28. September 2014

Work in Progress

Im Abstand von drei Monaten erscheinen in der „Justitia“-Krimireihe fünf einzelne Bücher. "Die Akte Cassandra" ist bereits erschienen. Alle Bücher sind das Ergebnis eines Umschreibe-Prozesses. Aus Drehbuch-Entwürfen werden vollständige Erzählungen.

Ich liege dabei ganz gut im Zeitplan. Der zweite Teil wird sicher Anfang/Mitte November fertig sein und bei meinem Besuch auf meiner Insel den Feinschliff erhalten. Teil 2 mit dem Titel „Lieben + Vergehen“ wird rechtzeitig vor dem Weihnachtsgeschäft erhältlich sein.


Während des Schreibens kamen mir ein paar Ideen, die für den weiteren Verlauf und vor allem für das „Marketing“ meiner Bücher interessant sein werden. Es wird „Outtakes“ geben. Das entspricht in etwa dem, was man auf einer DVD unter „Extras“ findet. Das sind meistens nicht verwendete Szenen.

Solche Szenen gibt es auch in Büchern - meistens werden sie komplett gestrichen oder beim Export ins eBook ausgeklammert. Oft werden solche Outtakes nie wieder angefasst.

Bei diesem zweiten Teil wird es zwei Outtakes geben, die ich ein wenig bearbeitet als Extra auf meiner Homepage anbieten werde. Den Hinweis dazu gibt es dann in dem eBook selbst am Ende. Worum es bei diesen Outtakes geht und warum ich sie dennoch für lesenswert halte, das erzähle ich hier, wenn es so weit ist … ;-)

Neues von meiner Insel ...

Von Amrum Touristik gibt es einen neuen Werbefilm, der die Insel Amrum in etwas mehr als drei Minuten näher bringen soll. Ich finde diesen Film sehr gut gelungen und möchte ihn als Amrum Fan hier nicht unerwähnt lassen. Hier also ein Film zum Träumen ;-) :

25. September 2014

Eindrucksvoll. Eindringlich.

Man sieht auf fast allen großen Portalen von Tageszeitungen im Internet mittlerweile eine Rubrik, die ich mal „Bild des Tages“ nennen würde. Das sind besondere Fotos von Nachrichtenagenturen zu allen möglichen Themen. Das können Kuriositäten sein, Schnappschüsse und manchmal eben auch ganz besonders eindringliche Momentaufnahmen.

Ich kann mich zum Beispiel an ein Foto erinnern, ca. eine Woche nach dem Tsunami in Japan, wo ein kleiner Junge (oder Mädchen) vor einem Mann im Schutzanzug stand, der kleine Junge die Arme hochhob und der Mann im Schutzanzug ihn mit einem Geigerzähler „abtastete“.  Das Bild war deswegen eindringlich, weil die Geste des kleinen Jungen wie ein Sich-Ergeben wirkte. Die Distanz, die mit dem Geigerzähler und dem Schutzanzug geschaffen wurde, brachte auf den Punkt, wie sehr eine Katastrophe den Menschen von der Menschlichkeit entrücken kann.

(Hier ist das Foto zu sehen - wegen des Copyright ist das Foto nicht Teil meiner Seite)

Gestern - und wirklich eindringliche Fotos, die man sofort für allerhöchste Preise ausloben sollte sind ganz selten - gab es ein Foto auf SPIEGEL.DE, dass ich auch für sehr bemerkenswert halte. Es zeigt ein vor der IS aus Syrien geflohenes, kurdisches Mädchen nach seiner Ankunft in der Türkei. Ein Mann mit Schutzmaske steht hinter dem Kind. Das Eindringliche ist der Gesichtsausdruck des Mädchens.

Der Gesichtsausdruck des Mädchens zeigt, dass die Kindheit vorbei ist. Die Unbeschwertheit. Und das Foto zeigt dies eindeutig, weil es das Grauen im Blick des Kindes zeigt. So einen Blick hat normalerweise nur ein erwachsener Mensch. Das Kind muß also entsetzliche Angst erfahren haben.
Es ist kein trauriges Gesicht, das man bei Kindern manchmal sehen kann. Auch nicht das Gesicht eines Kindes, das eben mal hingefallen ist - es ist ein kurzer Moment, ein Augenblick im wahrsten Sinne des Wortes, der einen Bruchteil von panischer Angst an den Betrachter heran transportiert. Dazu auch die erschrockene Körperhaltung des Kindes. Ein eindringliches Zeitdokument.

(Hier ist das Foto zu sehen - wegen des Copyright ist das Foto nicht Teil meiner Seite)

21. September 2014

Leben außerhalb der Nussschale

Dieses kleine Böötchen liegt vor Anker nahe dem Fährhafen vor Wittdün. Ich habe nie einen Menschen dort gesehen, der in dieses Böötchen eingestiegen ist. Es liegt dort einfach, alle sechs Stunden auf festem Grund und wenn die Flut wiederkommt schwebt es über die kleinen oder großen Wellen.


Irgendjemand hat es dort festgemacht - das ist meine feste Überzeugung - um mir, dem ständig auf die Insel wiederkehrenden Dorfpoeten, ein Motiv zu geben. Nun Fremder, wer immer Du auch bist, hier ist das, was Du an Eingebung bewirkt hast. Eine Eingebung, die sich an meine Leitmotive anschmiegt wie Wellen an eine Nussschale.


Leben außerhalb der Nussschale


Einfach einsteigen. Und davonfahren. Wenn genug Wasser vorhanden ist.
Ein Traum. Gegossen in die Form einer Nussschale, welche auf Anker gelegt ist und die Gezeiten ihr Spiel treiben lässt.


Und da kommt er wieder, um die Ecke, nach dem er einmal die ganze Insel umrundet hat. Ein Dorfpoet, der seine Gedanken in eine Nussschale legen kann und dem dort alle Richtungen auf dem unendlichen Ozean der unendlichen Möglichkeiten offenstehen - er bleibt auf der Insel. Er fährt nicht fort. Den Gedanken zu entkommen - was eh niemals gelingen kann - ist nicht Sinn und Zweck einer Nussschale.

Mit ihr aber werden aus lyrischen Bildern reale Bilder. Ozean. Horizonte. Schwimmen lernen. Bilder, die eingefangen etwas sagen. Eine Nussschale provoziert die Eingebung.
Der Sinn und Zweck einer Nussschale ist es, eine Nussschale zu sein. Etwas, das einen Kern umgibt. Etwas, das sich zur Flucht anbietet. Etwas, das einen Dorfpoeten überleben lässt.


Der Ozean wird dann wieder zu einem See aus Eigentümlichkeit. Der See zu einem Rinnsal letzter Schwermut. Und am Ende bleibt, was bleiben muss. Der Mensch. Ein Regentropfen. Alles in Allem. Eben Leben außerhalb der Nussschale.

16. September 2014

Rückblende WM 2014

Die Fußball-WM ist jetzt schon einige Wochen her. Es ist gar nicht so leicht, bei YouTube oder anderen Kanälen passende Videos zu finden. Das Copyright der Aufzeichnungen liegt bei der FIFA und in Kürze werden wahrscheinlich DVDs/BluRays erscheinen. Viele Video-Uploader werden daher zu einem Löschen der Videos gezwungen.

Drei sehenswerte Videos sind bisher nicht gelöscht worden. Und die möchte ich hervorheben. Es sind schöne Zusammenfassungen des Halbfinales und des Finales.

Alle Highlights zum unvergesslichen Halbfinale gegen Brasilien:


Alle Highlights des Endspiels:


Und abschließend: Gary Lineker und seine BBC Talkrunde in der Halbzeit des Halbfinales. Die Spielszenen wurden verfremdet, um einem Löschen des Videos zuvor zu kommen. Interessant sind hier aber nicht die Spielszenen, sondern die Kommentare und das Hervorheben der deutschen Fußballkunst vor allem durch Alan Shearer besonders in der Diskussion mit Alan Hansen. Sehr ungewöhnlich und ganz neue Töne von der Insel.

14. September 2014

Imperatives Schweigen

Es gibt zwei Zitate von zwei wichtigen Philosophen. Beide Zitate sollten von jedem, der sich zum Denken berufen fühlt, zutiefst verinnerlicht werden. Diese Auffassung zu vertreten, prägt mein Schreiben, mein Ich, mein denkendes Ich seit geraumer Zeit. Auf meiner Insel - Aufenthalte dort sind pure Horizonterweiterung - habe ich beide Zitate jetzt sehr viel näher zusammengebracht. Ich bin verblüfft. Ich bin seit langem sicher, dass es eine Art von Mathematik in der Abstraktion gibt, eine Art Inventar von noch unentdeckten Formeln, versteckt in unserer Sprache. Aber dass zwei auf den ersten Blick und in jahrelanger Verinnerlichung gänzlich verschiedene Zitate auf den gleichen substantiellen, kaum beschreibbaren Kern abzielen, hat mich überrascht. Hier der Versuch, meine Erkenntnis zu erklären.

Von Peter Killert.


In meinem Essay „Varianten des Imperativs“ bin ich auf die universelle Bedeutung des kategorischen Imperativs von Immanuel Kant eingegangen und habe ihn mit Varianten der großen aktuellen Philosophen Thomas Scarlon und Derek Parfit verknüpft. Diese Verknüpfung war sehr einleuchtend, da beide ihre Texte natürlich auch zu Kant in Relation setzen.

Ein anderer wichtiger Satz stammt jedoch aus dem Werk „Tractatus logico-philosophicus“. In diesem Werk stehen viele sehr gute Sätze. Einer ragt heraus. „Wovon man nicht sprechen kann, darüber muss man schweigen.“

Meine These ist nun ganz einfach. Ich behaupte, dass eine Erfüllung der Forderung Wittgensteins, eine perfekte Umsetzung des kategorischen Imperativs von Kant ist. Beide Sätze führen zu demselben Ziel: zu einem kategorischen, normativen Anspruch. Mehr noch: die Beherzigung der Forderung Wittgensteins ist ein ganz einfacher Anlass, dem kategorischen Imperativ von Kant eine praktische Anwendung abzugewinnen: das imperative Schweigen.

Man kann noch weiter gehen. Schweigen zu etwas, zu dem man nichts sagen kann, ist das ´Wollen-Können´ einer Maxime, aus der ein allgemeines Gesetz werden kann. Man stelle sich das vor: Menschen reden nur noch über das, worüber sie auch wirklich etwas sagen können. Natürlich kommt dabei direkt das Berufsbild des Politikers in den Sinn. Man stelle sich vor, Politiker reden und entscheiden nur über Dinge, über die sie etwas sagen können. Es würde sich wieder lohnen, den Redebeiträgen des Parlamentes zu folgen oder Talkshows anzusehen.
Natürlich ist mir bewusst, dass ich polemisiere. Weder Politiker, noch gewöhnliche Menschen, reden ausschließlich über Dinge, von denen sie nichts sagen können.

Fassen wir den Begriff ´reden´ ein wenig weiter und nehmen ´Kommunkation´ im Allgemeinen hinzu. Am besten noch die Kommunikation, die im vermeindlichen Schutzmantel der Anonymität der globalisierten Welt nicht nach Wissen oder Nicht-Wissen fragt. Das ´teilen´ von Unwissen ist nicht anderes, als das Reden statt eines angebrachten Schweigens. Gefährlich. Das ist sehr gefährlich, besonders in der Photoshopped Reality.
Da wird die Kippa eines Juden wegretuschiert und schon wird aus dem Opfer der einen Partei, ein Argument für eine nicht existente Realität. Da werden Inhalte geteilt, die man ausblenden, über die man schweigen sollte. Denn niemand kann wirklich etwas über diese Art der Realität sagen.

So entstehen unsäglich interessante Zusammenhänge:

  • Wenn ich nicht schweige, wo ich schweigen müsste und jemand schenkt dieser Oberflächlichkeit Glauben, trage ich dazu bei, dass die Welt falsch gesehen wird.
  • Ein falscher Blick auf die Welt ist wie die Orientierung an falschen Maximen.
  • Realität wird nicht nur durch Handeln bestimmt, sondern auch durch Worte.
  • Realität wird nicht nur durch Worte oder Handeln bestimmt, sondern auch durch Schweigen.
  • Schweigen birgt in sich das Potential einer Maxime für ein allgemeines Gesetz.
  • Schweigen ist vielleicht nicht immer richtig oder angebracht; Schweigen aber ist immer imperativ.
  • Handeln aus Unwissen oder Reden trotz Unwissen hat dieselben Folgen; es dient der Erbauung falscher Maximen.



Aber zurück zu Wittgenstein und Kant. Hat der Satz von Wittgenstein die gleiche Kraft wie der kategorische Imperativ? Ist der Satz von Wittgenstein nicht viel zu einfach?
Genau diese Frage und ihre Antwort ist so überraschend für mich. Darüber zu schweigen, wozu man nichts sagen kann, ist tatsächlich die einzig mir bekannte praktische Anwendung des kategorischen Imperativs. Ist das nicht unglaublich faszinierend? Die Maxime, die zu einem Allgemeinen Gesetz werden kann, ist das Schweigen. Das Handeln, das Kant meint, ist das Schweigen. Das imperative Schweigen. Ein Nicht-Handeln der besonderen Art. Ein Nicht-Handeln, das auf dem Bewusstsein von Nicht-Wissen, der stärksten Form von Mündigkeit basiert.

Mein Pläydoyer ist also ganz klar: Reden wir, wir alle, ab sofort nur noch über Dinge, über die wir wirklich etwas zu sagen haben. Und wenn wir etwas zu sagen haben, dann wollten wir auch die Mühe aufbringen, die richtigen Worte zu finden. Schweigen aber ist Nicht-Handeln. Reden wir über etwas, was andere mit ihrer Mündigkeit uns in den Mund legen wollen, Bilder, Nachrichten, Eindrücke, die wir anonym teilen sollen, dann werden wir dies ab sofort nur noch tun, wenn der Gegenstand über den wir reden und den wir mit unseren Worten in unsere Welt einordnen, so stark in unser eigenes, individuelles Wissen und unsere Mündigkeit eingebracht ist, dass es sich lohnt, das Schweigen zu brechen. Wir brechen die Maxime des Schweigens bewusst auf und stellen fest, wie banal das richtige Handeln doch ist: wir reden nur noch dann, wenn wir wirklich etwas zu sagen haben.

Persönliche Anmerkung: Sie kennen jetzt den Grund, warum nur so sporadisch Artikel im Kultur-Magazin erscheinen. Ich schreibe nur dann, wenn ich etwas zu sagen habe. Ich schreibe niemals über ungelesene Bücher, ungehörte Musik oder ungesehene Filme. Ich schreibe überhaupt nur dann, wenn mich ein Gedanke über eine längere Zeit beschäftigt und zum Durchdenken bewogen hat.





9. September 2014

Songs Of Innocence

Heute Abend hat Apple das neue iPhone und die Apple Watch vorgestellt. Beides interessiert mich nicht so brennend - innovativ ist heute Abend etwas anderes.

Das neue Album von U2 ist seit Jahren überfällig. Das letzte Album von U2 war sehr schwach. Es konnte nur besser werden. Unglaublich, weil eine Plattenfirma zig Millionen damit verdienen könnte und die Band selbst schon längst ausgesorgt hat: das neue Album von U2 mit dem Titel "Songs Of Innocence" gibt es bis Mitte Oktober für alle iTunes Kunden kostenfrei zum Download. U2 verschenken also ihr neuestes Werk.

Ein sehr schlichtes Cover und nach einem ersten Durchlauf ist der Eindruck "Back to the roots" - eine deutliche Steigerung zum letzten Album. Mehrere Songs bleiben direkt im Ohr. "Songs Of Innocence" wird bei mir die nächsten Tage auf ´Heavy Rotation´ laufen.



8. September 2014

Neues Amrum Fotoalbum

Das Fotoalbum von flickr - kostenlos und an die zweifellos größte Fotocommunity angebunden - wird leider immer unübersichtlicher. Man kann in einem angelegten Album zum Beispiel keine Bilder nach Datum sortieren. Die ältesten Bilder werden immer zuerst angezeigt - da man aber mit neuen Bildern auch etwa neues berichtet, sollte man diese Reihenfolge umkehren können. Das geht aber anscheinend nur manuell. Wer sortiert die Bilder aber schon manuell?

Egal. Ich habe mich daran erinnert, dass ich auf meinem Webspace weniger als 1% des Platzes nutze. Und ich habe mich an JALBUM erinnert. Der Platzhirsch beim Erstellen von WebAlben mit unzähligen Skins, bei denen man nicht mehr selbst an CSS und HTML Hand anlegen muss.



Gedacht, getan. Unter amrum.killert.de findet sich jetzt das Beste meiner Fotos der letzten sieben Besuche auf Amrum, aufgeteilt in einzelne Kategorien. Eine einfache Bedienung, wenn gewünscht auch mit selbstablaufender Diashow. Da die Bilder immer in bester Auflösung angezeigt werden, kann die Anzeige je nach DSL Geschwindigkeit etwas langsamer sein. Ich finde es jedenfalls sehr gelungen. Viel Spaß beim Anschauen.

Dieses Album wird weiter ausgebaut. Ich bin ja bald wieder auf meiner Insel ;-)

7. September 2014

Auf meiner Insel 22

"Sehr verehrte Fahrgäste. Leider müssen wir Ihnen mitteilen, dass der IC 2311 von Dagbeüll nach Stuttgart, über Hamburg, Bremen, Osnabrück, Münster, Köln als Folge des gestrigen Streiks heute leider entfällt. Bitte fahren sie mit unserer Bimmel-Bahn nach Hamburg-Altona und sehen sie dann zu, wo sie bleiben."

Ganz so schlimm war es dann doch nicht. Mit der Bimmel-Bahn ging es nach Itzehoe und da stand dann ein Ersatz-IC parat. Allerdings war ich mehr als eine Stunde länger unterwegs, als geplant.

Wenn man dann abends wieder zu Hause sitzt und sich an den heutigen Morgen und den gestrigen Abend erinnert, dann ist man schon ein bisschen wehmütig, weil dieser grandiose Urlaub so schnell vorbei war. Man ist vor der Abreise bestrebt, möglichst wenig Spuren zu hinterlassen. In der Wohnung, die man angemietet hat. Es soll alles wieder so einwandfrei sein, wie ich es vorgefunden habe. Das steht dann im Gegensatz zu dem, was in einem selbst vorgeht. So wenige Tage hinterlassen Spuren, verändern mich als Ganzes.

Diese tollen Radtouren bei perfektem Wetter. Nachmittags und abends auf dem Balkon gesesssen und Artikel in meinen Lieblingsmagazinen gelesen. Jeder Satz, jeder Blick auf den Strand - horizonterweiternd. Und dann nochmal raus, barfuß am Kniepsandhaken die Vordünen passiert und bis zu dem Knien durch das Wassser "gestapft". Das werde ich vermissen. Das vermisse ich bereits jetzt.

Bye, bye Amrum - Heute Morgen 7:50 Uhr auf der MS Schleswig Holstein

Köln HBF an einem Sonntagabend. Wieder die volle Dröhnung Assi-Kultur, stickige Luft - ich vermeide schon die S-Bahnen und nehme den Regional-Express. Aber trotzdem. Das hört sich arrogant an, ich weiß, aber solche Haltestellen, solche Zeitgenossen, gibt es auf Amrum nicht.
Ich hätte nie gedacht, dass ich die nordische Kühle, die Distanziertheit der Menschen, mal so zu schätzen lernen würde.

Aber nach der Insel ist vor der Insel. In 72 Tagen um die Welt - nicht ganz. Aber in 72 Tagen geht es wieder auf meiner Insel.

Morgen erstmal Fotos und Videos sichten. Und auch endlich wieder mit vernünftiger Geschwindigkeit hochladen.







6. September 2014

Auf meiner Insel 21

Jetzt hat mein mobiler Hotspot seinen Geist komplett aufgegeben. Nächster Eintrag erst wieder morgen, wenn ich zu Hause bin.

4. September 2014

Auf meiner Insel 20

Meinetwegen könnte jeder Tag so ablaufen. Also so ganz grundsätzlich. Ich suche schon seit geraumer Zeit nach einem Weg, die Insel mitzunehmen. Also nicht nur in Gedanken oder in Form von Mitbringseln. Sondern wiederkehrend, Tag für Tag.

Lange, aber nicht zu lange schlafen, nur das beste Toastbrot, nur den guten O-Saft, nur den richtigen Kaffee. Dann erstmal an den Strand, selbstverständlich scheint die Sonne, die Seele baumeln lassen. Dann auf´s Fahrrad an den Badestrand von Süddorf, ein Eis essen, sich (fast) ganz nackig machen und die Sonne genießen. Dann irgendwann wieder zurückfahren, einen kurzen Halt machen an der nächsten Aussichtsdüne - eine Uhr ist nebensächlich.

Badestrand in Süddorf

Und nachmittags das Ganze wiederholen. Am späten Nachmittag dann an den eigenen Texten schreiben. Abends ein Glas Wein, einen Sender im Radio suchen, der schöne Musik für nebenbei spielt, irgendetwas Richtung Jazz. Dann endlich mal Bücher lesen, zu denen man nicht gekommen ist. Abends scheint der Mond über das Wasser, die Strandläufer machen einen Lärm, der auf mich wirkt, wie eine Spieluhr auf einen Säugling. Schlafen bei weit geöffneten Balkontüren. Und am nächsten Morgen hören, riechen, schmecken, schlicht mit allen Sinnen erfahren, wie ein Tag von Neuem beginnt.

Heute gibt es auf flickr keine neuen Bilder, da die Internetverbindung heute Abend extrem langsam ist (Upload von einem einzelnen Bild beinahe 10 Minuten.)

3. September 2014

Auf meiner Insel 19

Am frühen Nachmittag habe ich meine Tour über die Insel für heute beendet. Jetzt sitze ich auf meinem Balkon und was kann ich berichten? Die ersten sechs Kapitel sind fertig. Das hört sich viel an, aber die "Justitia"-Serie basiert auf fertigen Drehbüchern, die ich nach meiner Beschäftigung mit dem Drehbuchschreiben vor ca. zwei Jahren fertiggestellt hatte und für die ich noch keine Aufmerksamkeit von Agenten oder Produzenten bekommen konnte. Eine Adaption in erzählerischer Form war eher als Übung gedacht. Die Idee, die Serie als eBook bei Amazon zu publizieren war dann naheliegend. Das bedeutet aber natürlich auch, dass sämtliche Dialoge und alle Zusammenhänge bereits fertig sind. Die Texte jetzt zu schreiben, ist tatsächlich "nur" eine Übung. Was lediglich hinzukommt sind die Dinge zwischen den Zeilen, die sonst als Bilder in einem Film auftauchen würden.

Dorfpoet at work ;-)

Wie bereits angekündigt heißt der zweite Teil der Serie "Lieben und Vergehen". Gerade hier sind die Dinge zwischen den Zeilen wichtig. Die erste Szene beschreibt, wie eine völlig zerbrochene Frau ihre Scheidungspapiere erhält. Sie hört "All I Need" von Radiohead. Radiohead ist die Lieblingsband dieser Frau. Radiohead ist zu Musik gewordene Depression. Tiefgehend und schmerzhaft, aber rein und melancholisch schön. Und während ich die Szene schreibe, höre ich natürlich genau diesen Song. Die Szene wird ebenso einfach und schmerzhaft wie der Song. Wenn ich bedenke, welch' finsteren Dinge in dieser Folge der Serie noch kommen werden, dann trifft der Titel "Lieben und Vergehen", den ich zunächst für nicht besonders treffen hielt, ziemlich genau ins Schwarze.


2. September 2014

Auf meiner Insel 18

Meine Radtour auf Amrum
Ich komme kaum zum schreiben, denn ich bin bis zum Sonnernuntergang unterwegs auf meiner Insel. Heute war den ganzen Tag traumhaftes Wetter. Ich habe nicht nur erneut meine Radtour um die ganze Insel gemacht, sondern auch Stunden am Strand verbracht. Laut Google Maps und aufgezeichneten Track war ich knapp 23km mit dem Fahrrad und nochmal fast 15km zu Fuß unterwegs.

Allerdings sollte man das nicht als sportliche Aktivität bewerten. Das Ganze verteilt sich in Gemächlichkeit über den ganzen Tag. Abends bin ich einigermaßen müde. Zu müde für stundenlanges Schreiben. Ich koche etwas, trinke ein Glas Wein und bin relativ früh im Bett. Morgen werde ich sicher wieder den ganzen Tag unterwegs sein. 

Der Sonnenuntergang findet im Sommer nicht über dem Kniepsand, sondern neben dem Leuchturm statt. Und das scheint jeden Abend ein echtes Ereignis zu sein. Sämtliche Bänke, die entlang der östlichen Seite Wittdüns zum Verweilen einladen, sind gegen 20 Uhr von Menschen belegt. Menschen stehen mit Kameras und Stativ im Hafen, um schöne Fotos zu machen. Davon sind mir auch einige gelungen. Stellvertretend für meine Fotos hier eines mit einer Möwe, die ebenfalls auf den Sonnernuntergang wartet ;-)


Apropos Möwe. An der Südspitze gibt es eine besonders fotogene Silbermöwe. Die hat mich schon bei meiner Ankunft am Fähranleger begrüsst. Ich bin natürlich nicht sicher, ob das wirklich dieselbe Möwe war - ich bilde mir das einfach nur ein. Mit fotogen meine ich, dass diese Möwe überhaupt nicht scheu ist. Gestern Nachmittag konnte ich mich bis auf wenige Meter nähern und mit dem Zoom meiner Kamera gelingt dann so ein Foto:


Internet ist heute sehr langsam. Daher gibt es noch keine neuen Fotos auf flickr. Das wird morgen nachgeholt (hoffentlich).




1. September 2014

Die Dystopie ganz nah

Es gibt sicher amerikanische Schriftsteller, die wissen nicht, wer Günter Grass ist. Dave Eggers gehört nicht dazu. Er ist 2009, als Günter Grass mit seinem Israel-Gedicht für großes Aufsehen gesorgt hat, nicht zur Verleihung des von Grass gestifteten „Albatross-Literaturpreises“ nach Deutschland angereist. Er wollte nicht in den Sog dieser damals heftigen Diskussion hineingeraten. Egal, was man davon halten mag: Dave Eggers ist ein Beobachter. Wie präzise er die Welt beobachtet wird in seinem Werk „Der Circle“ deutlich. Das Buch sei eine Dystopie in der Tradition von Orwell und Huxley - so die Werbung. Nun, das stimmt nicht ganz …

Von Peter Killert.



Das Buch wird derzeit „gehyped“. Eine heftige Medienmaschinerie wurde angeschmissen. Alle großen deutschen Zeitungen berichten über „Der Circle“ von Dave Eggers. Es ist das Buch unserer Zeit.

Ein Hype schürt auch die Vorurteile, denn ein gutes Buch braucht keinen Hype. Ohne Vorbehalte an dieses Buch heranzugehen, war daher auch für mich schwierig. Um es vorwegzunehmen: das Buch sollte schleunigst verfilmt werden und auch die Menschen erreichen, die dieses Buch gar nicht erst lesen werden. Um genau diese Menschen geht es. Solche, die die „Work-Life-Balance-Scheiße“ so sehr verinnerlicht haben, dass sie zu unmündigen Menschen geworden sind.

Das Buch spielt in einer nahen, ganz nahen Zukunft. Mae hat einen Traumjob ergattert. Mit Hilfe ihrer alten WG-Mitbewohnerin Annie. Sie arbeitet jetzt beim „Circle“, dem größten, mächtigsten Unternehmen, dass die anderen globalen Player der Internetwelt aufgekauft hat.
Für Mae ist es ein grandioser Aufstieg. Vom finsteren Büro aus der Verwaltung eines Stadtwerkes hin in das Zentrum des wichtigsten Unternehmens der Welt. „Der Circle“ hat die Technik von Google und die Archive von Facebook gekauft. Das Leben seiner Angestellten ist transparent. Wie auch der „Campus“. Dank der gläsernen Büros, der transportablen Webcams, die nahezu jeden Ort, jeden Moment festhalten, was dort geschieht, gibt es nichts Privates mehr. Mae, die schnell Kontakt zu einem Kollegen fast, wird vorgeführt, als sie ungewollt bei einer Keynote zum Prototypen für ein neues Modul einer Kontaktbörse wird.

Eggers konstruiert die Geschichte sehr geschickt, in dem er analog zum Circle, der maßgeblich von drei Firmengründern gesteuert wird, auch in Mae´s Leben drei Ebenen aufbaut, von denen die berufliche Ebene des „Cirlce“ allmählich die der Realität und die des Traumes durchdringt und nahezu auflöst. Mae flüchtet in ihren Sport, dem Kajakfahren, bei dem sie ganz alleine sein kann. Aber auch hier dringt der Circle ein. Die brutale Realität durch die Krankheit ihres Vaters - er leidet an Multipler Sklerose - wird durch den Gesundheitswahn des Circle, der alle Vitalwerte eines Menschen zur Optimierung überwacht, konterkariert.

Einige Rezensenten fanden die Lektüre langweilig. Weil nichts passiert. Oder zu wenig passiert. Ich sehe das anders. Denn dass nicht wirklich etwas passiert, kann man dem Buch nicht vorwerfen, sondern lediglich seinem Thema. Social Media ist belanglos, denn es ersetzt den sozialen Kontakt. Alles, was Menschlichkeit ersetzt, ist belanglos. Wer sich aber in Mae hineinversetzt, der dürfte die tiefe Zerrissenheit der Protagonistin spüren.

Vier Monitore hat Mae ständig um sich. Sie muss Kundenanfragen beantworten, die Anweisungen ihres Chefs im Auge behalten, die Anfragen der neuen Mitarbeiter koordinieren und - das ist besonders wichtig - sie muss teilen, teilen, teilen. Und wenn sie mal die Einladung zu einem Treffen, ausgelöst von einem Kollegen, den sie persönlich zuvor gar nicht kennengelernt hat, gar nicht über den Social Stream des Circle wahrgenommen hat - der Kollege hat sie nur ausgewählt, weil sie beiläufig mal etwas in einem Kommentar erwähnt hat, was zum Thema des Meetings passte - dann steht prompt ihre berufliche Existenz auf dem Spiel. Und wehe, sie hat ihr Smartphone nicht dabei. Innerhalb von Minuten und wenigen verpassten Follow-Ups verschwinden ganze Freundschaften.

Dave Eggers (c) Kiwi-Verlag.

Die Endzeitstimmung in „Der Circle“ ist im Gegensatz zu Orwell eine, die aus den Menschen selbst herauskommt. Die Menschen sind fremdgesteuert durch ihr eigenes Kollektiv. Der BigBrother von Orwell wurde durch die stringente Fehlleitung des Individuums in seiner eigenen Unmündigkeit ersetzt. Gesteuert wird der Mensch durch seinen Drang, etwas Wichtiges sein zu wollen. Und durch die irrige Annahme, dass sich der Wert eines Menschen durch seine virtuellen Kontakte und durch virtuelle Anerkennung bemessen ließe. Ein schnelles Aufsteigen in der Hierarchie, versüßt durch sündhaft teuere Werbegeschenke und Produkte, die die Mitarbeiter des Circle als Erste bekommen - diese materialistische Anerkennung betäubt den letzten Rest von Individualität, indem sie letzte Zweifel aushebelt. Der in die „Work-Life-Balance“ integrierte Individualkonsum greift die armseligen Bestände menschlicher Würde an. Eggers folgert sehr richtig, dass dieses individuelle Fehlverhalten existenzbedrohend ist. Für den Einzelnen und für das Kollektiv.

Aber hat dieses Buch das Zeug zu einem Kultbuch? Das lässt sich nicht abschließend beurteilen. Ich tendiere zu einem „Nein“. Nicht, weil das Buch schlecht wäre oder langweilig - der Unterschied zu Orwell ist ganz einfach. Eine Dystopie basiert auf Ausweglosigkeit. Der Circle ist lediglich eine egomanische Momentaufnahme. Auch wenn ich Eggers Position teilen würde und seine Zukunftsvision für sehr wahrscheinlich halte - das Durchschauen eines Unternehmen, dass Mitarbeiter mit kostenlosen Benefits ködert und dessen „Campus“ nur die Dynamik der Jugendlichkeit repräsentiert, wird sich verstärkt mit ethischen und demographischen Fragen konfrontiert sehen. Mit der Realität also. Die Virtualität wird niemals die Realität ersetzen, sie wird sie blass und belanglos übertünchen. Denn Leben, als gäbe kein Morgen, geht in 1984. Bei Orwell nämlich, ist die Unmündigkeit die Folge der Kontrolle. Bei Eggers ist sie die Grundlage. Ich glaube nicht, dass die Dummheit passiv dem Menschen zugewiesen wird. Weder dem Individuum, noch dem Kolletiv. Der Mensch entscheidet sich heute bewusst für seine eigene Unmündigkeit. Im Circle aber hat die menschliche Dummheit von Anfang an gewonnen. Wäre dies eine reale Option, dann hätte niemand dieses lesenswerte Buch wahrgenommen. Dumme Menschen lesen keine Bücher. Hype hin oder her.

Auf meiner Insel 17

So, was geht ab auf Amrum? 

Wettertechnisch war es gestern den ganzen Tag über warm und sonnig. Erst abends gab es ein kleines Unwetter. Heute leider den ganzen Tag über Sprühregen und eher mäßige Temperaturen. Kein Wetter, um stundenlang am Wasser zu sein - aber ideal für eine Radtour mit Regencapé .

Amrum macht mit dem Fahrrad erst so richtig Spaß. Da in der Nachsaison die Fahrrad-Verleihe geschlossen haben, hatte ich bisher nie Gelegenheit, die Insel mit dem Drahtesel zu erkunden. Das habe ich heute nachgeholt. Ein Fahrrad hatte ich für die ganze Woche bereits im Internet reserviert.

Mein Begleiter diese Woche

Man kann Amrum in weniger als zwei Stunden mit dem Fahrrad erkunden. Es gibt drei Wege, von Süden nach Norden, die als Radwege taugen. Ein Weg führt durch den Wald, ein zweiter parallel zu einer Bundesstraße und ein dritter entlang eines Deiches auf der Ostseite der Insel. Zwischen Wittdün an der Südspitze und Norddorf liegt eine Distanz von ca. 8,5 km. Zur Nordspitze, zu der man nicht ganz mit dem Fahrrad hinkommt, da der ganz nördliche Teil, die "Amrumer Odde" ein Vogelschutzgebiet ist, sind es nochmal ca. 3 km. Also alles sehr überschaubare Distanzen.

Es lohnt sich wirklich, auch die anderen Inseldörfer zu besuchen, denn je weiter es nach Norden geht, desto "friesischer" wird es. Wenn das Wetter in den nächsten Tagen besser wird, werde ich auch mal einen ganzen Tag in Norddorf verbringen.

Hier noch drei schöne Panorama-Fotos. Besonders das erste Foto ist sehr gelungen. Es zeigt, wie das Unwetter gestern Abend den Sonnenschein verdrängt. Das sah in Natura natürlich noch sehr viel bedrohlicher aus:

Kurz vor einem Wetterumschwung

Dünenwanderweg Wittdün

An Bord der MS Nordfriesland, 30.08.2014, 14:20 Uhr nach Amrum

Kurze Anmerkung: Diese Webcam ist Luftlinie keine zehn Meter von meinem Balkon entfernt. Das ist so in etwa der Ausblick, den ich von meinem Balkon aus habe:

Auf meiner Insel 16

Das Schneckchen

Eine Kollegin von mir hat kurz vor meiner Abreise unterstellt, dass ich nur nach Amrum fahre, weil ich mich dort heimlich mit einem "Schneckchen" treffen würde.

OK. Ich gebe es zu. Ich wurde durchschaut.

Hier die ersten, offiziellen Fotos vom Schneckchen.




Vorletzte Nacht hatte es geregnet und heute Morgen, als der Regen nachgelassen hatte, krochen Dutzende dieser kleinen Schnecken auf dem kleinen Dünenweg vor dem Strand ("Kleine Wandelbahn" in Wittdün). Und was macht ein Dorfpoet? Er kriecht auf allen Vieren diesen Weg entlang und macht Makro-Aufnahmen ;-)