungen am Tablet vornehmen lassen und die RAW Fotos direkt auf das Tablet laden kann. So kann man sehr präzise die Qualität der Fotos direkt vor Ort prüfen.

Für einen Theoretiker wie mich sind passende Anleitungen besonders wichtig. Ein umfangreiches Handbuch des Autors Michael Gradias, einem Sammler von Nikon Kameras und echtem Experten, liest sich sehr gut und hat bei mir schon so manchen Aha-Effekt bewirkt. Zwei Zeitschriften als Inspirationsquellen habe ich schon mehrfach gelesen. “Digitale Fotografie” gibt es zu verschiedenen Spezialthemen. Das Heft zu “Landschaften” ist so gut wie frei von Werbung (ausgenommen einige Produktests, die man als Werbung klassifizieren könnte) und liefert extrem viele grundsätzliche Informationen über das Ablichten von Landschaften.

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Für das Wochenende habe ich bereits eine kleine Tour geplant. Vielleicht gelingt mir schon die eine oder andere gute Aufnahme. Ich werde alsbald berichten … .

13. März 2016

Nikon D5300

Meine erste digitale Kamera hatte gerademal zwei Megapixel. Mit ihr habe ich die Fotos meines ersten Besuchs in den USA gemacht. Das war im Jahr 2002. Ihr achtfacher optischer Zoom war damals marktführend. Dann habe ich mich 2004 für den damaligen Marktführer entschieden – eine Panasonic Lumix, die die Funktionalität einer Spiegelreflexkamera hatte, bei der jedoch das Objektiv fest verbaut war. Sie hat Bilder mit 8 Megapixeln gemacht und hatte einen 12x optischen Zoom. Vor zwölf Jahren das Maß aller Dinge … .

Danach habe ich dann jahrelang eine Kompaktkamera von Sony gehabt. Die konnte 18 Megapixel und hatte einen 30x optischen Zoom. Nahezu alle meine Bilder von meiner Insel habe ich mit dieser Kamera gemacht. Diese Kamera ist unverwüstlich. Obwohl sie zwischendrin mal im feinen Sand Amrums gesteckt hat und sich nur noch knirschend ausschalten ließ, funktioniert sie weiterhin tadellos.

Aber irgendwie ging es nicht weiter. Kompaktkameras haben zwar oft den gleichen Bildsensor, wie Spiegelreflex oder Systemkameras, d.h. sie machen ganz sicher nicht die schlechteren Bilder – es geht vielmehr um das Drumherum, das Objektiv, das analoge Zubehör, von dem ich mir eine Verbesserung der Fotoqualität erhoffe. Ich frage mich halt, wie man in gewisse Bilder eine ganz spezielle Tiefe hineinbekommt. Dazu sollte man ein bisschen mehr ins Detail gehen, im wahrsten Sinne des Wortes. Klar reicht der Automatikmodus einer Kamera aus, um tolle Fotos zu machen, aber irgendwie bleiben diese Fotos oft eindimensional und geben eine Stimmung nur im 0815 Format wieder.

Sich von einem Automatikmodus zu verabschieden und selbst spezielle Einstellungen vorzunehmen ist nicht einfach – man muss erst die Theorie verstehen und dann praktisch umsetzen. Das ist auch einer der Gründe, warum der Beruf eines Fotografen nie aussterben wird. Ich habe mir erstmal vorgenommen, Fotos anhand einer gegebenen Situation in etwa so gut hinzubekommen, wie sie der Automatikmodus hinbekommen würde. Das ist für den Anfang Herausforderung genug.

Nikon D5300

Der Kauf einer Spiegelreflexkamera ist ja schon eine beträchtliche Investition. Und es gibt so viele Modelle, da habe ich Wochen gebraucht, um mir überhaupt einen Überblick zu verschaffen. Drei Kameras kamen schließlich in die engere Wahl. Aber warum überhaupt eine Spiegelreflex? Was ist mit den Systemkameras? Denen gehört die Zukunft, aber im Moment ist es so, dass ein einziger Anbieter diesen Markt dominiert. Das war in den Anfangstagen der digitalen Spiegelreflexkameras ähnlich. Dann veränderte sich der Markt und der dominierende Anbieter war nicht mehr der Standard. Wer sich dann mit Objektiven eingedeckt hatte, konnte diese an neueren Modellen nicht mehr verwenden. Ich habe rausgefunden, dass die Systemkameras irgendwann die Spiegelreflexkameras ablösen werden – im Moment ist der Markt aber noch nicht so breit aufgestellt, dass man wissen könnte, welches Zubehör auch in einigen Jahren noch etwas taugt. Mit “Systemkamera” meine ich digitale, modulare Kamerasysteme ohne Spiegelreflextechnik – das ist auch in der Regel gemeint, wenn man in Abgrenzung zu Spiegelreflexkameras von Systemkameras spricht. Die klassische Interpretation von Systemkamera meint schlicht ein modulares System mit austauschbaren Komponenten. In dieser Interpretation wäre auch eine Spiegelreflexkamera eine Systemkamera.

Standards gibt es dennoch. Man erkennt das an dem Rädchen oben auf der Kamera, mit dem sich die verschiedenen Aufnahmemodi einstellen lassen. Vergleiche ich meine Lumix mit meiner neuen Nikon, dann stellt man sehr leicht fest, dass sich die Standards auf 2004 auch im Jahr 2016 bei einem ganz anderen Hersteller wiederfinden. Und nicht nur dort. Auch die einfachen Kompaktkameras haben diese Aufteilung adaptiert. Die Programme für Zeitautomatik, Blendenautomatik, Vollautomatik etc. gab es damals schon. Natürlich sind die Möglichkeiten von heute unglaublich vielschichtig. Die Software in der Kamera erlaubt ein großes Maß an Kreativität. Am meisten beeindruckt natürlich der Umfang der Fotos in Größe und Möglichkeiten der Bearbeitungen im RAW Format. Machte die Lumix ein JPG in einer Größe von ca. 3.5 Megabyte pro Sekunde, so kann ich mit der Nikon 5-6 Bilder pro Sekunde als JPG mit 15 Megabyte und gleichzeitig ein RAW Bild mit 35 Megabyte machen. Das bedeutet, wenn ich eine entsprechend schnelle Speicherkarte habe, dass ich innerhalb von wenigen Sekunden Bildmaterial in einer Größenordnung von einem Gigabyte erzeuge. Pro Bild ca. 50 Megabyte sind bei fünf Bildern pro Sekunde 250 Megabyte, d.h. nach vier Sekunden sind 1 GB Speicher belegt. Natürlich mit Fotos in jeweils in größter Auflösung.

Einer der Gründe warum ich mich für die Nikon entschieden habe war das Objektiv, das mit verkauft wurde. Es ist nicht das Standardobjektiv mit einer recht bescheidenen Brennweite, sondern ein Objektiv, mit dem am schon sehr gut heranzoomen kann. Das lässt sich mit einer Kompaktkamera mit 14fach optischen Zoom vergleichen. Überhaupt ist das Thema Objektive und Brennweiten und Lichtstärken etwas, das ich noch nicht so ganz begriffen habe. Schön ist, dass es von Profis spezielle Handbücher genau zu dieser Kamera gibt – dort verschmelzen dann Theorie und Praxis miteinander. Im Moment lasse ich mich dann auch von verschiedenen Fachzeitschriften zur Naturfotographie inspirieren – in einer dieser Zeitschriften war jetzt ein Bericht über einen Fotografen, der die ganze Welt bereist und nichts anderes macht, als Leuchttürme zu fotografieren.

Neben der Nikon D5300 hatte ich die Canon EOS750D und die Sony Alpha 68 im Auge. Ausschlaggebend war für mich der Preis der Nikon in Verbindung mit einem ordentlichen Objektiv. Der lag dann doch deutlich unter dem Preis der beiden anderen. Die Bildqualität ist bei allen drei Kameras in etwa gleich gut. Die Nikon D5300 ist nicht ganz so schnell im Serienbild – aber das ist für mich eh nicht wichtig.

Naja, jedenfalls wird es auf www.killert.de in Zukunft viele Einträge zum Thema Naturfotografie geben. Anhand praktischer Ergebnisse dokumentiere ich hier meinen Lernfortschritt. Ich bin jetzt das, was man einen “ambitionierten Hobbyfotografen” nennt … . Im Mai auf Amrum gibt es dann hoffentlich schon die ersten richtig brauchbaren Ergebnisse.

Abschluss der Recherchen

 

Worum wird es also in meinem neuen Buch gehen? Nun, das Thema ergibt sich beinahe zwangsläufig aus den Recherchen – es geht um die Macht hinter der Macht. Die Macht von sogenannten Geheimdiensten, ihren Marionetten, ihren Betrachtern, ihren Verschwörungstheoretikern. Das wichtigste Datum ist dabei der 2. Juni 1967, der Geburtsstunde eines Mythos, der benutzt, falsch interpretiert und nur teilweise verstanden wurde. Das Besondere dabei ist die Verwobenheit eines fiktiven Charakters mit den Fakten. Nahezu alle Fakten in meinem Buch werden real sein, manche Schlussfolgerungen die einzig logisch möglichen und alle Lücken, die wir als Nachgeborene oder Außenstehende in unseren Empfindungen haben mögen, werden belletristisch gefüllt. Das Ergebnis wird ein Episodenroman, aufgeteilt in zwei etwa gleich große Teile sein. Titel steht noch nicht fest.

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Dank dieser ganzen Recherchen – und viele Rezensionen habe ich gar nicht erst geschrieben - steht jetzt eine umfangreiche Timeline mit Fakten, die ich nun mit der Biographie meines erfundenen Protagonisten verbinde. Eine sich daraus ergebende Liste mit den einzelnen Kapiteln, die immer mit Ortsangabe und Zeitpunkt versehen sein werden, entspricht den einzelnen Episoden. Diese Episoden werden weitestgehend unabhängig voneinander geschrieben. Am Ende schaue ich nach, wie ich diese Collage dann zusammensetze. Der rote Faden muss von mir nicht ausgedacht werden – er ergibt sich chronologisch und zwangsläufig aus dieser Timeline. Größte Herausforderung ist das Abwägen von relevanten oder weniger relevanten Fakten – ich ertappe mich dabei, wie ich die kleinen Fakten, die Nuancen, die man irgendwo in einem Nebensatz gelesen hat, in den Vordergrund stellen möchte. Das ist ein probates Mittel. Es ist der Mann, der einen Kinderwagen durch die Straßenschlacht am 4. Juni 1967 über die Straßen von Westberlin schiebt, es ist die in Rente gegangene Stasi-Agentin, die den Berichten im Fernsehen nicht trauen will oder es ist der Wächter in einem Hochsicherheitsgefängnis, der eine direkte Anweisung aus einem Ministerium erhält – damals, als es noch ganz exotisch „Fernkopie“ statt „Telefax“ hieß.

Das alles und viel mehr geht jetzt in Arbeit.

Zum Schluss möchte ich aber im Schnelldurchlauf die Bücher vorstellen, die ich ebenfalls gelesen habe und für die jetzt aber keine ausführliche Rezension mehr schreibe:

 

Charlotte Müller – Die Klempnerkolonne von Ravensbrück

Eine der bohrenden Fragen in meinen Recherchen ergibt sich aus dem Leben dieser Frau. Es wird mir in weiten Teilen ein Rätsel bleiben. Charlotte Müller, Widerstandskämpferin während der Nazizeit, überzeugte Kommunistin seit ihrer Jugend, später dann wertvoller Kurier der Stasi nach West-Berlin, ist die vermutlich wichtigste Bezugsperson von Karl-Heinz Kurras. Ich würde zu gerne wissen, was sie am 02. Juni 1967 gedacht hat. Ihre einzige Hinterlassenschaft ist dieses Buch und es beschreibt leider „nur“ ihre heldenhafte Arbeit im KZ Ravensbrück mit der sie vielen Menschen das Leben gerettet hat. Dieses Buch gibt es ab und an gebraucht zu kaufen oder findet sich in diversen Antiquariaten.

 

Der 2. Juni 1967

 

Uwe Soukup – Wie starb Benno Ohnesorg?

Dieses Buch ist die mit Abstand wichtigste Dokumentation zum 2. Juni 1967. Alle wichtigen Ereignisse, alle wichtigen Fotos, alle wichtigen Aussagen sind hier chronologisch lückenlos zusammengetragen. Absolute Pflichtlektüre für eine Auseinandersetzung mit dem Thema. (Amazon)

 

Marc Tschernitschek – Der Todessschütze Benno Ohnesorgs - Karl-Heinz Kurras, die Westberliner Polizei und die Stasi

 

Armin Fuhrer – Wer erschoss Benno Ohnesorg? - Der Fall Kurras und die Stasi

 

Sven Felix Kellerhoff – Die Stasi und der Westen -Der Kurras-Komplex

Diese drei Bücher sind eine perfekte Ergänzung zu dem Buch von Uwe Soukup. Sie fassen den aktuellen Kenntnisstand des Mordes an Benno Ohnesorg anhand der aktuellen Faktenlage zur Auswertung der Stasi-Akten des „IM Otto Bohl“ zusammen. Viele Fakten wiederholen sich natürlich – alle Bücher zusammen liefern ein ziemlich präzises Bild der Geschehnisse rund um den 2. Juni 1967.

 

Regine Igel – Terrorismuslügen: Wie die Stasi im Untergrund agierte

Das ist das Buch, das von allen hier vorgestellten am nächsten der Verschwörungstheorien zugeordnet werden muss. Igel, die schon über die Verstrickungen italienischer Geheimdienste und Terrorismus Werke verfasst hat, stellt interessante Fragen und leitet fragwürdige Zusammenhänge her. Für einen Dorfpoet leider nicht zu verifizieren. (Amazon)

 

Ingrid Gilcher-Holtey – Die 68er Bewegung

Dieses sehr wissenschaftlich gehaltene Buch untersucht die globale Ausdehnung der Studentenbewegung, ihren Ursprung und die jeweiligen Besonderheiten. Wichtig an diesem Buch ist die historische Einbettung – stellt man die Eskalation der Gewalt in einen historischen Kontext, ausgehend vom Kennedy Attentat, über den Vietnamkrieg bis hin zu den Attentaten auf Martin Luther King und einen weiteren Kennedy, dann erklärt sich einiges noch einleuchtender. Dieses Buch geht aber noch viel tiefer ins Detail. (Amazon)

 

Uwe Timm – Heißer Sommer

Uwe Timm war der Jugendfreund von Benno Ohnesorg. Er ist heute ein angesehener Autor und das Buch „Heißer Sommer“ ist eine der großen Romane der 68er Generation. Diese Lektüre habe ich gerade erst begonnen. Evtl. folgt hierzu noch eine ausführliche Rezension. (Amazon)

6. März 2016

Aktuelle Recherche–Die wichtigsten Bücher

Das sind nun die Bücher in meiner Recherche, die mich wirklich weitergebracht haben. Die dort aufgeführten Fakten schließen sehr viele Lücken, die sich während der Recherche ergaben. Viele dieser Zusammenhänge kann ich in meine Ideen einfließen lassen.

 

DerLockvogel

Der Lockvogel

Von Stefan Aust

Auch diesen Autor hatte ich schon mal in meiner Liste. Stefan Aust, ehemaliger SPIEGEL Chef, hat neben „Der Baader-Meinhof-Komplex“ ein weiteres, sehr wichtiges Buch geschrieben. Wenn ich das richtig gelesen habe, gibt es von diesem Buch zwei Varianten. Eine erweiterte Auflage mit neue Erkenntnissen hat die eigentlichen, spektakulären Fakten zutage befördert.

Der Lockvogel ist der junge Ulrich Schmücker, Mitglied der sogenannten „Bewegung 2. Juni“, deren Mitglieder zum großen Teil zur RAF gewechselt sind und denen mit der Entführung des Berliner CDU Spitzenkandidaten Peter Lorenz 1975 die erste und einzige erfolgreiche Erpressung deutscher Behörden „gelingt“. Knapp ein Jahr zuvor wird jedoch der junge Terrorist Ulrich Schmücker zusammen mit drei weiteren Mitgliedern der „Bewegung 2. Juni“ (unter ihnen die spätere RAF Mörderin Verena Becker) verhaftet. Schmücker spricht dabei mit Vertretern des Verfassungsschutzes und gilt – bewusst initiiert durch den Verfassungsschutz selbst – als Verräter. Schmücker ist in Gefahr begibt sich nach seiner Freilassung jedoch wieder in die linke Szene. Dort wird die Rache und die Hinrichtung des jungen Mannes geplant und tatsächlich umgesetzt. Schmücker wird erschossen.

Aust deckt auf, dass der Verfassungsschutz Schmücker hätte schützen können. Er deckt außerdem auf, dass der Verfassungsschutz Beweise manipuliert und zurückgehalten hat. Unter anderem die für die Aufklärung wichtige Tatwaffe. Die findet sich nach Jahren bei irgendwelchen Asservaten beim Verfassungsschutz. Ganz wichtig: eine Person taucht hier bereits auf, die später für diverse Abhöraktionen und Haftbedingungen der Terroristen verantwortlich ist und irgendwann spurlos von der Bildfläche verschwindet. Es ist der V-Mannführer Michael Grünhagen, alias Peter Rühl, alias wie auch immer – wie ein roter Faden ziehen sich diese Namen durch wirklich alle Dokumentationen, die ich zu diesem Thema gelesen habe. Geht es um den Terror, ausgehend von der 68er Bewegung und findet dieser einen Zusammenhang zum Verfassungsschutz, dann ist es immer wieder dieser Mann, der Verhöre führt, immer dieselben Methoden anwendet und unglaubliche Befugnisse zu haben scheint, jenseits jeder Rechtsstaatlichkeit.

 

KeineNeueGestapo

Keine neue Gestapo

Von Constantin Goschler und Michael Wala

1949 beschließt der sogenannte „Parlamentarische Rat“ das Grundgesetz. In ihm wird die Schaffung einer ganz besonderen gesellschaftlichen Instanz beschlossen: der Verfassungsschutz. Während einige in dieser Instanz eine neue Form der „Gestapo“ sehen, erkennen andere in dieser Instanz ein notwendiges Übel, eine Art Schutzmaßnahme für die Demokratie. Denn es kann immer Bestrebungen innerhalb demokratischer Grundordnungen geben, die sich selbst gegen diese Grundordnung richten. Hauptargument ist die politische Tatsache, dass Hitler legal an die Macht gekommen ist und selbst das sogenannte „Ermächtigungsgesetz“ demokratisch legimitiert war. Möglich wurde das durch Kräfte, die außerhalb der Politik lagen, mit gewaltbereiten Gruppen auf den Straßen, die systematisch alle politischen Oppositionskräfte lahmgelegt haben. Um solchen Kräfteverschiebungen entgegen zu wirken, sollte der Verfassungsschutz etabliert werden.

Über diese Anfänge berichtet dieses Buch. Es zeigt unter anderem auf, dass Deutschland einen solchen inneren Geheimdienst aufbauen musste – der Kalte Krieg und der Druck der Amerikaner ließen nicht wirklich eine Alternative zu. Und er zeigt auch den gedanklichen Fehler, der bis heute nicht korrigiert ist. Das Grundgesetz war als Provisorium gedacht und damit auch diese Instanz in der damals angedachten Form. Das Grundgesetz aber ist seit 25 Jahren kein Provisorium mehr. Ebenso wenig der Verfassungsschutz, ein Behördenkonglomerat, das keiner Weisung unterliegt, sich ab und an zweideutig rechtfertigen muss und – so gibt es der Verfassungsschutz selbst an – einer Kontrolle durch Journalisten und der Öffentlichkeit unterliegt. Die damals geschaffenen Baustellen liegen bis heute brach und liefern belletristische Munition erster Sahne.

 

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Verena Becker und der Verfassungsschutz

Von Wolfgang Kraushaar

Bei meiner gesamten Recherche ist dieses Buch das mit Abstand wichtigste. Es ist die wichtigste Ergänzung zu den Standardwerken, weil es unglaublich viele neue Denkansätze liefert und Tatsachen beinhaltet, ohne diese im Detail zu bewerten. Es zeigt die Anatomie der Gewaltwerdung (ein besseres Wort fällt mir nicht ein) anhand der „Bewegung 2. Juni“, die zum ersten Mal kurze Zeit nach dem „Bloody Sunday“ in Londonderry aktiv wird und auf dilettantische Art und Weise in einem britischen Yachtclub einen unschuldigen Menschen tötet. Tonangebendes Mitglied schon damals die gerade mal dem Teenageralter entwachsene Verena Becker, die später eine zentrale Rolle bei RAF hat.

Man weiß heute, dass der Anwalt Siegfried Haag, der Kopf der sogenannten 2. Generation der RAF Kontakte zum Verfassungsschutz hatte. Man weiß auch, dass Haag eine Beziehung zu Verena Becker unterhielt – zumindest, wenn man dieses Buch gelesen hat.

Viele weitere Dinge, die mir nicht bekannt waren, werden hier dargestellt. Zum Beispiel, dass Verena Becker 1977, während des Deutschen Herbstes ebenfalls in Stammheim inhaftiert war. Zum Beispiel, dass Andreas Baader eine Verräterin der Bewegung 2. Juni erschossen haben soll. Diese Verräterin namens Ingeborg Barz ist 1973 verschwunden und nie wiederaufgetaucht – Legendbildung oder Tatsache?

Kraushaar setzt immer Fußnoten, hat die einschlägigen Biographien gelesen und ist nicht ohne Grund in den vielen Dokumentationen zum Thema ein gefragter Experte.

 

Stammheim

Stammheim

Von Kurt Oesterle

In diesem Buch wird die Geschichte des Wachmannes Horst Bubeck erzählt, der bis zu seiner Pensionierung im Jahr 1991 der leitende Wachmann im sogenannten Hochsicherheitstrakt von Stuttgart-Stammheim gewesen war. Er kannte die Eigenarten der prominenten Gefangenen dort, in ihm personifizierte sich gleichsam der deutsche Staat und seine Autorität. Der Autor Kurt Oesterle hat mehrfach mit Bubeck gesprochen und damit diese bisher unerzählte Geschichte festgehalten. Hier finden sich Einzelheiten, die diese Gefangenen entmystifizieren. Entgegen der spannenden, actiongeladenen Geschichten eines „Baader-Meinhof-Komplexes“ sind es hier manchmal Banalitäten, die erzählt werden. Aber gerade diese Banalitäten entzaubern das damals vorherrschende Bild der „Isolationsfolter“ der Gefangenen. Im siebten Stock von Stammheim waren die Gefangenen zeitweise privilegiert, gleichwohl gibt es auch die ein oder andere Auffälligkeit, die die Beamten des Strafvollzugs nur am Rande mitbekommen haben. Das illegale Abhören der Gefangenen – möglich. Der intellektuell minderbemittelte Andreas Baader, der seine beiden weiblichen Mitgefangenen seine ´Zofen´ nannte und das Vertauschen zwei Konsonanten so vermied oder der bastelnde Raspe, der aus Plattenspielergehäusen Pizzaöfen baute.

Ich bin bei meinen Recherchen genau auf diese Banalitäten aus. An ihnen lassen sich Stimmungen und Eindrücke festmachen. Da sind die Erinnerungen eines sehr objektiven, willensstarken Beamten, mit einem dicken Fell für die Angriffe von Schwerstkriminellen - Angriffe physischer wie psychischer Art – extrem wertvoll. Sie schärfen den Eindruck, den man tiefergehender Recherche gewinnen muss. Diese Terroristen waren keine Revolutionäre. Ein idiotischer Dandy, dessen einziges Talent seine Männlichkeit gewesen ist oder eine Pfarrerstochter mit ein bisschen Ahnung von Weltschmerz im wortereifernden Wettstreit mit einer gescheiterten Journalistin – das ist der Eindruck, den man gewinnen muss und der durch diese Beobachtungen bestätigt wird. Damit sind die Grundvoraussetzungen des Marionettendaseins dieser Menschen erfüllt.

Sehr gut – ich kann weiterschreiben ;-)

 

Kommende Woche gibt es dann den letzten Teil dieser Serie mit Rezensionen. Kurz und prägnant handelte ich dann die letzten Bücher meiner Recherchen ab und erkläre, was genau das Thema meines Buches sein wird.

5. März 2016

Aktuelle Recherche–Bücher mit Intentionen

 
Es fällt mir schwer im Zusammenhang mit den nun vorgestellten Büchern von „Verschwörungstheorien“ zu sprechen. Ich grenze bei dem Thema RAF / 68er deutlich zwischen Verschwörung und dem Schleier eines Nebels von unbeantworteten Unstimmigkeiten ab. In diesem Nebel kann man sich sehr leicht auf den Pfad der Verschwörungstheorie verirren. Diese Gefahr besteht auch beim Verfassen meines neuen Buches. Ich möchte so viele Fakten wie möglich verwenden, komme aber nicht umhin, mindestens eine Hauptfigur komplett zu erfinden. Diese Hauptfigur nimmt dann an tatsächlichen Ereignissen teil und ich mache sie zu einem Teil der Historie – legt man zu viel Ursächlichkeit in solche fiktiven Figuren, dann bindet man Tatsachen an sie. Wie ein schwerer Betonklotz holzt so eine Figur dann durch die Geschichte. Da ist viel Raffinesse gefragt.
Ein Autor, der dies vorzüglich beherrscht ist Robert Harris. Er verbindet historische Fakten mit solchen fiktiven Figuren, manchmal mit veränderten („Vaterland“) oder nur angedeuteten historischen Fakten („Ghost“) – das Stimmungsbild bleibt jedoch gleich, weil die Abgrenzung von Fiktion und Wirklichkeit von vorneherein klar ist. Ich für meinen Teil habe das Problem, dass die Fakten, die ich für meine Geschichte nutzen möchte, nur wenigen, historisch interessierte Lesern bekannt sein dürften. Mein fiktiver Protagonist wird so zu einem Garanten der eigentlichen Wahrheit – ein Darsteller, eine Personifizierung meines Themas.

Lange Rede, kurzer Sinn: Ich muss sehr vorsichtig sein, wenn ich bei meinen Recherchen Medien zulasse, die eine ganz bestimmte Intention verfolgen. Zwei dieser Medien stelle ich jetzt vor:
 

RAF_PhantomDas RAF Phantom

Von Gerhard Wisnewksi, Wolfgang Landgraeber, Ekkehard Sieker

Tatsachen kann man entweder direkt beweisen („verifizieren“) oder indirekt, indem man ihr Gegenteil ausschließt („falsifizieren“). Letzteres birgt in sich das Problem der Unvollständigkeit. Wenn Sie beispielsweise beweisen möchten, dass verdeckte Spielkarte die PIK Sieben ist, dann reicht es nicht, die Herzdame aus dem Kartenstapel zu ziehen und zu sagen, die gezogene Karte ist nicht die PIK Sieben, als muss das die verdeckte Karte sein. Sie müssen immer alle gegenteiligen Möglichkeiten eliminieren – nur dann funktioniert die Falsifikation.

Genau dieses Problem hat dieses Buch. Es stellt zweifellos viele hochinteressante Fragen, bietet sehr viele, sehr plausible Antworten – aber diese Antworten sind immer die, die in die Intention des Buches passen. Die 3. Generation der RAF hat es nie gegeben. Ihr Mythos wurde benutzt, um Menschen in bestimmten Funktionen loszuwerden. Die passenden, plausiblen Antworten speziell zu Rohwedder und Herrhausen liefern die Autoren gleich mit.
Als Begründung liefern sie Ungereimtheiten, die tatsächlich geklärt werden müssen. Gleich zu Beginn wird beispielsweise ein Zeuge benannt, der die Attentäter des Herrhausen-Attentates gekannt haben will. Es habe sogar konkrete Treffen gegeben. Dieser Zeuge entpuppte sich als Lügner. Daraus aber die Schlussfolgerung zu ziehen, dieses Attentat habe mit der RAF gar nichts zu tun, ist nur eine Möglichkeit von vielen.

Um das klarzustellen: Dieses Buch ist keine Aneinanderreihung von Verschwörungstheorien. Es stellt viele wichtige Fragen. Es scheitert aber an der Konstruktion schlüssiger, eindeutiger Zusammenhänge. Die Frage ist schlicht: Gibt es überhaupt eindeutige Belege oder ist nicht vielmehr die Vielschichtigkeit möglicher Interpretationen von Realität ein Symptom einer Verschwörung? Wenn das so ist, dann kann man natürlich so ein Buch schreiben und Denkanreize liefern. Es ist dann in gewisser Weise die Vorstufe von dem, was ich mit meinen eigenen Recherchen beabsichtige. Historische Lücken mit Belletristik zu füllen.
 

BlackboxBRDBlack Box BRD

Von Andreas Veiel

Den Macher dieses Filmes hatte ich bereits in meiner Agenda. Es ist Andreas Veiel, der Regisseur von „Wer wenn nicht wir“ (dazu hatte ich schon eine Rezension geschrieben). „Black Box BRD“ gibt es als Buch und als Film, erschienen 2001.

Der Film ist ein reiner Dokumentarfilm. Gezeigt werden die Lebensstationen des Chefs der Deutschen Bank Alfred Herrhausen und des Terroristen Wolfgang Grams. Alte Filmaufnahmen, teilweise aus Privatarchiven, dokumentarische Szenen und Interviews mit den nächsten Angehörigen werden immer abwechselnd zusammengeschnitten. Der Film liefert dabei keine direkte Verbindung zwischen Grams und dem Attentat auf Herrhausen, auch wenn diese Verbindung, in welcher Form auch immer, naheliegend ist.

Grams, der 1994 bei einem Einsatz der GSG9 in Bad Kleinen zu Tode kommt, wird dabei als junger Rebell beschrieben – niemand käme auf die Idee, in ihm einen eiskalten Mörder zu sehen. Die bisher bekannten Fakten zeichnen da ein anderes Bild. Ebenso verhält es sich mit der Person Alfred Herrhausen. Was während seine Amtszeit als Chef der Deutschen Bank nicht bekannt war, wird hier herausgestellt – Herrhausen wollte entgegen aller kapitalistischen Prinzipien die Deutsche Bank zu einem Global Player in Sachen finanzieller Nachhaltigkeit umbauen. Er hatte konkrete Pläne für einen Schuldenerlass lateinamerikanischer Staaten – eine konkrete Idee, bei der viele Menschen, nicht nur in Deutschland, regelrecht Angst bekommen haben dürften. Eine Bloßstellung, ein Vorpreschen mit ungeahntem exemplarischen Ausmaß wäre die Umsetzung dieser Idee gewesen. Ist so jemand nicht das exakte Gegenteil eines typischen Opfers der RAF?

Die Intention dieser Dokumentation ist klar: sie soll neue Fragen aufwerfen und den Betrachter/Leser ratlos zurücklassen. Das passt einiges so überhaupt nicht zusammen. Der Film vermeidet es, den Pfad der Verschwörungstheorie zu gehen und bringt uns doch an eine Weggabelung, an der nur wenige plausible Wege übrigbleiben.