26. Oktober 2014

Lieben und Vergehen


JUSTITIA2 CoverDas ist schon ein sehr düsterer zweiter Teil meiner Krimi-Reihe. Die einzelnen Elemente der Handlung wirken so hintereinander weggelesen doch sehr depressiv. Entstanden sind sie natürlich nicht so kompakt - da lagen mehrere Wochen zwischen dem Schreiben der einzelnen Handlungsebenen. Ein neuer, sehr sympathischer Protagonist wird nur eingeführt, um gleich wieder ausgelöscht zu werden. Und zwei weitere wichtige Figuren sterben ebenfalls kurz hintereinander. War „Die Akte Cassandra“ noch ein richtiger Thriller, so ist „Lieben und Vergehen“ ein martialisches Psycho-Drama.

Die Rohfassung ist fertig und wird derzeit korrigiert. Anfang Dezember wird es den zweiten Teil der Justitia-Krimi-Serie bei Amazon zu kaufen geben. Ich mache mich in den kommenden Tagen bereits an das Verfassen des dritten Teils, der im März erhältlich sein wird.

19. Oktober 2014

Mit Humor durch den Alltag, Teil 1.

Heute: Der Zusammenhang zwischen Topfpflanzen und Ebola.

Wie heute bekannt gegeben wurde, wird das neue Dschungelcamp nach Sierra Leone verlegt. Macht ja auch Sinn.

Statistisch werden drei der Teilnehmer die erste Woche überleben - dem Rest schauen wir beim Verrecken zu. Brot und Kakerlaken. Ich und mein innerer Schweinehund sitzen dann biertrinkend auf dem Sofa und schauen dem Treiben zu. Aber ich befüchte, dass wird ein bisschen langweilig. Denn das muss sich so ein Ebola-Virus schon vorwerfen lassen: Langeweile.

So ein Virus verrichtet sein Werk langsam und bedächtig. Überhaupt keine Action beim Verrecken. Statt einem Schweiger/Tukur Tatort mit spritzendem Blut zu fröhnen, schaue ich quasi einer Topfpflanze beim Verwelken zu. Achtet man auf die feinen, sehr feinen, Nuancen bei den Abstufungen von Intelligenz und sozialer Kompetenz - im Vergleich zwischen Ebola-Virus, Fernsehzuschauer, Dschungelcampist und Topfpflanze - liegt vermutlich die Topfpflanze vorn.

Was lernen wir daraus? Der Ebola Virus kann der Topfpflanze nichts anhaben. Das hat die Natur wohlweislich so eingerichtet.

Lasst uns also Topfpflanzen sein.

Grundsätzlich aber gilt: wir sollten uns aus diesem Konflikt zwischen Topfpflanze und Ebola raushalten. Wir haben mit genug anderen Dingen zu kämpfen. Die Wirtschaft zum Beispiel. Die schwächelt. Sagen die, die sich Leistungsträger nennen. Ja, liebe Leute, auch da hat uns die Topfpflanze etwas voraus. Könnte die Topfpflanze an der Börse spekulieren, sie hätte schon längst auf die Designer von Body-Bags gesetzt. Deren Börenkurse gehen durch die Decke. Und ich verrate Euch was! Es ist noch nicht zu spät! Ihr solltet in das Geschäft mit Body-Bags einsteigen! Die Hersteller sind kreativ und auf den praktischen Gebrauch bedacht. Die Nachfrage steigt, das Angebot auch - Dividenden für Bodies. Mit exklusivem Design. Ein nachhaltiges Wertpapiergeschäft!

BodyBagTopfpflanze

Exklusiver, individueller Body-Bag? - Ich will einen mit Topfpflanze!

Aber was sollte eine Topfpflanze mit Dividenden anfangen? Das proaktive Handeln von Topfpflanzen ist beinahe so träge wie das des gemeinen Fernsehkonsumenten in der nördlichen Hemisphäre. Ich plädiere daher für eine Art Fair-Trade bei Topfpflanzen! Für jede in Deutschland gekaufte Topfpflanze geht ein Obolus zurück in das Herkunftsland wofür dort eine Pflanze gleicher Art ausgewildert wird. Mit jedem Stück Behaglichkeit, die wir in unser Wohnzimmer holen, geben wir der Natur ein Stück ihrer selbst zurück. Das Ergebnis wird erstaunlich sein. Wir arbeiten an der Beständigkeit der Natur am anderen Ende der Welt und erschaffen den Dschungel in Sierra Leone. So können wir dort den Prominenten beim Verrecken weiter zuschauen.

Selbstverständlich haben wir mit dem Kasten Bier auch gleich ein Stück Regenwald mitgekauft. Gleichzeitig wird der Dschungel in heimischen Gefilden durch eine Art Hype des Topfpflanzen Fair-Trades stetig mehr ausgebildet. In einigen Jahren führt das zu erheblichen Kostenersparnissen. Ich sage Euch - bald haben wir unseren eigenen Dschungel! Ein Dschungel aus Topfpflanzen, der das Fernsehregal umklammern wird und die Welt dort mit der Welt in uns und ums herum verschmelzen lassen wird. Und dann ist es passiert. Es wird der Tag kommen, da werden wir selbst zu Topfpflanzen.

Wir brauchen dann nur noch ein bisschen mehr Ebola.
Hier.
Direkt vor der Haustür.
Und ein paar mehr Body-Bags.

Aber jetzt kennen wir ja die Zusammenhänge. Lasst uns gemeinsam daran arbeiten!

Mehr Ebola in den Hirnwindungen!
Rettet die Topfpflanzen!
Schaut mehr Dschungelcamp!
Kauft mehr Body-Bags!



15. Oktober 2014

DEPECHE MODE - Live in Berlin

In knapp einem Monat erscheint die ersehnte Konzert-DVD „Live in Berlin“ von Depeche Mode. Vor gut einem Jahr wurden zwei Konzerte in Berlin aufgezeichnet - die besten Takes aus diesen Konzerten sind auf der DVD gelandet.

In einem Deluxe-BoxSet gibt es das Konzert auch als Audio CD, sowie ein Accoustic-Set mit besonderen Interpretationen einiger Songs von Martin Gore. Außerdem ist das Album „Delta Machine“ als BluRay Audio im Dolby 5.1 Sound beigelegt.

Für Diskussion sorgt die Entscheidung, dass das Konzert nicht als Bluray in bestmöglicher Auflösung erscheint. Anton Corbijn, der Macher des Films, hat dies in einer Stellungnahme begründet. Er bevorzugt den altmodischen Look.

Das Artwork der "Delta Machine", die Dreiecke (Deltas) aus denen DM zusammengesetzt wurde, wird konsequent weiter genutzt.

Hier der Trailer zu „Live in Berlin“.


Depeche Mode - Live In Berlin (Trailer) from Depeche Mode on Vimeo.


14. Oktober 2014

Schwanzprothese

Gestern und Heute war ich zu Hause. Die alten Holzfenster in meiner Mietwohnung brauchten einen Anstrich von außen und eine Isolierung von innen. Ein Gerüst steht vor meinem Fenster, die Handwerker gehen ein und aus und machen ihre Arbeit vorzüglich.

Aber nicht diese Arbeit ist lästig, viel schlimmer ist der Menschenschlag, der sich im Sommer im Baumarkt mit einer Schwanzprothese bewaffnet hat und sich jetzt heraustraut. Und es wird jedes Jahr schlimmer. Wenn man unter der Woche zu Hause ist, im Frühherbst, dann ist man diesen armseligen Schwanzprothesenträgern ausgesetzt.

Es ist unglaublich, aber seit vier Stunden(!) laufen hier mehrere Gestalten mit Laubpustern durch die Straßen und blasen locker aus der Hüfte das Laub durch die Straße. Von der Seite betrachtet ist die Metapher der Schwanzprothese wirklich sehr passend. OK, vielleicht übertreibe ich etwas.

Das mit den vier Stunden stimmt, mehrere Gestalten kann ich mit Protagonist und Echo spezifizieren, einzig und allein das Laub fehlt. In dem großen Hinterhof, der Parkplatz eines Supermarktes, steht kein einziger Laubbaum. Es gibt vor der Attacke mit den Laubbläsern kein einziges Blatt eines Baumes dort wegzupusten. Ich verstehe nicht, was der Schwanzprothetiker dort veranstaltet.

Gegenüber auf der anderen Straßenseite steht ein Laubbaum, der wirklich ständig Blätter verliert. Der Nachbar gegenüber geht einmal am Tag dort mit einem Besen zu Werke und kehrt das Laub ein. Vorbildlich.

Der Schwanzprothetiker aber rennt ein halbes Dutzend mal an denselben Stellen hin und her. Nichts ist vor seiner Düse. Gar nichts. Was für eine unnütze Arbeit, was für ein unnützer Lärm, was für ein unnützes Dasein. Diese unnütze Arbeit scheint sich jeden Werktag zu wiederholen. Stundenlang.

Der Frühherbst ist die Zeit der Schwanzprothetiker. Wenn es eine Partei gibt, die das Verbot von Laubbläsern auf Platz 1 ihrer Agenda setzt - ich glaube, ich würde sie wählen … .

13. Oktober 2014

Der Blinde Fleck

Wenn die Recherchen des Journalisten Ulrich Chaussy korrekt sind - und es gibt keinen vernünftigen Grund, dies anzuzweifeln - dann sollten kritische Menschen nach einem rechtsradikalen Mann Ausschau halten, der heute so Mitte 50 sein müsste. Wichtigstes Merkmal: Ihm fehlt eine Hand. Die hat er am 26.09.1980 am Haupteingang zum Münchner Oktoberfest verloren. Und angenommen, diesen Mann gibt es irgendwo und ferner angenommen, dieser Mann würde seine Erkenntnisse preisgeben - ein nie dagewesenes politisches, ja gesellschaftliches Erdbeben wäre die Folge.


Von Peter Killert.
Der blinde Fleck 2013 DE Poster
Der blinde Fleck (2013)

Franz Josef Strauß hat noch am Abend des Attentates den wohl folgenschwersten Fehler seiner politischen Laufbahn begangen - er hat das Oktoberfest-Attentat den „Linken“ angedichtet und den Rücktritt des damaligen Innenministers Baum gefordert. Dann aber kamen die Fakten ans Licht. Der vermeintliche Einzeltäter Gundolf Köhler war Mitglied der rechtsradikalen Wehrsportgruppe Hoffmann, deren Verbot Strauß abgelehnt hatte. Der Schuss ging für Strauß nach hinten los. Wie viele Stimmen Strauß dann eine Woche später bei der Bundestagswahl mit ihm als Kanzlerkandidaten deswegen abhandengekommen sind - darüber kann man nur spekulieren. Es ist aber dennoch wahrscheinlich, dass diese Aussage Strauß die Kanzlerschaft gekostet hat.

Beim Oktoberfestattentat am 26.09.1980 starben 13 Menschen. Unter ihnen drei Kinder und der Attentäter selbst. Über 200 wurden zum Teil schwerverletzt. Das Oktoberfest-Attentat war der bis heute folgenschwerste terroristische Anschlag in Deutschland. Aber war Gundolf Köhler wirklich ein Einzeltäter?

Der Journalist und Autor Ulrich Chaussy recheriert seit mehr als drei Jahrzehnten und hat ein unbestreitbares Netz aus Vertuschung, Lügen und Ungereimtheiten aufgedeckt. Ein Buch zu dem Attentat aus dem Jahr 1985 wurde 2012 neu aufgelegt und im Kontext der NSU Morde mit dem Untertitel „Wie die Verdrängung des Rechtsterrors begann“ versehen. Justiz und Verfassungsschutz haben nicht erst bei den NSU-Morden versagt - alles begann am 26.09.1980.

Der Spielfilm „Der blinde Fleck“ aus dem Jahr 2013 erzählt von Chaussys Recherchen. In der Hauptrolle Benno Führmann, der den Journalisten Ulrich Chaussy spielt. Chaussy ist Mitarbeiter des Bayerischen Rundfunks und kommt mit dem Hinterbliebenen-Anwalt der Oktoberfest-Opfer Werner Dietrich (gespielt von Jörg Hartmann) in Kontakt. Als er immer mehr Anhaltspunkte findet, die die These der Alleintäterschaft des Gundolf Köhler unhaltbar machen, beginnt er weitergehend zu recherchieren. Unterstützung erhält er aus Kreisen des Staatsschutzes von einem Referenten, der Chaussy aber offensichtlich ausnutzen will, um selbst Karriere zu machen. Dieser Referent weiß von Praktiken des Staatsschutzes, bei denen gezielt Informationen an Journalisten weitergegeben werden. Chef des Referenten ist Dr. Hans Langemann (Heiner Lauterbach), seines Zeichens Leiter des bayerischen Landesamtes für den Staatsschutz und - nach eigenen Aussagen - einflussreichste Persönlichkeit nach dem Ministerpräsidenten. Für einen ähnlichen Vorfall - die Weitergabe von Informationen an Journalisten - wurde Langemann Anfang der 90er Jahre auch tatsächlich rechtskräftig verurteilt.

Die Recherchen von Chaussy fördern immer mehr Ungereimtheiten zutage. Warum schließt ein angeblicher Einzelgänger, vom Leben frustrierter junger Mensch eine Woche vor seinem Selbstmord einen Bausparvertrag ab, gründet eine Band und fährt mit einem Interrail-Ticket durch ganz Europa? Woher kennt dieser junge Mann die Feinheiten im Umgang mit nachweislich militärischem Sprengstoff? Und wo sind die beiden Männer, mit denen Köhler kurz vor dem Attentat am Papierkorb, in dem die Bombe versteckt war, gestritten hatte? Zeugenaussagen, die die Existenz dieser Männer belegen, werden nicht berücksichtigt. Der wichtigste Augenzeuge, ein Homosexueller, der Köhler aus Interesse sehr lange beobachtet hatte, stirbt sogar den plötzlichen Herztod. Warum beginnt bei den Menschen, die über die Herkunft des Sprengstoffes Bescheid wissen, die „Wolfszeit“ - eine Serie von Selbstmorden? Die Spekulationen gehen immer weiter. Gab es Kontakte zwischen der Wehrsportgruppe Hoffmann und dem rechtsradikalen Netzwerk „Gladio“, verantwortlich für ähnliche Anschläge in anderen europäischen Ländern?

Der Titel des Films ist dabei sehr geschickt gewählt, denn der „Blinde Fleck“ ist sowohl ein Begriff aus der Psychologie (als Synonym für „kognitive Dissonanzen“) als auch aus der Medizin und bezeichnet eine Sehschwäche. Ich tendiere dazu, die medizinische Bedeutung hier heranzuziehen. „Der blinde Fleck“ als Synonym für eine Justiz, die auf einem Auge blind zu sein scheint.

Die große Frage, die der Film aufwirft: „Will die Justiz auf einem Auge blind sein oder ist es nur komplettes Versagen Einzelner?“  - Besondere Relevanz bekommt diese Schlüsselfrage vor dem Hintergrund des NSU Terrors, mehr als zwanzig Jahre nach dem Oktoberfestattentat. Kann es möglich sein, das Justiz und Staatsschutz gleich zweimal so eklatant versagen? Im Spielfilm wird diese Frage dadurch aufgeworfen, dass Chaussy seine Recherchen längst abgeschlossen und sich - vor allem auch wegen der Gefahr, in die er sich selbst und seine Familie brachte - von dem Thema abgewendet hatte. Der NSU Terror hat die alten Fragen wieder in das Zentrum gerückt. Chaussy beginnt wieder zu recherchieren.

Jetzt sind wir wieder bei der mysteriösen, abgerissenen Hand. Diese wurde am Tatort gefunden, konnte weder Köhler noch einem der Opfer zugeordnet werden und lag seit dem Attentat in der Asservatenkammer. Die Fingerabdrücke dieser Hand waren im Keller von Gundolf Köhler gefunden worden. Jetzt, über dreißig Jahre nach dem Attentat, wäre ein DNA Abgleich möglich gewesen. Chaussys Anfrage beim Genrealbundesanwalt erhält eine unglaubliche Antwort: alle Asservate seien aus Platzmangel Anfang der 90er Jahre vernichtet worden - nicht irgendwelche Asservate, sondern die des schlimmsten Terroranschlages der Deutschen Geschichte.

Der Film hat eine besondere Stärke. Er könnte die dramatischen Ereignisse sehr viel actionreicher darstellen. Das macht der Film nicht und unterstreicht damit seinen dokumentarischen Charakter. Der Film wirft sehr viel mehr Fragen auf, als er beantwortet. Er hat kein Happy End. Er hat überhaupt kein richtiges Ende. Überhaupt sind wir erst ganz am Anfang.

Letzten Monat hat der bayerische Landtag über die Wiederaufnahme der Ermittlungen beraten. Offizieller Grund: nicht ausgewertete Akten und eine neue Zeugenaussage: eine Frau hat bei einem Freund von Köhler einen verfassten Nachruf gelesen. Zu einem Zeitpunkt, an dem niemand den Namen Köhler kannte … .


Interaktives Dossier des Bayerischen Rundfunks mit vielen Hintergründen und Interviews.

Wikipedia Hintergründe zum Attentat.

12. Oktober 2014

9. Oktober 2014

Völlig daneben

Das war nix. Da habe ich mal wieder komplett daneben gelegen. Ich hatte gedacht, der syrische Lyriker Adonis würde dieses Jahr - auch als politisches Signal - den Literaturnobelpreis bekommen.

Twitter

Stattdessen gab es eine große Überraschung. Und ich muss zugeben, dass ich von diesem Autor noch nie etwas gehört, geschweige denn gelesen habe. Und bei Literatur und Frankreich wäre Michel Houellebecq meine erste Eingebung gewesen.

Der Literaturnobelpreis 2014 geht an Franzosen Patrick Modiano.  

Ich kann allerdings feststellen, dass mit dieser Überraschung kaum einer gerechnet hatte. Dieser Name - der bei vielen Kritikern plötzlich als gute, ja sogar naheliegende Wahl selbstverständlich erscheint - war auf keiner der Nominierungslisten, die vor dieser Preisverleihung immer wieder im Internet auftauchen. 

6. Oktober 2014

Glück wartet in einem Labyrinth

Eine ganz abstrakte Variante einer alten Parabel.

Man geht ja im Allgemeinen davon aus, dass entweder alles was passiert auf dem freien individuellen Willen eines Menschen basiert. Oder alles ist vorherbestimmt - der freie Wille wäre dann nur eine Illusion. Wie wichtig diese Frage ist zeigt sich, wenn Konflikte ausbrechen. Wer an einen höheren Sinn und vorgegebene Bestimmung glaubt, kann Menschen, die sich auf ihren Verstand verlassen, nur Ungläubigkeit zusprechen. Selbst dann, wenn der Verstand selbst und die Fähigkeit des eigenem Handelns in seinem Ursprung kein Zufall sind - selbst dann, wenn es im Sinne eines Schöpfer gerade nicht seine Bestimmung ist, die uns definiert, sondern er unsere Identität im freien Willen verborgen hat. Eigenes Handeln wiederum ohne einen wie auch immer gearteten Kontext wahrzunehmen, ist Nährboden für Narzismus und Egoismus. Es ist leicht einzusehen, dass diese Egozentrik in unserem Kulturkreis dominiert.

Kann es auch etwas dazwischen geben? Natürlich. Es ist die individuelle Autonomie welche nur zulassen muss, dass das Streben nach Glück auch individuelles Glück für jeden bereithält. Stellen sie sich das Leben als Videospiel vor. Sie steuern sich, die Hauptfigur, durch ein Labyrinth. Oben, in der entgegen gesetzten Ecke zum aktuellen Standort, wartet ein Bonus, ein Stückchen Glück. Und auf welchem Weg auch immer, egal, welche Hindernisse dort sind - ohne irgendwo wartendes, vorhandenes Glück, als eine große Portion oder viele kleine Häppchen auf dem Weg, wäre das ganze Spiel in sich unlogisch, völlig unnütz. Das Bild also, dass wir wählen, um einen Zweck zu illustrieren, birgt in sich selbst schon seine Bestimmung. Sonst wäre es kein Bild. Dabei ist es unerheblich, welches Bild wir wählen.

Selbst das Bild eines Labyrinthes als Selbstzweck, um der banalen Erkenntnis „der Weg ist das Ziel“ einen anständigen Anstrich zu verleihen, hat einen Sinn - gerade und besonders dann, wenn wir uns die Verortung von Glück in einem Labyrinth ohne Wände vorstellen. Ein Labyrinth ohne Wände ist ein Ausgang, ist ein Eingang, ist ein Bild als Selbstzweck. Ein Labyrinth ohne Wände - ist das Unsinn? Ein Bild ohne Farbe - macht das Sinn?

Was immer man auch antworten mag - hüten sie sich davor, ihre eigene Suche nach Glück in einem Labyrinth zu verorten. Nur weil sie mal gegen eine Wand gelaufen sind. Nur weil gerade mal ein bisschen die Orientierung fehlt … .

3. Oktober 2014

Yosemite

"Yosemite" - oder auch OSX 10.10 - ist das zweite komplett kostenfreie Betriebssystem von Apple. Es wurde vor einigen Monaten auf der Entwicklerkonferenz in Kalifornien vorgestellt und wird wahrscheinlich in knapp zwei Wochen für alle MacUser zu laden sein. Apple hatte ja schon mit "Mavericks" die Katzenviecher abgeschafft und benennt seine Betriebssysteme jetzt nach Regionen in den USA. "Yosemite" ist der Name eines großen Nationalparks in Kalifornien.

Ich war neugierig und habe jetzt die vierte Beta Version installiert, die mit einer sogenannten "Golden Master" Version identisch ist. Die Anzahl an Bugs und Fehlfunktionen sollte schon auf ein Minimum reduziert sein. Man kann also eine Installation auf einem produktions-unkritischen System wagen. Hier einige erste Eindrücke und Hinweise.

Yosemite iTunes
Das neue iTunes - schlichte Optik.


Installation
Um die Beta-Version zu laden, muss man sich auf der Apple Homepage mit seiner Apple-ID anmelden und bestätigen, dass man an dem Beta-Programm teilnehmen möchte. Apple macht den User auf den Beta-Status, Sicherungskopien etc. aufmerksam. Dann wird Yosemite ganz normal aus dem AppStore geladen und installiert. Die Größe des Downloads ist 5,6 GB. Die Installation braucht ca. 40 Minuten. Nach einem Neustart wird das System eingerichtet und da gibt es für alle, die mit LaTex arbeiten und das Texlive Paket installiert haben, etwas sehr Verwirrendes: der Mac zeigt fast eine Stunde lang " ... noch ungefähr eine Minute" als verbleibende Installationszeit an. Meine Recherchen haben ergeben, dass dies mit dem TexLive zusammenhängen muss, da es unabhängig auf zwei Macs passiert ist. Auf beiden war das TexLive Paket installiert. In jedem Fall nicht in Panik geraten oder den Mac zum Neustart zwingen! Die Installation läuft durch - es dauert nur etwas länger. Wer das vermeiden möchte kann TexLive natürlich vor dem Upgrade deinstallieren.

Erster Eindruck
Nach einem Neustart erscheint der Anmeldebildschirm. Optisch an Yosemite angepasst gibt es aber hier nichts Spannendes. Nach der Anmeldung fallen zwei Dinge optisch sofort auf: Die neue Standardschriftart ist jetzt "Helvetica Neue" und hat "Lucida Grande" ersetzt. Derzeit laufen in den einschlägigen Foren heiße Diskussionen zu dem Thema. Ich glaube, es ist nur eine Sache der Gewöhnung. Optisch stimmig ist die Schriftart auf jeden Fall. Und das Dock sieht anders aus. Ich bin echt erleichtert, dass dieser 3D-Quatsch, den man unter Mavericks nicht umgehen konnte, endlich verschwunden ist. Die Icons im Dock sind bunt, detailliert, aber dennoch simpel gehalten.

Yosemite Dock
Das Dock in Yosemite - 3D war gestern

 

Yosemite Schrift

Die neue Standardschriftart ist "Helvetica Neue" - gewöhnungsbedürftig.


Die optischen Änderungen sind auch die wesentlichen Änderungen in OSX. Unter der Haube wurden ja neue Frameworks wie HomeKit oder die Programmiersprache "Swift" etabliert. Ich bin sicher, dass diese Änderungen in den kommenden Monaten die eigentlichen Vorzüge von OSX in den Vordergund stellen werden. Mit SWIFT werde ich mich noch sehr ausführlich auseinandersetzen. Ich bin mit "Objective C" nie klar gekommen.
Eine weitere optische Neuerung ist der "Dark Mode", der ja bei vielen Programmen (Lightroom, Coda, Pixelmator) schon vorgegeben ist. Menues und Dock werden in dunklen Farben dargestellt, was für einige User anscheinend ein besonderes Feature ist.

Yosemite Settings
Settings in Yosemite - hier lässt sich der DarkMode aktivieren


Stabilität
Die wichtigste Frage ist natürlich - läuft alles? Bisher eindeutiges "Ja". Ich habe keine Abstürze erlebt. Kein Programm macht Ärger. Das ist erstaunlich, da die Entwickler erst jetzt für Yosemite optimierte Applikationen einreichen werden. Alle wichtigen Programme scheinen stabil zu laufen.
Den üblichen Ärger macht Flash. Das funktioniert zwar, scheint aber wieder den alten Bug mit extrem hoher Prozessorauslastung und langen Ladezeiten zu produzieren, zum Beispiel bei Video auf YouTube. Aber das sind MacUser gewohnt. Und außerdem, wer braucht schon Flash? Videos werden mehr und mehr über den HTML5 Standard integriert.


Vorzüglich ist iCloud Drive. Das ist ein Cloud Ordner, der jetzt genauso funktioniert wird Dropbox. Die Preise für iCloud hat Apple drastisch gesenkt. 20GB gibt es jetzt schon für 1,- EUR im Monat, 5GB sind kostenlos. iCloud Drive ist jetzt Teil des Finders und steht nach eine Konfiguration von einigen Minuten zur Verfügung. Ob das so zuverlässig läuft wie Dropbox wird sich in den kommenden Wochen zeigen.


Aber nicht nur Dropbox läuft Gefahr, überflüssig zu werden. Auch Hilfsprogramme wie „Alfred“, mit dem man bisher sehr schnell Suchergebnisse anzeigen lassen konnte, wird durch eine neue Suche ersetzt. Gibt man dort ein Schlüsselwort ein, werden sofort Vorschauen der lokalen Dokumente, aber auch Einträge im Lexikon oder Internetseiten angezeigt. Diese Suche war bisher sehr schlicht und langsam links oben in der Taskbar - jetzt erscheint sie zentral auf dem Bildschirm - eben genau wie das Tool „Alfred“, das ich schon vom Mach entfernt habe.

Yosemite Suche

Neue Suche in Yosemite. CMD-Space zentriert die Suche auf dem Bildschirm.



Hier gibt es weitere Infos zu Yosemite. Erscheinungstermin von Yosemite ist vermutlich der 21. Oktober 2014. An diesem Tag stellt Apple mal wieder neue Produkte vor - der Release von Yosemite bietet sich dann an.