28. Juni 2014

The Hooded Man

Wer Anfang oder Mitte der 80er Jahre Kind war, der wird sich an diese Serie sicher dunkel erinnern. Es ist dann wie so oft mit Dingen, die das Hirn schon gelöscht hatte und die dann plötzlich wieder zurückkommen. Das ist mehr als nur eine Erinnerung. Es ist das erneute Empfinden von einer Zeit, einer Atmosphäre.

Von Peter Killert.

 

So geht es mir, wenn ich diese Serie anschaue. "Robin Hood - The Hooded Man" im Original, mit den Drehbüchern des legendären Richard Carpenter. Bis heute eine der vielleicht besten Interpretationen der Legende von Robin Hood.

Drei Staffeln wurden zwischen 1983 und 1985 produziert. Am Ende der zweiten Staffeln stirbt Robin von Loxley, gespielt von Michael Praed, den Heldentod. Michael Praed liess sich aus der Serie herausschreiben, um beim "Denver Clan" Karriere zu machen - leider die falsche Entscheidung. Ersetzt wird er durch Robert von Huntington, gespielt von Jason Connery, dem Sohn der James Bond Legende. Er fügt sich als neuer Robin Hood und neuer Anführer einer Gruppe Gesetzloser im Sherwood Forrest nahtlos in die geniale Atmosphäre der Serie ein.

Technisch mögen die DVDs für anspruchsvolle Zuschauer vermutlich eher enttäuschend sein. Ich hingegen empfinde das Beibehalten des ursprünglichen Formates nur konsequent und keineswegs abträglich - im Gegenteil. Ein nostalgischer Stoff, vorzüglich inszeniert, braucht keine nachträglichen Spezialeffekte. So unterscheidet sich diese Serie von anderen Kultserien wie "StarTrek", deren Original digital neu abgetasted und remastered wurde.

Robin Hood wurde nicht wirklich bearbeitet. Einen modernen Fernseher muss man auf das 4:3 Format umstellen. Einziges zusätzliches Feature sind Szenen, die in der synchronisierten Fassung im deutschen Fernsehen nicht zu sehen waren. Diese wurden hier eingefügt und mit deutschen Untertiteln versehen. So kann es mitten in einer Folge passieren, das plötzlich die Sprache wechselt. Es gibt die Serie in zahlreichen Formaten. Wer nur ein bisschen Nostalgie ins Wohnzimmer holen möchte, kauft nur eine Staffel - es gibt aber auch einen DVD Box mit allen Folgen auf 10 Silberscheiben.

Die Handlungsabläufe dieser Serie sind natürlich vorhersehbar. Die dramaturgischen Ansprüche an Fernsehserien haben sich in den letzten 30 Jahren doch erheblich verändert. Es ist beinahe niedlich, wenn die zuletzt mit Kinderohren gehörte Musik der Band "Clannad" einsetzt und eine nahende Actionszene ankündigt. In den 80ern war eben das Orientieren an der klassischen Tragödie (Welcher Stoff passt das besser, als Robin Hood?) das beste Werkzeug, um Spannung zu erzeugen.

Weiteres Highlight ist eine einstündige Doku mit zahlreichen Interviews der Schauspieler und Macher Serie. Allerdings ist die Doku Ende der 90er Jahre gedreht worden und selbst schon Teil der Nostalgie. Aber sie ist umso wertvoller, als dass ein Richard Carpenter oder ein Robert Addie - er verkörperte die Rolle des "Guy of Gisburne", Handlanger der Sheriffs von Nottingham und direkter Widersacher von Robin Hood - heute nicht mehr von ihren Eindrücken rund um den Dreh dieser Serie erzählen könnten. Die beiden leben leider nicht mehr.

Einige der Akteure von damals sind auch heute noch in Serien oder in Nebenrollen von Hollywood Produktionen zu sehen (Ray Winstone alias Will Scarlet). Andere sind völlig in der Versenkung (Judi Trott alias Lady Marion) verschwunden und man hat schon seit mehr als zwanzig Jahren nichts mehr von ihnen gehört. Wieder andere spielen erfolgreich Theater (Michael Praed alias Robin von Loxley)

Wer sich ein Stück grandioser 80er Jahre TV Geschichte zurückholen möchte, findet in dieser Serie genau das Richtige.

Heute vor 100 Jahren - Der Beginn des Weltenbrandes

Auch wenn wir Nachgeborene sind und die konkrete Bindung zu diesem Ereignis fehlt: was am 28. Juni 1914, also heute vor 100 Jahren in Sarajevo geschah, hat wie kaum ein anderes Ereignis die Welt verändert. Niemand konnte die maschinelle Vernichtung von Menschenleben auf den Schlachtfeldern von Verdun und Ypern erahnen. Niemand ahnte, dass dieser Erste Weltkrieg die Wurzeln für den zweiten, noch schlimmeren Weltenbrand legen würde.

Ich hatte mir vorgenommen, viel intensiver auf dieses Thema einzugehen. Aber das habe ich bereits getan. Der Erste Weltkrieg ist zentrales Thema von „Amor Simplex“, meinem ersten Roman. Franz Riedmann, Protagonist meines Romans, ist Stabsadjutant der Heeresleitung und direkter Mitarbeiter von Graf Magnus von Steyer-Hohenstein, einem wichtigen Berater der Deutschen Reichskanzlei. Im 9. Kapitel namens „Tannenberg“ kündigt sich der Weltenbrand wie folgt an:

"AMOR SIMPLEX" - 9. Kapitel: "Tannenberg"

Riedmann war am Abend des 28. Juni 1914 in das Büro von Steyer-Hohenstein geladen worden. Er wollte mit Steyer-Hohenstein über etwas eigentlich recht banales sprechen, nämlich über die Rede des Kaisers zur Einweihung des Rhein-Herne Schifffahrtkanals in wenigen Wochen, als dieses Vorhaben plötzlich nicht nur ins Hintertreffen geriet, sondern durch einen völlig aufgelösten, erschütterten Steyer-Hoheinstein als „profaner Mist“ abgetan wurde.

„Riedmann, glauben Sie mir - der Kaiser hat ab sofort ganz andere Sorgen!“, sagte Steyer-Hohenstein und meinte das an diesem Tag verübte Attentat auf den österreichischen Thronfolger und seine Gemahlin in Sarajevo. 

„Nichts gegen Sie persönlich, Riedmann, aber die Österreicher sind nicht ganz bei Trost! Man hätte doch wissen müssen, dass der 28. Juni für die Serben ein Trauertag ist! Wie kann man es da wagen, an so einem Tag dieses Land zu besuchen. Wie dumm, wie unglaublich dumm ...!“, tobte Steyer-Hohenstein. 

Riedmann wusste, dass die Serben am 28. Juni 1389 auf dem Amselfeld von den Türken besiegt worden waren und dieser Tag seitdem als nationaler Trauertag angesehen wurde. Riedmann war sich auch bewusst, dass es sicher schlimm war, dass der österreichische Thronfolger und seine Frau tot waren. Die tiefe Niedergeschlagenheit Steyer-Hohensteins war ihm jedoch nicht erklärbar.

„Wissen Sie Riedmann, in den letzten Jahrzehnten wurde in Europa militärisch überall derart aufgerüstet – das dürfte gerade ihnen nicht entgangen sein - es wurden Waffen konstruiert und Pläne für mögliche Konflikte entworfen, die mir wirklich Angst machen. Ich habe ihnen nie gesagt, wie Recht sie damals mit ihrer Äußerung hatten, das Kriege das Aufeinanderprallen von Weltanschauungen bedeuten und diese der Welt damit blutige Impulse geben. Wenn aber diese Waffen, bei denen es wirklich um vollkommene Vernichtung geht, eingesetzt werden, dann geht es nur noch um das Material, nicht mehr nur um die Weltanschauung. Ja, ich befürchte, der Mensch selbst wird hier zum Material. Uns stehen schlimme Zeiten bevor.“

Riedmann nahm das ernst, nahm es hin, vertraute auch jetzt auf die beinahe prophetischen Gaben dieses Mannes, auch wenn er mit „Weltenbrand“ - genau das war der Begriff, den Steyer-Hohenstein für seine Befürchtungen fand - nicht so recht etwas anfangen konnte. 

Nachdem Riedmann in den folgenden Tagen die Nachrichten verfolgt hatte war klar, dass auch das Deutsche Reich seiner Bündnisverpflichtung nachkam und auf einen Krieg zu steuerte. Riedmann, der fest an seine Theorie des reinigenden, schnell vorbeiziehenden Gewitters glaubte - zu dieser Zeit war er nun wirklich nicht der Einzige, der dies tat - verband mit diesen Entwicklungen jedoch keine Angst oder sah in diesem Ereignis keine gravierenden Folgen für die Zukunft Europas. Frieden sei nur dann richtig und zu erstreben, wenn er eine Richtung hatte. Hier aber mussten Konflikte endlich ausgetragen werden, um zu dieser einen Richtung zu finden.

Es schloss sich eine Diskussion zwischen ihm und Steyer-Hohenstein an, die über mehrere Tage geführt wurde und an deren Ende eine programmatische, rhetorische Strategie herauskommen sollte. Diese manifestierte sich am Ende in einer wichtigen Erkenntnis. Wollte man diesen Krieg für die Koalition Deutschland / Österreich-Ungarn gewinnen, so war eine Art vereinigendes Nationalgefühl notwendig. Riedmann überliefert in seinem Tagebuch, dass an einem dieser Abende der Wahlspruch „Ich kenne keine Parteien mehr! Ich kenne nur noch Deutsche!“, entstand - ein Satz der in abgewandelter Form beim Beginn der ersten Weltkrieges vom Kaiser persönlich in einer seiner beiden berühmten kurzen „Balkonreden“ eingebaut wurde. Der genaue Wortlaut: 

„Wenn es zum Kriege kommen soll, hört jede Partei auf, wir sind nur noch deutsche Brüder. In Friedenszeiten hat mich zwar die eine oder andere Partei angegriffen, das verzeihe ich ihr aber jetzt von ganzem Herzen. Wenn uns unsere Nachbarn den Frieden nicht gönnen, dann hoffen und wünschen wir, dass unser gutes deutsches Schwert siegreich aus dem Kampf hervorgehen wird.“  

Das Kapitel „Tannenberg“ in „Amor Simplex“ beschreibt schließlich die schrecklichen Ereignisse der ersten großen Schlacht im Ersten Weltkrieg und ihrer heroischen Verklärung. In dieses Kapitel sind alle meine Gedanken und Recherchen zu diesem Thema hineingeflossen. Auch wenn es beinahe ein bisschen makaber ist und ich diesen Tag für die Werbung an meinem ersten Roman nutze: ich habe diesen Roman und speziell dieses Kapitel nicht zu einem Selbstzweck geschrieben. Anspruch in diesem Kapitel war eine präzise historische Aufarbeitung. Damit verbunden auch der Anspruch literarischer Qualität. Literatur und Geschichte passen eben doch zusammen.

23. Juni 2014

ON Tour mit TORI AMOS - Die Konzerte in Frankfurt und in Brüssel

Mit dem neuen Studioalbum "Unrepentant Geraldines" im Gepäck und treuen Fans, die sie seit mehr als zwanzig Jahren verehren und begleiten, ist die Ausnahmekünstlerin Tori Amos derzeit auf Tournee in Deutschland und in Europa. Kultur-Magazin Redakteur Marek Kubiniok - selbst ein großer Tori Amos Fan - hat zwei Konzerte der Sängerin besucht. Seine Begeisterung nach den Konzerten ist ansteckend - aber lesen Sie selbst ...
Von Marek Kubiniok.

Marek Kubiniok - On Tour mit Tori Amos.
„Unrepentant Geraldines“

Tori Amos, eine der versiertesten und angesehensten Musikerin sowie Songwriterin der letzten 20 Jahre, ist dieses Jahr wieder auf Tour und hat dabei ihr brandneues Album „Unrepentant Geraldines“ präsentiert. Es ist mittlerweile das 14. Studio Album von Tori Amos und für einige Musikkenner „die Rückkehr zu Songs von ursprünglicher Schönheit“. Nach einer Reihe von klassisch inspirierten Musikprojekten in den letzten Jahren und ihrem ebenfalls sehr erfolgreichen Musical-Projekt „The Light Princess“ - das mit zahlreichen Awards ausgezeichnet wurde - hat Tori nun wieder ein Album herausgebracht, das an ihre Anfangszeiten anknüpft. Tori selber sagt zu ihrem neuen Album: »Ich habe diese Abzweigungen gebraucht, um wieder zu mir selbst zu finden« 

Die erste Singleauskopplung aus dem Album ist der Song „Trouble’s Lament“ und erhielt in der Musikszene nur positive Kritiken. „Unrepentant Geraldines“ wurde von der WiMP - Musikredaktion zum Album des Monat Mai gewählt und auch im Rest des World Wide Web liest man fast immer das gleiche über das aktuelle Album von Tori Amos „Tori Amos veröffentlicht mit »Unrepentant Geraldines ein nicht mehr erwartetes Meisterwerk - Die Luft der Lebensmitte“ heißt es bei den Kollegen von Stimme.de. „Großes Klang-Kino trotz kleinster Mittel“ sagt die Redaktion von Laut.de zu dem neuesten Werk von Tori Amos.
Für mich ist „Unrepentant Geraldines“ nicht nur das Album des Monats, sondern das Album des Jahres, denn Songs wie z. B. Wedding Day, Weather Man, 16 Shades of Blue  und vor vollem der Song „Promise, den Tori mit ihrer Tochter „Tash“ (Natashya Lórien Hawley) zusammen singt, machen dieses Album zu einem wahren Ohrenschmaus.
Die Setlist des Konzerts in Brüssel (c) Instagram
On Tour with Tori Amos

In einem Interview mit der Stuttgarter Zeitung antwortet Tori Amos auf die Frage mit wem oder welcher musikalischen Begleitung Sie dieses Jahr auf Tour unterwegs sein werde. „Nur ich komme. Und mein Klavier“ - diese Aussage hat die Vorfreude auf die bevorstehenden Konzerte natürlich noch mehr wachsen lassen.
Mein erstes Tori Amos Konzert auf der „Unrepentant Geraldines Tour 2014“ war in Frankfurt in der Jahrhunderthalle. Die Jahrhunderthalle war restlos ausverkauft und man hat schon im Foyer gespürt, das Zuschauer doch sehr gespannt auf diese Tour waren. 
Bei einem Kaffee an einem Stehtisch kam ich mit einem älteren Mann ins Gespräch und er verriet mir, dass er hier mit seiner Enkelin ist und beide schon seit Wochen diesem Konzert entgegen fiebern. Die Enkelin sagte dann ganz stolz, als sie ihrem „Opa“ in den Arm nahm: „Ich habe mal eine CD von Tori bei meinem Opa im Regal gefunden und seit je her kaufe ich mir jedes Album von ihr und heute gehen wir beide zum ersten Mal gemeinsam auf ein Konzert“.  
Allein mit ihrem Klavier - Tori Amos auf der Bühne
Punkt 20 Uhr ging das Licht aus im großen Konzertsaal und das Duett „Trevor Moss & Hannah-Lou“ stimmten die 2500 Zuschauer auf Tori ein. Passend zur diesjährigen Tour von Tori spielten beide nur auf klassischen Konzertgitarren sieben typisch englische Folk-Songs.
Dann war es so weit. Um 21 Uhr kam Tori auf die Bühne und begann ihren Song „Parasol“, während die Zuschauer noch lautstark applaudierten. Doch dies ändert sich abrupt nach den ersten gespielten Noten und die Zuschauer erstarrten förmlich und waren komplett auf Tori und ihrer Musik fixiert.
Diese Einfachheit - Tori allein mit ihrem Klavier auf der Bühne war und auch die Schlichtheit der Bühnenbeleuchtung (ein paar Spotlights und indirekte Beleuchtung) - gab dem Konzert einen ganz privaten Charme. Man hat das Gefühl gehabt, dass Tori in diesem Moment nur für jeden einzelnen singt und es hätte auch gut und gerne bei jedem einzelnen zu Hause im Wohnzimmer sein können. Tori hat es wirklich geschafft, das Publikum mitzunehmen, auf ihre ganz persönliche Reise.
Es war schlichtweg atemberaubend, wie Tori ihre Songs auf diese Art und Weise peformed hat. Dabei war es wirklich egal, ob es eine von ihren zahlreichen ruhigeren Balladen, oder ein „rockigeres“ Stück war, das Publikum war fest in ihrem Bann.
Das neue Album "Unrepentend Geraldines" 
Als jedoch die ersten Klänge ihres Hits „Cornflake Girl“ aus ihrem Klavier ertönten, gab es kein Halten mehr und die Fans stürmten nach vorne an die Bühne. Ab da an wurde aus diesem sehr ruhigen Konzert eine wahre Tori Amos Party und Tori hat es förmlich genossen. Zum guten Schluss gab es noch ihre Songs „Precious Things“, „Hey Jupiter“ und „Personal Jesus“ (im Original von Depeche Mode).
Gespannt bin ich dann knapp zwei Wochen später nach Brüssel gefahren, um mir ein weiteres Konzert von TA anzuschauen. Wie auch schon in Frankfurt hat Tori mit ihrem Song „Parasol“ das Konzert begonnen und die Atmosphäre war identisch. Im „Cirque Royal“ hat Tori jedoch dann eine komplett andere Setliste präsentiert, als in Frankfurt. In Brüssel hat sich Tori den ruhigeren Stücken gewidmet, oder Songs so abgewandelt, dass sie zu ruhigen Stücken wurden. Es war erneut beeindruckend, wie Sie mich und die anderen Zuschauer mit dieser „Einfachheit“ ihrer Performance bildlich gefesselt hat.

Wie auch schon in Frankfurt stürmten die Fans wieder nach vorne an die Bühne, als die ersten Töne von „Conrflake Girl“ zu hören waren. Auch hier wurde dann die Tori Amos Party gefeiert. Tori spielte dieses Mal jedoch zum Schluss „Wedding Day“, „Take me with you“ und „Tear in your hand“.
Tori Amos hat wieder mal gezeigt und bewiesen, dass Sie zurecht zu den besten Live - Künstlern und Songwritern dieser Zeit gehört und das Sie jedes Mal aufs Neue ihre Fans verzaubern und begeistern kann. Die „Urepentant Geraldines Tour 2014“ hat mich vor allem so sehr beeindruckt, weil Tori Amos bei jedem Konzert eine komplett andere Setliste präsentiert und jedes Konzert somit zu einem einmaligen Erlebnis gemacht hat. 

15. Juni 2014

Habselig.

Während sich Menschen begleiten
Auf ihren Lebenswegen
Miteinander, verlassen oder vorzüglich streiten
darüber, wonach sie streben
nur um sie wie Symbole auszubreiten
vielsagend im Leben
diese unsere Habseligkeiten.



Als würden sie uns vorbereiten
uns etwas geben, uns etwas sagen
tief im Innern, die Kleinigkeiten
drängen uns, uns weiter hinaus zu wagen
auf den Ozean in allen Zeiten
Nicht mehr nur Schwermut ertragen
uns bekennen zu Habseligkeiten.

Die Dinge, die man nicht fassen kann
Die Werte, die uns das Leben bereiten
Der Ozean, in dem das Leben begann
Wir, treibend auf dem Floss aus Habseligkeiten.

9. Juni 2014

Eurasische Pollenbomber

Ich bin ein Meister des Verdrehens von Tatsachen und Bildern. Da sitze ich hier, ich armer Tor, im temporären Delirium, ausgelöst durch Cetirizin. Das ist was gegen Heuschnupfen. Das haut echt rein. Eine Erfahrung, über die es sich zu berichten lohnt.

In die Apotheke ging ich als Kunde mit Empfehlung für gut zwei Dutzend Arten von Pillen und Nasensprays gegen Nies-Attacken.
Das Problem ist eigentlich sehr simpel und markant: Die Pollen dieser Welt, allesamt, haben sich gegen mich verschworen.

"Aber nur eine am Tag", sagte die Dame in der Apotheke. "Und am besten abends."
Wegen der Müdigkeit. Aber das sind nur die kleinen Geschütze. Es soll Pillen gegen Heuschnupfen geben, aus denen "Crystal Meth" gekocht wird. Ein legalisiertes Crystal Meth wäre also der Tod des Pollenfluges, das Absterben eines pharmazeutischen Milliardenmarktes. Ich vermute ja schon lange: es gibt es gar keine Pollen. Immer dann, wenn etwas nicht so ist, wie es sein sollte, ist eine Weltverschwörung im Gange.

Hoch oben in der Atmosphäre fliegen einmal im Jahr eurasische Bomber, bezahlt von der Pharmaindustrie und einem Kartell aus Pharmalobbyisten, neoliberalen Gutmenschenverniedlichern und ausführenden Trash-TV-Guckern, die einen Krümel des Kuchens für sich haben wollen. Sie sind die, die das Gegenmittel an der (Apo)Theke verkaufen und daran verdienen. Und zuvor, pünktlich, jedes Jahr, Ende Mai, entledigen sich die überdimensionierten Bomber, die aufgrund einer von den Geheimdiensten abgestimmten Kennung, auf keinem Radar der Welt erkannt werden, ihrer Fracht in der Atmosphäre und Millionen von Menschen laufen zur Apotheke.

Die ganze Welt hat sich gegen mich verschworen und auch sonst gegen jeden Allergiker. In diesem Jahr ganz besonders.  Und ich breche mir quasi einen Zacken aus der Krone, wenn ich als zutiefst bekennender Arzneimittel-Boykotteur das zugebe: es hilft. Man fühlt sich zwar ein bisschen lädiert, aber kann bei derart perversem Pollenflug jetzt sogar bei offenem Fenster schlafen. Eine eigentlich ganz banale Erfahrung, über die es sich für einen Allergiker im Juni dennoch zu berichten lohnte ... ;-)

8. Juni 2014

"Person Of Interest" - Kollateralschäden als Leitmotiv

Vielleicht sollte ich allmählich eine eigene Rubrik dafür einrichten: Wieder gibt es im Kultur-Magazin eine Rezension zu einer amerikanischen Fernsehserie. Und wieder fällt die Kritik mehr als wohlwollend aus. Kein Wunder. Denn »Person Of Interest« hat ein Jahr vor den Enthüllungen eines Edward Snowden die gesamte Problematik der Total-Überwachung bereits vorweggenommen. Mehr noch: der Kollateralschaden ist hier der Normalfall und das Leitmotiv.
 
Von Peter Killert.
 
Harold Finch ist ein Nerd. Warum er humpelt, erfährt der Zuschauer nicht. Nicht in der ersten Staffel von »Person Of Interest«. Man weiß lediglich, dass alles mit der »Maschine« zusammenhängt, die Harold Finch und sein Partner kurz nach den Terror-Anschlägen von New York gebaut haben. Diese »Maschine« ist nichts anderes als eine Software in einem riesigen Server-Cluster, die alles und jeden in Manhattan abhört, lokalisiert, ausspioniert. Die Maschine wurde konstruiert, um Terroranschläge zu verhindern. Als eigentlich unerwünschten Nebeneffekt, zeigt die Maschine auch die kleineren Verbrechen. Dazu gibt die Maschine Sozialversicherungsnummern von Personen aus. Die zugehörigen Menschen zu diesen Nummern sind entweder Täter oder Opfer. In manchen Fällen sogar beides.
 
Eigentlich ist die Maschine so konstruiert, dass diese Nummern auf einer »Irrelevanzliste« gelöscht werden sollten. Aber irgendetwas - und das ist das Leitmotiv der übergeordneten Rahmenhandlung der Serie - hat Finch dazu gebracht, diese »irrelevanten« Verbrechen, bei denen einzelne Leben zu retten sind, nicht mehr länger zu ignorieren. Aber ein Nerd, mit körperlichen Einschränkungen, kann sicher nicht den Verbrechern Einhalt gebieten.
 
Also braucht Finch einen Partner, den er in dem ehemaligen CIA Agenten John Reese, findet. Auch John Reese hat eine mehr als verstörende Vergangenheit, die immer wieder als Teil der Rahmenhandlung thematisiert wird.
 
Die Geschichten sind jeweils in den einzelnen Episoden abgeschlossen. Standardsatz von Finch. »Mr. Reese - wir haben eine neue Nummer.« - So beginnen die einzelnen Episoden. Und dann beginnen die ersten Recherchen zur »Person Of Interest«  - die Handys werden verlinkt, die persönlichen Dateien kopiert. Selbstverständlich schafft es Finch, der mit Reese ständig über einen Knopf im Ohr verbunden ist, den ständigen Aufenthaltsort zu ermitteln. Auch Bankkonten und Bewegungsprofile sind kein Problem.
 
Ein wenig widerwillig werden die beiden von Detective Carter und Detective Fusco aus dem New Yorker Morddezernat unterstützt. Widerwillig, weil Reese als Verbrecher gilt, von der CIA und dem FBI gejagt wird und eine undurchsichtige Vergangenheit zu haben scheint. Doch die beiden Detectives fügen sich - einerseits, weil sie Reese und Finch mehr vertrauen, als den hiesigen Behörden. Andererseits, weil sich Detective Fusco in einer Art »Menschwerdungsprozess« befindet. Er möchte vom bösen, korrupten Bullen, zum guten Gesetzeshüter mutieren. 
 
Das Böse wird nicht nur durch die staatlichen Behörden dargestellt. Diese tun alles, um die Existenz der Maschine geheim zu halten. Da gibt es auch noch den mysteriösen »Elias« der die großen Mafia-Clans der Stadt aufmischt und das organisierte Verbrechen unter seine Kontrolle bringen möchte.
 
Reese und Finch kämpfen also an mehreren Fronten gleichzeitig. Das verspricht nicht nur enorm viel Spannung - die Ausgewogenheit von einzelnen, spannenden Folgen und der immer besser werdenden Rahmenhandlung, ist vorbildlich.
 

 

Verantwortlich für »Person Of Interest« sind der allseits präsente J.J. Abrams (»StarTrek«, »Lost«, »Fringe«,«StarWars«) und der Autor und Erfinder der Serie, Jonathan Nolan, Bruder des Filmemachers Christopher Nolan (»Batman Trilogie«). In den USA wird derzeit eine weitere Staffel produziert. »Person Of Interest« entwickelt sich zu einem Dauerbrenner. Und das völlig zu Recht.
 

5. Juni 2014

Ich tippe auf Brasilien ...

Ich habe das WM-Turnier getippt. Hier ist mein Ergebnis (ohne Vorrundenergebnisse). Bei mir wird also Brasilien Weltmeister, im Finale gegen Argentinien. Argentinien steht nicht deswegen im Finale, weil ich sie so stark einschätze - im Vergleich zu Brasilien haben sie die leichteren Gegner auf dem Weg zum Finale.

Die Ergebnisse, die 5:4 enden, sind bei mir Elfmeterschiessen.

Überraschung in der Vorrunde: In Gruppe D kommen laut meinem Tipp Uruguay und England weiter. Italien fliegt dort schon in der Vorrunde raus. Deutschland gewinnt zum dritten Mal in Folge das "kleine Finale" und ist das einzige Nicht-Südamerikanische Land unter den letzten Vier.

In knapp sechs Wochen wissen wir mehr ;-)