25. Mai 2015

Auf meiner Insel 38

Der Urlaub neigt sich dem Ende. Ich muss sagen, dass es dieses Mal nicht ganz so entspannt war, wie meine bisherigen Urlaube. Das begann schon mit der Hinfahrt, einer doch recht durchschnittlichen Wohnung und dem Ärger, den ich in meinem letzten Posting beschrieben habe.

An einer Neuaufstellung meiner Seite arbeite ich bereits. Ich nehme das Versagen von Rapidweaver als gutes Zeichen, mich wieder dem Altbewährten zu widmen.

NeuKillert de

Erwähnen möchte ich nochmal das hocherotische Schrankbett. So was ist ja eigentlich ganz praktisch. Allerdings sind die Geräusche, wenn ich mich nachts in dem Bett umdrehe ziemlich bedenklich. Es hört sich so an, als würde gleich das ganze Gebäude einstürzen - als würde eine Kegelrobbe im Bett liegen … ;-)

Heute Abend haben die Wolken, die Sonne, der Wind rund um den Leuchtturm ein Bild gemalt. Die entstandenen Fotos werde ich noch durch sämtliche Lightroom-Einstellungen jagen, bis ich die perfekte Kombination erwische. Hier eine Kostprobe vorab:

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Morgen wird es hier keinen neuen Eintrag geben. Ich werde lediglich noch ein paar Fotos nach flickr hochladen. 

24. Mai 2015

Auf meiner Insel 37

Ich habe mich selten so geärgert. Wirklich - ich kann mich nicht erinnern, schon mal so kurz davor gewesen zu sein, meinen Computer gegen die nächste Wand zu schmeissen. Obwohl der Computer selbst gar nichts dafür kann.

Ich erstelle meine Webseite mit Rapidweaver. Und nicht nur das - ein von mir geschriebener „Stack“ stellt meine Blogeinträge auf meiner Seite bereit. Diesen Stack will ich sogar verkaufen, weil ich ihn so praktisch finde. Er ist auch praktisch, aber … er sollte schon zumindest auf meinen beiden Rechnern funktionieren. Erst dann kann ich davon ausgehen, dass er auch bei anderen Leuten funktioniert.

Leider musste ich feststellen, dass überhaupt nichts funktioniert. Kopiert man den Code auf einen anderen Rechner zeigt die Seite nichts mehr an - Ursache unbekannt. Im Hilfeforum nur die ernüchternde Info, dass das schon mal sein könne. Nicht nur, dass ich kurz bevor ich raus in die Sonne gehen wollte feststelle, dass auf killer.de gar nichts mehr angezeigt wird - man kann sowas nicht guten Gewissens anbieten.

Egal, lange Rede kurzer Sinn - im Moment gibt es diese einfache Blogger-Seite als Notlösung. Leider musste ich einsehen, dass die Beschäftigung mit den Rapidweaver-Stack (im Moment) echte Zeitverschwendung war. Und das ärgert mich. Ich arbeite mich bereits wieder in Wordpress ein.

Jetzt zu den schönen Dingen. Ich bin immer noch auf meiner Insel. Das Wetter hat sich im Laufe des Tages traumhaft entwickelt. Ein perfekter Frühsommertag. Aktuelle Impressionen in einem weiteren Video. Festhalten! Zeitraffer und flinke Vögel machen echt Dampf ;-) 

Ton ist leider etwas übersteuert. Sorry ... .

23. Mai 2015

Auf (m)einer Insel 36

Besuch auf der Insel Föhr - Rückkehr nach 25 Jahren

Von 1984 bis 1990 bin ich mit meinen Eltern und Tante/Onkel jeden Sommer auf der Insel Föhr im Sommerurlaub gewesen. 1991 war ich schon 17 und hatte keine Lust mehr mit den Eltern in Urlaub zu fahren (drei Wochen sturmfreie Bude hatte seine Vorzüge).

Ich bin also vor 25 Jahren das letzte Mal in Wyk auf Föhr gewesen. Jetzt habe ich mir mal die Zeit genommen und bin rübergefahren. Die Fähren fahren außerhalb der Saison alle über Föhr, bevor sie nach Amrum weiterfahren. Es ist erstaunlich, woran man sich erinnert, welche Erinnerungen wiederkommen und wieviel sich in 25 Jahren verändern kann.

25 Jahre sind wirklich eine lange Zeit. Auch wenn das Haus, in dem wir die Ferienwohnung hatten, immer noch genauso aussieht, hat sich der Ort Wyk sehr verändert. Vieles zum Positiven, vieles erinnert jetzt aber auch an Klein-Westerland. Entlang der Kurpromenade sind viele Häuser gebaut oder umgebaut worden. Hochhäuser mit Meerblick und zahlreichen Eigentumswohnungen sind schon von der Fähre aus gut zu sehen - eine Entwicklung gegen die sich Amrum mit Erfolg zur Wehr setzt.

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Foto: Der „Atlantische Hof“ in Wyk. Das Haus findet man auf nahezu jeder Postkarte von Wyk. In der gekennzeichneten Wohnung habe ich als Kind mit meinen Eltern Urlaub gemacht.

Die Insel Föhr hat im Gegensatz zu Amrum sehr viel weniger Strände. Obwohl die Insel beinahe doppelt so groß ist, wie Amrum, konzentriert sich das Inselleben auf den Ort Wyk und allenfalls noch Utersum im Nordwesten der Insel. Der Rest der Insel ist grün und mit Deichen statt mit Stränden umgeben (die perfekte Radfahrerinsel).

Hier ein Vergleich zwischen 1990 und 2015 - beide Aufnahmen bei Abfahrt der Fähre. Leider nicht eine 100%ig identische Perspektve. Das Foto von 1990 ist eingescannt - das andere ist von gestern.

Wyk1990

Wyk2015

Auf flickr.de habe ich viele Fotos von gestern mit passenden Beschreibungen hochgeladen.

Weitere Infos zur Insel Föhr gibt es hier.

 

21. Mai 2015

Dropbox / Evernote

(Kurze Info vorab: Morgen gibt es hier keine neuen Fotos oder Einträge - ich bin den ganzen Tag auf der Nachbarinsel Föhr unterwegs. Die nächsten Einträge erst wieder am Wochenende).

Zwischendurch mal ganz was anderes … 

Wenn ich nach Amrum fahre, dann gehört Tage vor dem Beginn der Reise eine gute Vorbereitung dazu. Damit meine ich nicht das einfache Kofferpacken, sondern alle Eventualitäten abzudecken, die meine Kreativität behindern könnten. Ich möchte theoretisch überall und jederzeit in der Lage sein, Texte verfassen zu können. Und diese Texte müssen auf allen Eingabegeräten synchron sein. Das muss zuverlässig funktionieren.

Nachfolgende Erläuterungen sollen keine Werbung sein - sie illustrieren einfach meine Erfahrungen. So schreibt der Dorfpoet unterwegs ;-)

CLOUD - aber Bearbeitung bitte lokal

Warum dann nicht einfach Google Docs? Nun, es kann sein, dass ich nicht permanent online bin. Alle wichtige Texte und Notizen müssen also auch lokal vorliegen. Die Lösung, die ich bevorzuge, weil unabhängig von einem Betriebssystem, ist Dropbox.

Bei Dropbox wird lokal ein Verzeichnis definiert, in dem alle Dateien der Dropbox liegen. Auf einem anderen Computer gibt es ebenfalls so ein Verzeichnis. Ist der Rechner online, dann werden die Dateien miteinander synchronisiert. Man arbeitet also lokal an einer Datei - sie wird hochgeladen, wenn eine Netzwerkverbindung besteht.

Ähnlich arbeiten OneDrive (Microsoft) oder iCloud (Apple), wobei diese beiden jeweils nicht auf das hauseigene Betriebssystem beschränkt sind. Möchte man aber auch Kompatibilität zu Android oder iOS, dann ist Dropbox die beste Option.

Ich nutze auf den jeweiligen Geräten einfache Markdown Editoren. Mit denen öffne ich dann auf den jeweiligen Geräten den zu bearbeitenden Text.

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(Der Dorfpoet mit Tablet und superleichter Bluetooth Tastatur)

Notizen

Das haben die Macher von Evernote sehr klug gemacht. Ich hatte vor knapp drei Jahren in einem Software-Bundle ein Zwei-Jahres Abo von Evernote Premuim erstanden. Und mein Provider hatte als Goodie ebenfalls ein Jahr Premium Account ausgeschrieben. Ich hatte also die Möglichkeit, drei Jahre lang Evernote Premium kostenfrei zu nutzen. Das habe ich getan - in den drei Jahren hat sich das Tool zu einem absolut unverzichtbaren Werkzeug entwickelt.

Evernote gibt es für alle Plattformen. Ob auf Handy, Tablet, PC oder Mac - ganz egal. Evernote sammelt Notizen jeder Art. Textnotizen, Webseiten, Bilder, Audionotizen (Diktiergerät). Es scannt Dokumente per Handy/Tablet-Kamera und ordnet sie in Notizbücher ein.

Das Programm ist großartig, wenn es darum geht, Webseiten zu sammeln. Das brauche ich immer dann, wenn ich ein bestimmtes Thema recherchiere (ist bei einem der nächsten Bücher extrem wichtig). Mit einem Zusatztool in einem Webbrowser („Evernote Clearly“) wird der Text einer Seite extrahiert und in einem anzugebenden Notizbuch abgelegt.

Nach den drei Jahren kostenfreier Nutzung musste ich dann entweder auf Evernote verzichten oder den Premium-Account buchen. Bei umgerechnet knapp 3,- EUR im Monat brauchte ich nicht lange überlegen.

20. Mai 2015

Auf meiner Insel 35

Es braucht eben Zeit

Habe ich früher nie verstanden
Wenn in der Ruhe liegt die Kraft
So bin ich auch heute wieder aufgestanden
In eine Welt, die in mir das Eine schafft …

Die Tiere, die Wolken, die schöne Zeit
Das Verlangen wird einfach, die Seele frei
Zu Gedanken liegen Worte schon längst bereit
Nur hier ist die Ruhe, innerer Lärm zieht vorbei

Es braucht ein paar Tage die Ruhe zu finden
Sie sucht nicht nach mir und ich muss schlicht verbinden
Das Ersticken der Kakophonie der alltäglichen Welt
mit dem was mich antreibt mit dem was gefällt.

Früher habe ich die Ruhe nie wirklich verstanden
Es braucht eben Zeit auf einer Insel wirklich zu stranden.

Es braucht eben Zeit

19. Mai 2015

Auf meiner Insel 34

Viele neue Fotos hier auf flickr.

Heute nur kurz eine Info zu meinem Domizil in diesem Urlaub. Ich habe eine Wohnung in der „Alten Post“ in Wittdün angemietet. Ein historisches Gebäude, das mehrfach saniert wurde. 

AltePost

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Weitere Infos zur „Alten Post“: http://www.amrum-zuraltenpost.de/

Meine Wohnung: http://www.amrum.net/Unterkuenfte/Alte-Post/4-Wohnung-5-Strandlaeufer

18. Mai 2015

Auf meiner Insel 33

Regen. Regen. Regen.

Perfekt, um zu schreiben. Statt Fotos gibt es heute ein Video mit ein paar schönen Impressionen vom heutigen Tag - aus den wenigen Momenten, in denen es nur ein bisschen getröpfelt hat. Und die Momente, in denen ich mich meinen Texten widme.

Und sie streiken wieder. Ich habe es fast geahnt. Meine Rückfahrt könnte davon betroffen sein. Ich habe allerdings schon die Options ins Auge gefasst, meinen Aufenthalt hier zu verlängern. Das habe ich schon geklärt und das wäre eine Option. Allerdings ist der IC, mit dem ich zurückfahre, auch während der Streiks immer gefahren. Mal schauen. 

Meine Meinung zu dem Streik ist sehr zwiegespalten. Einerseits halte ich Streiks für sehr wichtig. Es ist der einzige Weg, Arbeitnehmerinteressen konsequent durchzusetzen. Andererseits ist gerade dieser Streik ja längst nicht mehr auf Geld oder bessere Arbeitsbedingungen ausgelegt. Wäre dem so, dann würde es reichen, den Güterverkehr zu bestreiken. Aber egal - ich kann daran eh nichts ändern und muss die Situation so nehmen, wie sie ist.

Hier das versprochene Video:

17. Mai 2015

Auf meiner Insel 32

Es ist kalt. Das liegt am Wind, der hier den ganzen Tag aus faktischen 12 Grad gefühlte 4 Grad gemacht hat. Ohne dicken Pullover und Windjacke geht gar nichts. Aber egal … .

Das Wetter war den ganzen Tag heute richtig klasse. Wolken und blauer Himmel im Wechsel, ab und an ein Regenschauer. Das perfekte Wetter, um einmal quer über die Insel heizen. Dazu habe ich mir für alle Tage meines Urlaubs ein Trekking-Bike ausgeliehen.

Mein ständiger Begleiter

Die Bilder-Galerie habe ich wieder nach flickr verlagert. Irgend etwas stimmt mit der Galerie auf meiner Seite nicht. Bei flickr unbedingt auf das Aufnahmedatum achten - die aktuellen Bilder gehen in die vom letzte Jahr nahtlos über … .

Ansonsten kann ich gar nicht viel interessantes erzählen. Ich geniesse den Tag, sammele meine Inspirationen und werde von Tag zu Tag mehr schreiben. Ich möchte den vierten Teil von Justitia zu großen Teilen schreiben und die Recherchen an meinem nächsten größeren Projekt vorantreiben.

Die beinahe handzahme Silbermöwe hier an der Südspitze von Amrum ist immer noch da. Ich bin sicher, dass ich dieselbe Möwe letztes Jahr schon einmal so nahe im Sucher meine Kamera hatte. Keine andere Möwe kommt den Menschen so nahe. Ich sollte ihr mal einen Namen geben ...

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16. Mai 2015

Der Weg zu meiner Insel

Ich hatte ja angekündigt, dass ich mit Hilfe meines Tablets und aktiviertem GPS (kein WLAN und auch kein 4G/LTE) und Google My Maps meinen Weg nach Amrum aufzeichnen wollte. Das habe ich umgesetzt und es hat auch ganz gut geklappt.

Wenn ich in Google Maps die Wegstrecke ganz detailliert heranzoome, dann gibt es durchaus einige Lücken. Ich habe den Eindruck, dass immer dann, wenn der Zug eine bestimmte Geschwindigkeit erreicht hatte, das GPS Signal lückenhaft ist. Vielleicht bilde ich mir das auch nur ein. Wie dem auch sei - Google schliesst die Lücken in der Berechnung. Man sieht das an den schnurgeraden Linien zwischen den Städten. Die sind natürlich unrealistisch. 

Eine andere Erklärung: das Dach in dem IC von Köln nach Hamburg hat das GPS Signal besser „abgeschirmt“. Ich habe jedes Mal meinen Koffer mit der Seitentasche und dem Tablet nach oben auf die Ablage gelegt. Es gab keine Lücke in der Stromversorgung - die APP lief die ganze Zeit. Und es gibt in den Bahnhöfen jeweils Details, die sich in der zugehörigen Datei abrufen lassen.

Auf der zweiten Etappe klappt das wesentlich besser. Die ganzen Umwege, die der IC zwischen Hamburg und Niebüll fährt, sind genau nachvollziehbar.

690km sind es von Troisdorf bis nach Amrum - hier ist die öffentliche Karte.

Auf meiner Insel 31

Die Insel hat mich wieder. Die Anreise hat diesmal alle einkalkulierten Zeitreserven gebraucht. Zwei Züge hatten Verspätungen - der von Hamburg nach Niebüll sogar mehr als eine Stunde. Die IC Waggons, die normalerweise in Niebüll an einen kleineren Zug zur Mole nach Dagebüll angehangen werden, wurden diesmal zur Weiterfahrt einfach drangelassen. Alle, die zur Fähre nach Föhr/Amrum wollten, mussten also aussteigen und zu dem kleinen Bahnhof in Niebüll laufen.

Zwei Minuten vor Abfahrt der Fähre bin ich dann angekommen und habe die 15:00 Uhr Fähre doch noch erreicht.

Bei meiner Wohnung - ich bin zum ersten Mal in einem Appartment in der „Alten Post“ auf Wittdün, muss ich einige Abstriche machen. Die Wohnung ist nicht annähernd so komfortabel wie die in den anderen Häusern. Ich habe ja die Hoffnung, dass das Wetter noch erheblich besser wird - dann ist die Wohnung nur Schlafstätte (mit Schrankbett aus den 70er Jahren ;-) ) 

Eben habe ich mein Fahrrad abgeholt - gleich geht es einmal über die Insel und zurück. Weitere Berichte folgen. In Echtzeit auf Instagram - dort auch chronologisch meine Reisestationen von gestern.

Amrum 15.05.2015

14. Mai 2015

Refugium

Der Schriftsteller Jens Petersen hat in dem Vorstellungsvideo zum Wettbewerb um den Bachmannpreis im Jahr 2009 erzählt, dass es ein geistiges Refugium braucht, um schreiben zu können. Er fährt dazu an einen ganz bestimmten Ort und findet dort die Ruhe, die zum Schreiben notwendig ist. Es muss ein Ort sein, an dem etwas "vorgebahnt" ist. Ich finde die Kombination Refugium und "vorgebahnt" sehr interessant. Kein plumpes lyrisches Bild, sondern etwas, das ganz nahe an der Wahrnehmung der Wirklichkeit ist. Eine Welt da draußen, die wie ein Spiegelbild einer inneren Idylle ist. Idylle ist das am ehesten passende Synonym für Refugium.

Refugium

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Entkommen aus einer Parabel
entlehnt wie ein Spiegel
an Idylle
in mir

Zuflucht, Ruhepol
eines in Unstetigkeit
gezwungenen Geistes
Im Zentrum

einer Welt
die ein jeder sich anders wünscht
die ein jeder sich anders
zurechtdenkt

Wir sollten nur an die Form
unserer Wünsche glauben
damit wir uns wiederfinden
im Refugium eines Jeden.

---

Morgen früh geht es los. Um 5:00 Uhr mit der ersten S-Bahn nach Köln, um kurz nach 10:00 Uhr bin ich in Hamburg und ca. 14:00 Uhr in Dagebüll. Um 17:00 Uhr hat mich die Fähre dann auf die Insel gebracht.

Ich starte ein Experiment: ich will die gesamte Fahrt mit dem GPS meines Tablets in Google Map tracken. Mal schauen, ob das funktioniert.

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3. Mai 2015

Hummeln im Kopf

Über die Entschleunigung und warum sie besonders für einen Autor wichtig ist

Diesen Artikel wollte ich eigentlich in meinem letzten Post als abschliessenden Link hinzufügen. Aber ich halte diesen Artikel von Hugh McGuire für so wichtig, dass ich ihn genauer sezieren und meinen Senf besteuern möchte.

Dieser Artikel "Why can´t we read anymore?" ist eine beeindruckende Sammlung von Argumentationen und Plädoyers für das Lesen. Das konzentrierte Lesen und die Beschäftigung mit wichtigen Dingen. Er offenbart die Schwäche der fehlenden Entschleunigung in uns allen - und die Folgen für das sozio-kulturelle Gefüge.

Der Autor ist entsetzt als er feststellt, dass er in einem Jahr nur vier Bücher gelesen hat. Und das, obwohl er unentwegt liest. Einen Artikel hier, einen Blogpost dort, einen Beitrag in einem Forum auf dem Tablet, Twitter-Nachrichten auf dem Smartphone. Als seine kleine, vierjährige Tochter sein Gesicht in beide Hände nimmt und ihm sagt, er solle sie ansehen, wenn sie versucht, mit ihm zu reden, da wird ihm klar, wie viel in dieser beschleunigten Gesellschaft verlorengeht. Den Artikel über Nordkorea - sicher immer ein wichtiges Thema unserer Zeit - legt er weg und erkennt, dass seine kleine Tochter die Wesentlichkeit des Augenblickes besser erkannt hat, als er selbst.

Er erkennt, dass die Ursache für diesen Verlust an Substanz mit der Unfähigkeit, sich wirklich konzentrieren zu können, einhergeht. Ständig wird unsere Konzentration unterbrochen. Als Grund erkennt er das Verlangen des menschlichen Hirns nach Dopamin, welches in kleinen Portionen mit jeder neuen als wesentlich erkannten Information ausgeschüttet wird. Das bedeutet: vier schnelle Erkenntnisse hintereinander, werden vom Gehirn als wesentlicher bewertet, als eine Information, die sich nach vierfacher Zeit ergibt. Auch dann, wenn diese einzelne Information vielleicht wichtiger, grundlegender und nachhaltiger ist. Also versuchen wir, alles in unserer Umgebung auf diese häppchenweise Dopamin-Ausschüttung auszurichten. So wie ein Rennfahrer, der immer schneller fahren will, um mehr Glückshormone zu bekommen.

Das hat natürlich nachhaltige Auswirkungen auf unser gesamtes Verhalten. Man sieht das eindringlich bei jungen Mädchen, die unentwegt auf ihr Smartphone starren. Jede neue E-Mail, jeder Refresh einer Internetseite, jede neue Twitternachricht, jeder neue Facebook-Kommentar, verspricht diesen kleinen Dopamin-Ausstoß. Ist dieser permanente Drang nach Information, dann auch noch mit der eigenen Wertschöpfung, sprich der Arbeit, die unsere Existenz absichert, verbunden - dann bekommt dieser Gesamtkomplex eine gesellschaftlich relevante Funktion.

McGuire bietet auch direkt Lösungswege an. Fernseher aus, keine Artikel mehr während der regulären Arbeit lesen, ab einer bestimmten Uhrzeit überhaupt kein Social Network mehr und - das Wichtigste, weil ganz persönlicher Vorgang: die Bewusstwerdung, dass das Auslassen einer Information selbst auch ein Glücksgefühl erzeugen kann.

Nun, ich kann diesen Artikel wirklich nur empfehlen ... .

Was aber hat das mit einem Autor zu tun?

Fehlende Entschleunigung führt dazu, dass Menschen nicht mehr lesen. Nicht mehr wirklich lesen. Der Dopamin-Ausstoß beim Lesen meiner Bücher entsteht erst am Ende. Deswegen sind die Teile von "Justitia" auch bewusst etwas kürzer gehalten. Bei einem Buch wie "Amor Simplex" entsteht das Glücksgefühl - natürlich nur, wenn man das Buch nicht völlig langweilig findet - auch erst im Nachhinein und verteilt sich langsam über einen längeren Zeitraum. Ich bin übrigens deswegen Autor, weil der Stolz, so ein Buch geschaffen zu haben, ein Leben lang anhält.

Warum also sollte jemand ein Buch lesen, wenn das kurzfristige Dopamin einen Mausklick, einen Tipp von der Fernbedienung weit weg ist? Wer das dann noch mit der Vorstellung paart, ich mache etwas deswegen nicht, weil ich es eh machen könnte, der also die Vorstellung von sich selbst mit diesem Dopamin-Rausch verknüpft, der wird nie ein Buch lesen, nie die Intention hinter einem Buch verstehen.

Solche Menschen haben Hummeln im Kopf. Dicke, behäbige Viecher, die uns unablässig zwischen kleinen bunten Reizen hin und her springen lassen, obwohl der große, dicke Topf mit Nektar unscheinbar überall und jederzeit erreichbar ist.

Ein Buch lesen bedeutet, ein Fundament zu bauen - sich hingegen durch die Welt zu zappen und zu klicken ist das Ergötzen an in dem Moment ihrer Entstehung zerfallenden Kartenhäusern.

Das ist der Grund, warum ich nach und nach aus allen meinen Texten Tondokumente machen werde. Einen Satz zu hören, vom Autor selbst, ist Glücksgefühl - nicht, weil meine Stimme so schön ist, sondern weil Intonation einen großen Teil von Intention vorweg nimmt. Intentionen wahrzunehmen erzeugt kein Glücksgefühl. Die Intention ist nur der Spannungsbogen von der Grundlage zur Erkenntnis. Je kürzer dieser ist, desto schneller tritt die Erkenntnis ein.

Als Autoren müssen wir uns darauf einstellen. Wir müssen uns zum Einen damit abfinden, dass die Menschen, die diesen Zusammenhang nicht erkennen (die sind nach dem ersten Absatz dieses Artikels schon ausgestiegen, weil Outlook ihnen eine neue Mail angezeigt hat oder im Fernsehen beginnt die nächste Folge von "Mitten im Leben" ;-) ) eh niemals mit unseren Gedanken etwas werden anfangen können. Wir werden diese Menschen eh nicht erreichen. Und ja, wir sollten diese Menschen als verloren betrachten. Mitleid in unseren Breitengraden braucht es nicht, denn heutzutage ist die Unmündigkeit selbst gewählt.

Zum Anderen müssen wir die Menschen, die dieser Erkenntnis folgen und die sich selbst Regeln für die Entschleunigung auferlegen und die ihren Sinn und ihre Wertigkeit verstehen, suchen. Sie bestärken. Und auch wenn die Anzahl der Menschen, die das verstehen immer geringer wird - es sind doch die Menschen, die die gebauten Fundamente beschreiten und ausbauen.

Eine letzte Erkenntnis möchte ich dabei nicht unerwähnt lassen: es ist völlig unerheblich, ob das Buch dabei in Papierform oder elektronisch gelesen wird. Als eBook-Selfpublisher glaube ich sogar, dass das elektronische Lesen hierbei die Logik noch besser umkehrt und der inhärenten Gefahr der neuen Medien ein Schnippchen schlägt. Sie können mir glauben, dass ich ein großer Freund der neuen Medien bin - ihren Nutzen kann man aber nur erkennen, wenn man bewusst sucht. Und dann ist es wirklich so, dass es Tools und Apps gibt, die sogar zur Entschleunigung beitragen können ... . Aber das ist ein weites Feld.

2. Mai 2015

Mut zur Lücke

Schriftsteller sollen ja manchmal ein besonderes Gespür für das Zeitgeschehen haben. Ich glaube derweil tatsächlich, dass es einige bemerkenswerte Nachrichten in den letzten Tagen gab. Für alle, die meine Seite besuchen, aber nicht an das Echolot im Gespür eines Dichters glauben (und schon gar nicht an das Meinige) empfehle ich, nachfolgende Links schlicht als Lückenfüller zu betrachten. Denn meine beginnende Arbeit am vierten Teil von "Justitia" und weitere Marketingmaßnahmen sind derzeit nicht besonders interessant.

- Martin Walser distanziert sich von seiner Paulskirchenrede aus dem Jahr 1998. Die hat mich damals sehr aufgeregt - ich hatte sogar einen Brief zur Weiterleitung an Walser an den Verlag geschickt: http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/martin-walser-paulskirchenrede-so-nicht-mehr-halten-a-1031674.html

- Tesla stellt eine "Home-Battery" vor. Ein geniales Prinzip, doch ich fürchte die Lobbyisten der Energieriesen und der Mineralöl-Industrie werden schwerste Geschütze auffahren: http://www.bbc.com/news/technology-32545081

- Der Depeche Mode Mastermind Martin L. Gore hat ein Instrumental-Album veröffentlicht. Sehr unterhaltsam - ein Einblick in die Rohfassung von Depeche Mode Songs und was zum chillen: http://www.depechemode.de/video-martin-gore-spricht-ueber-sein-album-mg-37513/

- Trotz Projekten wie "Mono" oder der "Xamarin IDE" ist es nur schwer möglich, mit .NET auf einem OSX Applikationen zu entwickeln. Schaut man sich die Windows 10 Strategie von Microsoft an und der Weg hin zu mehr Kompatibilität, dann ist diese Kleinigkeit vermutlich erstes praktisches Resultat einer großen Kehrtwende bei Microsoft.  

- BLUR sind zurück. Und jetzt wartet die Musikwelt auf das Comeback von OASIS. Aber ... BLUR werden wohl in Kürze nachlegen. Mit einem zweiten Album. Glaubt zumindest der Musikexpress.

- Keine Neuigkeit, aber eine Neuentdeckung. Ich habe in meinen Favoriten die größten deutschen Tageszeitungen. Zu meinem täglichen Ritual gehört es, diese Seiten aufzurufen und zu schauen, welches die Topthemen dort sind. Die Seite Newstral.com macht das ebenso - aber sehr übersichtlich. Übrigens nach einem ähnlichen Prinzip wie dieses tolle Tool ;-)