30. März 2014

Panorama und Zeitreise

Bei dem schönen Wetter an diesem Wochenende gibt es natürlich viele schöne Foto-Motive. Beim Auswerten der Fotos und vergleichen mit alten Fotos wird dann deutlich, wie sehr sich die Welt verändert hat. Und das liegt gar nicht mal so sehr am Motiv.

Dieses Panorama Bild von Siegburg mit dem Siebengebirge im Hintergrund habe ich vor ca. 12 Jahren mit einer 5 MegaPixel Kamera aufgenommen. Es ist im Grunde gar kein einzelnes Foto, sondern wurde aufwendig mit einer speziellen Software aus zwanzig Einzelbildern zusammengesetzt. Man erkennt dies gut an den Schattierungen am Himmel, da sich die Lichtverhältnisse bei jedem Bild geändert hatten. Ich weiß noch, dass ich Stunden damit verbracht hatte, dieses Bild so halbwegs brauchbar zusammenzustellen. Zum Vergrössern anklicken.

Siegburg vom Michaelsberg, aufgenommen März 2002

Und wie sieht es heute aus? Nun, mit einer 20.4 MegaPixel Kamera und automatischem Schwenkpanorama entstehen großartige Panorama Bilder in wenigen Sekunden ohne Nacharbeit.

Siegburg vom Michaelsberg, aufgenommen März 2014

Siegburg vom Michaelsberg, aufgenommen März 2014
Ebenfalls neu - habe ich hier in der Gegend zumindest noch nie gesehen - sind Ladestationen für eBikes. So eine Ladestation gibt es seit wenigen Wochen auf dem Marktplatz in Siegburg. Das ist für die nächsten Panorama Fotos im Jahr 2026 mit 40 Megapixel in 3D wichtig - dann bin ich 51 Jahre alt und brauche ein eBike um den Berg überhaupt hochzukommen ;-) :


23. März 2014

Neue Weisheiten

Es ist eine Weile her, dass ich neue Aphorismen auf meiner Seite eingefügt habe:

"Kunst ist der Wegweiser zur Grenze zwischen Realität und Phantasie - ihre Bewusstwerdung die sichtbare Unüberwindbarkeit dieser Grenze."

"Erfahrung führt dazu, dass uns Erkenntnis erhellt, statt uns zu verblenden."

"Wir leben in Zeiten, in denen Bäckermeister nach dem üppigen Zuckerguss schreien, aber längst nicht mehr wissen, wie ein Backofen funktioniert."

*

Eine viel wichtigere Weisheit geht aus diesem Cartoon hervor. Es hat wohl einen Grund, warum man die Trümmer eines Flugzeugs nicht von dem in den Ozeanen schwimmenden Müll unterscheiden kann. 

Dieser Grund nennt sich "Evolution".

(c) www.bizarro.com





The Newsroom - Glaubwürdige Kritik als Zeitgeist?

Erstaunlich: wir können noch so sehr amerikanische Befindlichkeiten kritisieren, kopfschüttelnd die Tea-Party Bewegung in den USA zur Kenntnis nehmen. Wir können sagen, dass Unterhaltung immer oberflächlicher wird, die Gesellschaft immer egozentrischer. Und wir können behaupten, dass diese Oberflächlichkeit über den Atlantik zu uns rüberschwappt. Aber egal wie kritisch wir auch sein mögen - es ist beinahe paradox, dass die Kritik, die am meisten Substanz hat, aus Amerika selbst kommt.

Von Peter Killert.


Vor einigen Wochen hatte ich zwei Rezensionen über zwei amerikanische Fernsehserien geschrieben. "House Of Cards" mit Kevin Spacey als diabolischem Strippenzieher in Washington und "The Wire" welches die wahren Verbrechen und ihre Hintergründe aus der Gosse Baltimores sogar in deutsche Wohnzimmer trägt. Diese beiden Serien müssen um eine weitere Serie ergänzt werden. "The Newsroom" von Oscarpreisträger Aaron Sorkin ist mindestens genauso überragend. Aus der Feder von Sorkin stammte bereits die preisgekrönte Serie "The West Wing" und das Drehbuch zu "Social Network".

Die Serie spielt in dem fiktiven News-Channel "ACN Networks" und handelt von dem Kampf des Anchorman Will McAvoy (gespielt von Jeff Daniels) und seines Teams um die Etablierung des wahrhaftigen Nachrichtenformats im quotenumkämpften Markt des News-Entertainment. Mit der idealistischen MacKenzie McHale (gespielt von Emily Mortimer) als Produzentin will man "News 2.0" etablieren und entgegen der Profitgier der großen Chefin im Hintergrund (gespielt von Jane Fonda) wieder auf Fakten statt auf Entertainment setzen.

Der Start dieses neuen News-Teams steht jedoch unter denkbar schlechten Vorzeichen. McAvoy hat in einer Talk-Show mit Studenten seine Meinung über die USA als "großartigstes Land der Welt" kundgetan und die naiven Studenten auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt - seine Popularität ist auf einem Tiefstand. Außerdem ist seine Producerin seine Ex-Freundin, die ihm einst das Herz gebrochen hat und sein Team besteht aus unerfahrenen Anfängern, die nicht selten von verstörenden Beziehungskonflikten untereinander von der Arbeit abgehalten werden. Als das Team aber ins kalte Wasser geschmissen wird und eine Nachrichtensendung improvisieren muss, zeigt sich, dass das Team eine Zukunft hat. ACN ist der einzige Fernsehsender, der sofort die Katastrophe der "Deep Water Horizon" im Golf von Mexiko richtig einschätzt. Das Team im Newsroom hat sich gefunden. Allerdings läuft der Alltag im Newsroom nicht immer so glatt.


Neben den Protagonisten sind es gerade auch die Nebenfiguren, die die Episoden so unterhaltsam machen. Die tapsige und überaus knuddelige Maggie Jordan (gespielt von Alison Pill) oder die unterforderte Sloan Sabbith (Olivia Munn, selbst Moderatorin einer News-Sendung), die in der freien Wirtschaft viel mehr verdienen könnte, aber aus purem Idealismus in dieser Redaktion mitarbeitet - da ist viel Raum für eine Entfaltung dieser Charaktere, die gegen Ende der Staffel bereits sehr weit fortgeschritten ist.

Die Handlung wird immer wieder mit realen aktuellen Ereignissen als rotem Faden angetrieben, manchmal allerdings mit sehr viel Patriotismus, was aber der extrem kritischen Sichtweise auf die politische Kultur nicht schadet. Die Dialoge sind geistreich, teilweise sehr amüsant und durch die sehr gut ausgewählten Charaktere glaubhaft verkörpert.

Die Serie spielt in einem perfekt nachgestellten Newsroom - die Staffel endet mit einem eindeutigen Verweis auf eines der wichtigsten Themen der zweiten Staffel, die derzeit im amerikanischen Fernsehen läuft. Ein Informant der NSA deckt auf, dass das Team elektronisch von eigenen Konzern überwacht wird. Am Ende der ersten Staffel schliesst sich der Kreis zu dem Beginn der Serie. Eine dritte Staffel wird die Serie wohl abschliessen, allerdings hat sich Sorkin noch nicht endgültig zu einer abschliessenden Staffel geäussert.

Es ist wirklich erstaunlich - die eindringlichste Kritik an Amerika kommt aus Amerika selbst. Dass diese Kritik glaubhaft und unterhaltsam ist, überrascht nicht mehr. "The Newsroom" reiht sich in eine ganze Sammlung von kritischen Darstellungen amerikanischer Politik ein. Sehr sehenswert.

18. März 2014

Orpheus und Prometheus

Die verlorene Sage über das Gleichgewicht der Welten


Niemand erzählt bis heute die vergessene Geschichte von Orpheus und Prometheus, wie sie beide eine Chance bekamen, ihrem Schicksal zu entkommen. Wir kennen den einen - Orpheus -  als unglücklichen liebenden Dichter, der bei der Flucht aus der Unterwelt seinen Blick nicht von Eurydike abwenden konnte und so seine Liebe für immer verlor. Der andere - Prometheus - schenkte den Menschen das Feuer und wurde von Zeus bestraft. Zeus wollte den Menschen niemals das Feuer geben. Auf ewig ist Prometheus an einen Fels gekettet, wo ihm ein Adler täglich die ständig nachwachsende Leber aus dem Leib frisst.

Aber Athene, die Göttin der Weisheit, eine mit den Menschen mitfühlende Tochter des Zeus, hatte Mitleid mit dem Schicksal der beiden, denn es imponierte ihr, wie sie beide als Verkörperung von ewiger Liebe und glühender Erkenntnis, ihr Schicksal aushielten. Sie wollte beiden eine Chance geben und übertrug ihnen die Aufgabe, die selbst die Götter nicht zu lösen imstande waren.
Zeus nämlich erinnerte sich nicht mehr, ob bei der Schaffung der Welt, der Unterwelt und des Olymp, ein Gleichgewicht hinterlegt wurde, welches sich heute noch in allen Welten wiederfinden lässt. Er hatte über die Ewigkeiten hinweg vergessen, ob es wirklich so war und wenn ja, woraus dieses Gleichgewicht bestand.

So gab er Athene die Erlaubnis, Orpheus und Prometheus von ihrem Schmerz zu befreien, damit sich beide dieser Aufgabe widmen konnten. Es gab nur einen Ort, wo es eine Antwort auf die Frage nach dem Gleichgewicht geben konnte. Am Strand des großen Meeres der Ewigkeit und der Sehnsucht, unweit vom Eingang zur Unterwelt und in Blickweite des Olymp, versammelte sie die beiden Helden und gab ihnen diese große Aufgabe, mit der sie die Gunst des Gottvaters wiedererlangen konnten. Das gesuchte Gleichgewicht, so Zeus, ergab sich aus dem Zählen der Sterne am Himmel der Glückseligkeit über diesem Strand und dem Zählen jedes einzelnen Funken des Sternstaubes aus dem eben jener Strand bestand.
Athene hatte die Gabe, die Zeit anzuhalten. So legte sie diesen Strand und seinen Himmel in das unsichtbare Band der Zeitlosigkeit und ließ Orpheus den irdischen Sternenstaub und Prometheus die Lichter am Himmel zählen. Und irgendwann, nachdem eine Ewigkeit vorbei war, holte sie diesen Strand wieder zurück in die Welt und führte die beiden Helden vor Zeus, auf das sie ihr Ergebnis präsentieren sollten.

Jeder Funken Sternenstaub und jede Sonne am Himmel waren gezählt - würden die Antworten stimmen, so würde Zeus das Schicksal der beiden ändern können.

»Nun, Prometheus - wie viele Sterne sind am Firmament?« - Prometheus bauchte nicht nachzudenken. »Großer Zeus, es sind so viele Sterne am Himmel, wie wenn sich das Feuer, welches ich den Menschen schenkte, in einzelne Lichtblicke einteilen ließe.«
Und Orpheus wurde gefragt: »Nun, Orpheus, aus wie viel Sternenstaub besteht der Strand am Meer der Glückseligkeit?« - Auch Orpheus musste nicht lange nachdenken. »Jedes Staubkorn ist ein Liebesschwur für meine Eurydike, verloren in der Unterwelt.«

Zeus war mit den Antworten nicht zufrieden. Athene, die Göttin der Weisheit, verstand die Antworten. Und obwohl sich alles in ihr sträubte ihren Vater, den mächtigen Zeus, aufzuklären, gab sie ihre Meinung kund: »Vater, nun siehst Du welches Element, die Welten im Gleichgewicht hält.«

Aber weil Zeus das Gleichgewicht nicht erkannte, entließ er die beiden Helden nicht aus ihrem Schicksal. Orpheus taumelt nun wieder suchend nach seiner Eurydike am Ufer des Styx durch die Unterwelt und Prometheus wurde wieder an den Felsen gekettet. So leiden beide bis heute Schmerzen. Prometheus und Orpheus - so lange sie ihrem Schicksal ergeben sind und Gottvater Zeus das Gleichgewicht nicht versteht, wird dies immer so sein.

Leiden müssen die Helden für das, was sie den Menschen gaben. Das Gleichgewicht nämlich, der entflammte Sternenstaub am Meer der Glückseligkeit, nennt sich

'Liebe'.

17. März 2014

RUSH - Alles für den Sieg

Manchmal fragt man sich, warum dieser Stoff nicht schon viel früher verfilmt wurde. Er hat alles was einen spannenden Film ausmacht - vielleicht haben die guten Schauspieler gefehlt oder der Mut, die eine noch lebende Person anzusprechen. Niki Lauda soll ja angeblich ein wenig abweisend sein. Egal - der Film wurde fertiggestellt und nach dem großen Erfolg in den Kinos gibt es "RUSH" jetzt auf DVD/BluRay - zu sehen sind zwei grandiose Protagonisten in dem vielleicht besten Spielfilm über Rennfahrer, den es je gegeben hat.

Von Peter Killert. 


Die ersten Kritiker waren durchweg begeistert und sahen den Oscar schon in den Händen von Daniel Brühl. Aber Brühl steht noch am Anfang seiner internationalen Karriere. Außer in RUSH war sein zweiter größerer Auftritt in INGLORIUOS BASTARDS - ein Achtungserfolg.

Die Verkörperung von Niki Lauda jedoch ist phänomenal gut. Da stimmt wirklich alles. Der ernste Blick eines Tüftlers, eines Bessenen, der für seine Leidenschaft beinahe mit dem Leben bezahlen muss - Brühl hat Lauda wirklich verinnerlicht.

Der andere Protagonist, der Formel-1 Playboy James Hunt, gespielt von Chris Hemsworth ("THOR") ist in den Jahren 1975/76 der großen Gegenspieler von Niki Lauda in der Formel Eins. Beide kennen sich aus den Rennklassen unterhalb der Formel Eins und wissen um die Stärken und Schwächen des Anderen. Lauda, der seine Mitarbeiter dazu antreibt, das Beste aus dem Wagen herauszuholen, hat nicht viele Freunde. Hunt hingegen nimmt den Job nicht so ernst - Frauen, Zigaretten und Alkohol sind ihm wichtiger. Über beiden schwebt das Damoklesschwert der Gefahr. In den 70er Jahren stirbt jedes Jahr mindestens ein Formel Eins Rennfahrer bei einem Unfall.

1975 dominiert Lauda mit Ferrari die Weltmeisterschaft und gwinnt diese souverän. 1976 hat er in Hunt einen großen Konkurrenten bei McLaren, dem einzigen Auto, das mit dem Ferrari mithalten kann. Aber auch diese Saison scheint Lauda zu dominieren. Er gewinnt ein Rennen nach dem anderen. Auch die Achtungserfolge von Hunt scheinen ihn nicht zu irritieren.

Aber im August 1976 passiert auf dem Nürburgring beim Großen Preis von Deutschland ein schrecklicher Unfall, für den auch Hunt sich später mitverantwortlich fühlt. Lauda hatte die Fahrer überreden wollen, das Rennen wegen des schlechten Wetters abzusagen. Aber Hunt denkt gar nicht daran, Lauda entgegenzukommen. Er wittert eine Taktik damit Lauda schneller zum zweiten Weltmeistertitel gelangt. Lauda fährt schliesslich das Rennen mit und gerät in einen furchtbaren Unfall. Über eine Minute ist er in seinem brennenden Auto gefangen. Nicht nur sein Gesicht ist für immer entstellt - lange Zeit sieht es so aus, als würde er nicht überleben. Als er aber sehen muss, wie Hunt seine Abwesenheit nutzt, um ein Rennen nach dem anderen zu gewinnen, da packt ihn der Überlebenswille. Gegen Ende der Saison ist er wieder da.

Spätestens zu diesem Zeitpunkt sind Hunt und Lauda Freunde. Als ein Journalist Lauda bei einer Pressekonferenz fragt, wie lange es seine Frau bei einem Mann ohne Gesicht aushalten werde, da schnappt sich Hunt den Reporter anschliessend und poliert ihm die Visage. Nach allem, was ich recherchiert habe, stimmt dies, wie auch fast alles andere in dem Film, mit der Realität exakt überein.

Die Bilder der Autorennen sind absolut genial. Die 70er werden perfekt eingefangen - es ist eine längst vergangene Zeit, bei der Formel Eins Rennen jederzeit tödlich ausgehen konnten.
Niki Lauda war von dem Film sehr angetan. Das hat er in mehreren Interviews gesagt. Was James Hunt zu dem Film gesagt hätte, kann man nur erahnen. Hunt starb 1993 im Alter von 45 Jahren an einem Herzinfarkt.

Interview der ORF mit Daniel Brühl, Niki Lauda und dem Drehbuchautor Peter Morgan:

16. März 2014

Netzwerkeln

Um ein bisschen mehr Traffic auf Kultur-Magazin.de zu generieren, aber auch um unbekannten Künstlern die Möglichkeit eines Netzwerkes zu geben, habe ich heute die Initiative #IchBinKultur ins Leben gerufen.



Jeder Künstler kann ein Formular mit vorgefertigten Halbsätzen ausfüllen, dieses an ichbinkultur@kultur-magazin.de schicken und ich entscheide dann, ob diese Infos als Portrait unter einer eigenen Rubrik im Magazin veröffentlicht werden. Natürlich sind ein paar Hinweise zu beachten. Ich vertrete nicht die Auffassung "Alles ist Kunst" oder "Alles ist Kultur". Den 3.934 Vampierroman der Saison möchte ich nicht im Kultur-Magazin haben.

Im Moment läuft diese Initiative noch auf Sparflamme in einer Art Testphase. Die Entscheidung für ein PDF Formular war eigenlich eher eine Notlösung. Normale HTML Formulare eignen sich nicht für solche Textbausteine und PHP wäre eine Lösung - da bin ich aber noch nicht so weit. Erst wenn sich das eingespielt hat und ich positives Feedback zu dem Formular erhalte, wird die Initiative etwas stärker forciert. Es gibt da einige Leute, an die ich diese Info schicken werde.

Hier wird erklärt, wie es geht: http://kultur-magazin-de.blogspot.de/p/ichbinkultur.html

Und hier die Portraits - ich habe mal den Anfang gemacht ;-) : http://kultur-magazin-de.blogspot.de/search/label/%23IchBinKultur

13. März 2014

Erweckungserlebnis inklusive

So, jetzt ist auch der letzte Teil meiner Serie online. Das sind jetzt tatsächlich 21 kleine Buchbesprechungen. Im letzten Teil geht es um die deutschsprachige Belletristik. Das sind die in meinen Augen sieben wichtigsten deutschsprachigen Autoren.

Auf Platz 1 steht natürlich der Autor, der für mein literarisches Erweckungserlebnis verantwortlich ist. Und ich glaube, dass auch die anderen Bücher in einem Kanon der wichtigsten Literatur konsensfähig sind.

Noch in diesem Jahr habe ich einen Besuch in Prag geplant. Spurensuche. Dazu in den kommenden Wochen mehr ...

TOP7 - Belletristik deutschsprachig

Zum Abschluss der Serie mit den besten Büchern aller Zeiten kommen wir zu den TOP7 der deutschsprachigen Belletristik - das sind die Klassiker. Für mich als Autor dieser Mini-Rezensionen ist dies der Höhepunkt, denn am Ende erzähle ich von meinem literarischen Erweckungserlebnis. Diese sieben Bücher stehen stellvertretend für die sieben wichtigsten deutschsprachigen Autoren.

Von Peter Killert

TOP 7 - Belletristik deutschsprachig




Platz 7:
Erich Maria Remarque (1898-1970)
IM WESTEN NICHTS NEUES, erschienen 1931

Der Erste Weltkrieg ist die Ur-Katastrophe der Menschheit. Und kein anderer Roman schildert derart
die Entwicklung von der Kriegseuphorie 1914 bis hin zur Ernüchterung im Stellungskrieg. Tausende Soldaten verrecken jeden Tag in Gräben bei Ypern und Verdun und im Front-Bericht wird dieser Alltag quittiert mit "Im Westen Nichts Neues".
Der Titel ist schlimmster Zynismus, die Handlung Mahnung, auch oder gerade weil sich die Ereignisse jetzt das 100. Mal jähren.
Ein zeitloses Meisterwerk, das Pazifismus, Diplomatie und die Lehren der Vergangenheit einfordern kann. Die Ur-Katastrophe der Menschheit am Beispiel einer ganz konkreten Biographie.
Remarque wurde von den Nazis besonders verächtlich behandelt - unter der Hand galten seine Bücher aber immer noch viel mehr als die anderer sogenannter "Volksfeinde". Denn er war selbst dabei gewesen - seine Berichte entsprachen dem, was tausende heimgekehrte Kriegskrüppel bestätigten.
In den USA war Remarque bis in die 50er Jahre der mit Abstand angesehenste Autor. Auch wenn andere Romane von Remarque ebenfalls große Welterfolge wurde - "Im Westen Nichts Neues" überragt sie alle. Bis heute.

http://de.wikipedia.org/wiki/Im_Westen_nichts_Neues



Platz 6:
Patrick Süskind (1949)
DAS PARFUM, erschienen 1985

Es ist das erfolgreichste Buch eines deutschsprachigen Autors nach dem Zweiten Weltkrieg. Patrick
Süskind, Sohn eines angesehenen Germanisten, hatte zunächst "Der Kontrabass" veröffentlicht. Ein Ein-Mann Theaterstück - bis heute das meist aufgeführte Theaterstück auf deutschen Bühnen. Sein Romandebut wurde belächelt und zunächst mit einigem Wohlwollen besprochen. Dann aber wurde es zum Selbstläufer, der jahrelang auf den Bestsellerlisten stand.
Jean Baptiste Grenouille, in die Gosse Mitte des 18. Jahrhunderts hineingeboren, hat ein besonderes Talent: er hat die sensibelste Nase, die je ein Mensch gehabt hat. Er kann die Nuancen von Parfums erriechen, ihre Zusammensetzung, aber er kann auch die Gerüche des Alltags exakt auseinanderhalten. Seine Schwäche für junge, schöne Frauen machen ihn zum Mörder. Denn er ist auf der Suche nach dem perfekten Parfum.

Süskind kann unglaublich spannend und treffend erzählen. Auch die wenigen anderen Werke des Autors oder seine Drehbücher ("Kir Royal", "Monaco Franze") zeugen vom unglaublichen erzählerischen Talent. Mit dem Welterfolg "Das Parfum" hat er ausgesorgt - vielleicht geniesst Süskind das Leben lieber, anstatt noch mehr zu schreiben.

http://de.wikipedia.org/wiki/Das_Parfum


Platz 5:
Günter Grass (1927)
IM KREBSGANG, erschienen 2002

Das beste Buch des deutschen Großdichters Günter Grass ist in meinen Augen nicht die
"Blechtrommel" oder "Der Butt". Es ist ein relativ überschaubares Buch, dass 2002 recht gut besprochen wurde. Grass setzt sich mit dem Thema Internet, ständig aufflammendem Neo-Faschismus und einem Kriegsverbrechen an den Deutschen (die hat es auch gegeben), nämlich der Versenkung des Flüchtlingsschiffe "Wilhelm Gustloff" auseinander.
Einer, der als Säugling diesen Untergang überlebt hat, beschäftigt sich nicht mit dieser Tragödie, sondern muss sehen, wie sein eigener Enkel die deutsche Vergangenheit aufarbeitet. Dumm ist nur, dass diese das im Internet macht und zu den Rechtsradikalen gehört.

Dieses Buch ist ein Plädoyer für eine wertfreie Auseinandersetzung mit der deutschen Vergangenheit, und steht einer armseligen Mystifizierung durch Idioten, die plötzlich die Deutungshoheit über die Historie bekommen und diese verklären, gegenüber. Es gibt wenige Bücher deutscher Autoren (vielleicht noch "Die Deutschstunde" von Siegfried Lenz oder "Der Vorleser" von Bernhard Schlink), denen dies so gut gelingt. Grass nähert sich historischen Wahrheit im Krebsgang - das vielleicht beste Buch von Grass.

http://de.wikipedia.org/wiki/Im_Krebsgang


Platz 4:
Heinrich Böll (1917-1985)
DIE VERLORENE EHRE DER KATHARINA BLUM, erschienen 1974

Im Januar 1972 hatte Böll für den SPIEGEL einen Essay geschrieben, der wohl in der Geschichte des
Nachrichtenmagazins einmalig war.  "Will Ulrike Meinhof Gnade oder Freies Geleit" war der Titel. Es ging um die Baader-Meinhof Bande bzw. um den deutschen Boulevardjournalismus der BILD-Zeitung, den Böll wegen dummer Vorverurteilungen von Menschen massiv angreift. Spätestens seit den Recherchen von   Günter Wallraff wissen wir, wie Recht er hatte.
Die Folge waren Drohungen gegen Böll. Ein anderer Kölner, der ebenfalls Heinrich Böll hieß, mit dem Schriftsteller aber nicht gemeinsam hatte, brauchte Polizeischutz.

Um zu illustrieren, wie sehr die Rufmord-Kampagnen einer Zeitung einen Menschen zerstören können, erfindet Böll die dokumentarische Geschichte der Katharina Blum, die einen One-Night-Stand mit einem ihr nicht bekannten Terroristen hat und so in das Fadenkreuz der Medien gerät. Nicht nur ihr Leben, das Leben einer völlig unpolitischen Person, ein Mauerblümchen, sondern auch das der Menschen in ihrem nächsten Umfeld wird beeinträchtigt oder gar zerstört. Am Ende verliert die Blum ihre Ehre und begeht einen Mord. Einen Mord, den man sich als Leser geradezu herbeisehnt.
Eine minutiös zusammengetragene dokumentarische Geschichte, bei der wirklich jeder Handlungsstrang in den anderen greift und auch die kleinsten Puzzleteile ein tief verwobenes Gesamtbild ergeben. Eine mutige Geschichte, die sicher auch den Ausschlag für den Nobelpreis für Böll geliefert hat.

http://de.wikipedia.org/wiki/Die_verlorene_Ehre_der_Katharina_Blum


Platz 3:
Hermann Hesse (1877-1962)
DER STEPPENWOLF, erschienen 1927

Vermutlich gibt es kaum ein Buch, bei dem sich so viele Menschen wieder erkennen. Das Traktat des
Steppenwolfs beschreibt den Menschen, als einsam suchendes Individuum. Die Gedanken, die einen jeden von uns umtreiben, sind in diesem Klassiker gebündelt vereint. Aber nicht philosophisch hochtrabend oder schwer zugänglich - im Gegenteil. Von Hesse kann man alles einfach herunterlesen.
Ich habe Hesse mal als besten Kompromiss zwischen Unterhaltung und Tiefgründigkeit bezeichnet. Neben "Homo Faber" von Max Frisch und "Stoner" von John Williams gibt es eben nur noch den Steppenwolf, der uns den allgemein gültigen existenziellen Fragen des einfachen Menschen näher bringt. Wer diese drei Bücher nicht kennt, der wird das Menschsein niemals wirklich begreifen...

http://de.wikipedia.org/wiki/Der_Steppenwolf



Platz 2
Friedrich Dürrenmatt (1921-1990)
DER RICHTER UND SEIN HENKER / DER VERDACHT, erschienen 1950/51

Das sind die beiden Kriminalromane mit dem todkranken Kommissar Bärlach. Ich musste "Der Richter

und sein Henker" in der Schule lesen und habe es gehasst. Dann habe ich den Roman noch mal gelesen, sehr viel später, die Verfilmung gesehen, die Fortsetzung mit den Titel "Der Verdacht" und schließlich viele andere Bücher von Dürrenmatt. Ein scharfsinniger Denker, der ganze Passagen weglässt und dem Leser die Schlussfolgerungen überlässt. Wir wissen, wie der Richter Bärlach seinen Henker Tschanz überführt hat, auch wenn Dürrenmatt es gar nicht erwähnt.

Ich vertrete ja die These, dass noch nie ein gutes Buch deswegen geschrieben wurde, weil sein Autor damit Geld verdienen wollte. "Der Richter und seine Henker" ist die einzige Ausnahme, die diese Regel bestätigt. Dürrenmatt hat die Geschichte in acht Folgen in einer schweizerischen Zeitung veröffentlicht, nicht ahnend, dass dies mal ganz große Weltliteratur werden würde.

Dürrenmatt nannte sich selbst einen "Gedankenschlosser" - sein Schreiben ist akribisches Handwerk, spannend noch dazu. Mit den Geschichten um den Kommissar Bärlach hat er die Referenzwerke für gelungene Kriminalromane geschrieben.

http://de.wikipedia.org/wiki/Friedrich_D%C3%BCrrenmatt


Platz 1
Franz Kafka (1883-1924)
DER PROZESS, erschienen 1925

Franz Kafka ist verantwortlich für meine literarische Erweckung. Es war in den Weihnachtsferien zum
Ende des ersten Halbjahres in der Oberstufe. Wir hatten eine Liste mit Büchern bekommen, die wir zu lesen hatten. Darunter war von Franz Kafka "Die Verwandlung". Ich kann mich noch genau daran erinnern, dass es ein dunkler, kalter verregneter Nachmittag in meinem Zimmer in der engen verhassten Mietwohnung meiner Eltern war, als ich mir dachte, ich könnte ja schon mal eines der Bücher lesen, die in kommenden Jahren für meine schulische Laufbahn wichtig sein würden. Das habe ich getan. "Die Verwandlung" habe ich in einem Zug durchgelesen und es gab nichts in meinem Leben, wirklich nichts, was meine ganze Persönlichkeit in so wenigen Stunden komplett verändert hat. Ich habe glaube ich zum ersten Mal begriffen, was Kultur, Kunst, Literatur bedeutet. Literatur ist hier tiefe Reflexion des Innersten. Jeder, der das versteht, wird Kafka lieben - allen anderen wird er sich nie erschliessen.

"Die Verwandlung" ist eine der wenigen abgeschlossenen Erzählungen von Kafka. "Der Prozess" ist das bekannteste Romanfragment und die Visitenkarte von Kafka. "Jemand musste Josef K. verleumdet haben ...". Ich nehme "Der Prozess" stellvertretend für alle Texte von Kafka und deklariere sie hiermit als wichtigste deutschsprachige Literatur.

Über Kafka gibt es aber noch so viel mehr Spannendes zu berichten. Seine Tagebücher, seine vor Schmacht triefenden Briefe an Felice, an Milena - sein vielen kleinen Geschichten, Blumfeld, Josefine  oder das Volk der Mäuse ... Kafka ist eine eigene Kategorie für sich. Ein Mensch, der tagsüber gearbeitet hat, nachts geschrieben, der sich komplett für die Literatur aufgegeben hat. Sein viel zu früher Tod passt natürlich in diese Dramatik.

Spannend ist auch der Kampf um den Nachlass, der immer mal wieder einige Überraschungen zutage fördert. Da taucht plötzlich ein lang verschollenes Originalmanuskript wieder auf oder neue Zeichnungen Kafkas in einem Bankschliessfach. Es ist nicht auszuschliessen, dass wir irgendwann noch etwas neues von Kafka lesen werden. Mal abwarten.

http://de.wikipedia.org/wiki/Der\_Process


9. März 2014

TOP 7 - Dokumentation / Biographie

Im zweiten Teil der Serie zur wichtigsten Literatur aller Zeiten geht es jetzt um die TOP7 aus dem Bereich "Dokumention/Biographie/Zeitgeschichte". Auch diese Liste entspringt wieder der subjektiven Einschätzung des Autors. 
Warum TOP 7 und nicht TOP 10? - Die Anzahl sieben ist übersichtlicher und lässt Raum für drei weitere großartige Bücher. Immer mal wieder schafft es ein weiteres Buch in die TOP10 - aber diese sieben sind wie in Stein gemeisselt.

Von Peter Killert

TOP 7 - Dokumentation/Biographie


Platz 7:
Kurt Cobain (1967-1994)
TAGEBÜCHER, erschienen 2002.
"Das hier sollte nicht ernst genommen werden.
Das hier sollte nicht als Meinungsäußerung gelesen werden.
Das hier sollte als Poesie verstanden werden."
Wie auch seine Songtexte selbstverständlich als Poesie durchgehen könnten, so gilt dies auch für die Tagebücher von Cobain. Sie sind hingerotzter Zeitgeist. Es sind keine "Bücher" sondern Notizhefte, die als Faksimile mit abgedruckt sind.
Cobain ist mit der Zeit, in der er lebt, schlichtweg nicht einverstanden. Ressentiments, falsche Schwerpunktsetzung, zu wenig Auflehnung gegen die Elterngeneration. Cobain sagt von seinen Eltern, dass er sie über alles liebt, obwohl es nichts gibt, in dem er mit ihnen übereinstimmt.
Aus diesem Dilemma, aus diesem Hass an den Zeitgeist, der sich kaum ikonifiziert, der für Cobain kein Gesicht hat, entstehen diese Notizen - aus vielen dieser Gedanken entwickeln sich die Songtexte, die eine ganze Generation beeinflusst haben.
Eine Mischung aus Poesie und dokumentiertem Zeitgeist. In Verbindung mit der Musik von Nirvana eine teuflisch gute Dokumentation. 
Ich für meinen Teil mag von Cobain heute nur noch die Musik. Die Tagebücher zeigen einen Reifeprozess, der bei Cobain niemals einen Abschluss gefunden hätte. Als Künstler ein Genie, als Mensch ein Idiot. Zu diesem einfachen aber faszinierendem Urteil führen diese Tagebücher.

Platz 6:
Simone De Beauvoir (1908-1986)
BRIEF AN SARTRE (1930-1939), erschienen 1997.
Eigentlich sollte dieser Briefwechsel bereits kurz nach Sartres Tod Anfang der 80er Jahren unter der Regie von Simone de Beauvoir erscheinen. Das geschah aber nicht, weil Beauvoir ihre Briefe an Sarte nicht mehr finden konnte und vermutete, sie seien bei einem Brand vernichtet worden. Erst bei einem Umzug fand die letzte Lebensgefährtin von Beauvoir die Briefe und sie wurden so erst in den 90er Jahren veröffentlicht.
Was erzählt uns die Korrespondenz der Wegbereiterin des Feminismus und des vielleicht wichtigsten Philosophen des 20. Jahrhunderts? - In diesem Fall ist der Briefwechsel einseitig (einen Band mit den passenden Briefen Sartres gibt es ebenfalls) und zeigt viel Banales, Alltägliches. Aber ab und an offenbaren sich ganz neue Wesentlichkeiten der Feministin. Und die haben es in sich.
Die Briefe werfen ein ganz neues Licht auf die Feministin. Wenn Sie Sartre "Kleines, liebes Geschöpf" nennt und Sartre wohl der Einzige für sie war, der die für Frauen so typische, aber für die Feministin untypische Seite zum Vorschein bringt: "... meine Liebe zu ihnen hat alles verwüstet ... ein richtiger Feuerstoß ..."

Ich bin sicher: ohne Sartre hätte Beauvoir niemals ihr Werk erschaffen können. Und die zentralen Thesen des Feminismus sollten im Kontext dieser Briefe endlich mal neu bewertet werden. Vielleicht werden sich viel mehr Frauen ihrer eigentlichen Weiblichkeit bewusst und leugnen nicht mehr länger biologische Bestimmungen.
Platz 5:
Reiner Stach (1951)
KAFKA - Jahre der Erkenntnis / Jahre der Entscheidungen, erschienen 2002 und 2008
Wenn man als Schüler/Student zu Kafka etwas schreiben muss, dann wird man mit ganzen
Bibliotheken an Sekundärliteratur erschlagen. Wie schön wäre es da doch, wenn irgendein talentierter Autor, ein Kafka-Besessener, all das mal so zusammenfasst, dass man einen schönen Zusammenschnitt aller wichtigen Informationen und Hintergründe bekommt.
Das gibt es. Der Besessene heisst Reiner Stach. Allerdings muss man selbst auch besessen sein, um diese beiden Bücher um die 600 Seiten jeweils, an einem Stück zu lesen. Ich habe die Bücher "quer" gelesen. Die Zeit um die Entstehung von "Der Prozess", die Liebe zu Felice Bauer und die letzte Lebensphase. Hier erfahren wir, dass Kafka möglicherweise Sterbehilfe eingefordert und erhalten hat. Aber so weit mir bekannt haben diese Recherchen nie zu größeren Diskussionen geführt.
Jedenfalls plädiere ich dafür, dass man die ganzen Bibliotheken mit Sekundärliteratur zum bescheidenen Werk von Franz Kafka einmottet und nur noch die beiden Bände (ein dritter Band "Die frühen Jahre" ist kurz vor der Vollendung) von Reiner Stach heranzieht.
Platz 4:
Joachim Fest (1926-2006)
HITLER - Die Biographie, erschienen 1973
Deutschland Anfang der 70er Jahre. Die Republik erholt sich von den Studentenunruhen. Die Jugend aber begehrt weiter auf und will die Auseinandersetzung mit der Vergangenheit. Bahnbrechend für die intellektuelle Aufarbeitung ist der Bestseller "Hitler" der Historikers Joachim Fest.
Das Buch ist eine Mischung aus Biographie, Soziogramm und Geschichtsbuch. Ein sprachlich unerreichter Geniestreich, der es tatsächlich schafft, selbst für Nachgeborene, die Person "Hitler" aus der Verwobenheit von Tatsachen und Mythos heraus zu schälen. Ein Lesegenuss sondergleichen. Jede Biographie, die sich an diesem Maßstab orientiert und ihn auch nur ansatzweise erreicht, wird zu einem Referenzwerk.
Die Biographie war monatelang auf den Bestsellerlisten. Sie war Grundlage für den Film "Der Untergang" und machte Fest zu einem der gefragtesten Historiker der Republik.
Platz 3:
Stefan Aust (1946)
DER BAADER-MEINHOF KOMPLEX, erschienen 1985
Stefan Aust, Chefredakteur von so unterschiedlichen Blätter wie "St. Pauli Nachrichten" und "Der SPIEGEL" war mittendrin im heissen Herbst. Er kannte Ulrike Meinhof, war sogar an der Rückführung ihrer beiden Töchter nach Deutschland mit beteiligt.
Die Beschäftigung mit der Baader-Meinhof Bande, aus der später die RAF entstanden ist, wird zu seinem "opus magnum". Der BAADER-MEINHOF-KOMPLEX ist ein detaillierter Abriss der Geschichte der RAF, Grundlage für so viele Dokumentationen und dem gleichnamigen Spielfilm von Bernd Eichinger.
Wer sich als Kind an die ausgehenden 70er Jahre erinnern kann, der wird hier erfahren, warum sich viele Dinge genau so zugetragen haben. Einziges Manko dieses Buches: viele Dinge, besonders in Bezug auf Vermutungen zu Tatbeteiligten (Wer hat Schleyer erschossen?), gründen auf den Angaben des Ex-Terroristen Peter-Jürgen Boock, der nachweislich gelogen hat und dem sämtliche seiner Mitstreiter Geltungssucht unterstellen. Dennoch ist dieses Buch ein Echolot der BRD mit vielen Fakten, die die Radikalisierung junger Menschen ausgehend vom Mord an Benno Ohnesorg, darlegen.
Platz 2:
Jon Krakauer (1954)
INTO THE WILD, erschienen 1996
Der Journalist Jon Krakauer liest 1992 per Zufall eine Randnotiz in einer Zeitung über den Fund einer Leiche eines jungen Mannes in der Wildnis von Alaska. Er beginnt zu recherchieren und findet die Story seines Lebens.
Christopher McCandless war ein junger Mann, den es radikal in die Wildnis zog. Er spendete sein Vermögen, brach alle Kontakte ab, vernichtete seine Ausweispapiere und zog durch ganz Amerika. Im Kanu durch den Grand Canyon, als Holzfäller im Norden und schließlich, als Ziel seiner Reise, ein einsames und abgeschiedenes Leben in Alaska. Seine Naivität und Fahrlässigkeit kosten ihm 1992 das Leben.
Krakauer, freier Journalist und Autor, zeichnet die Reise von McCandless nach und begibt sich auf eine detaillierte Spurensuche. Das Buch war Vorlage für den tollen gleichnamigen Film, bei dem Sean Penn Regie führte und Eddie Vedder (Pearl Jam) den Soundtrack beisteuerte.
Platz 1:
Sophie Scholl (1921-1943) / Fritz Hartnagel (1917-2001)
DAMIT WIR UNS NICHT VERLIEREN - Briefwechsel 1937-1943, erschienen 2005.
"Als gestern der Russe ein recht heftiges Feuer auf unsere Stellungen legte und ringsherum der Kriegslärm tobte, saß plötzlich ein Vöglein am Rande meines Schützenlochs und piepste vergnügt, als ob es sich darum gar nicht kümmern würde. Ich weiß nicht was mich dazu bewegte in diesem Moment so sicher anzunehmen, dass dies nur ein Gruß von Dir sein könnte."
Das schreibt der Oberleutnant Fritz Hartnagel am 09.12.1942 in der Nähe von Stalingrad an seine Freundin zu Hause, die junge Studentin Sofie Scholl. Bis März 1943 bleibt er in Stalingrad und wird mit Erfrierungen mit einem der letzten Flugzeuge ausgeflogen.
Hartnagel hat sich immer gegen eine Veröffentlichung dieser Briefe gewehrt. Er wollte sich nie im Ruhm der "Weissen Rose" sonnen - er sei schließlich selbst nicht im Widerstand gewesen, hat sich aber nach dem Tod der Geschwister Scholl bis zu seinem Tod 2001 für einen ihm eigenen, sehr bodenständigen Pazifismus engagiert. Eine Lesung dieser Briefe, die im Besitz seiner Ehefrau, Elisabeth Scholl, eine Schwester von Sophie Scholl sind, anlässlich des 60. Jahrestag der Hinrichtung der Geschwister Scholl, hat dann doch zu einer Veröffentlichung geführt. Was für ein Glück für die Nachwelt!
Die Briefe haben durch die Kenntnis von uns Nachgeborenen einen besonderen Wert. Sophie Scholl durfte niemals ihren Verlobten in Gefahr bringen - Fritz Hartnagel ahnte bis zuletzt nichts von ihrer Zivilcourage. Auch die Berichte, die von der Ostfront kamen, zeigten niemals die ganz Bandbreite des Grauens dort, denn die Feldpost wurde stark zensiert.
Dennoch lässt sich an der Tiefe der Worte erkennen, was zwischen den Zeilen ungeschrieben bleiben musste. Besonders im Hinblick auf das Schicksal dieser beeindruckenden jungen Frau.
"So hart und schrecklich diese Tage sind, sie machen mich frei von irdischen Wünschen." - (Fritz Hartnagel)
"Du weißt, wie schwer ein Menschenleben wiegt, und man muss wissen, wofür man es in die Waagschale wirft." - (Sophie Scholl)

Serie im Kultur-Magazin

Derzeit schreibe ich an einer dreiteiligen Serie für mein KULTUR-MAGAZIN. Diese Serie zeigt die Bücher, die mich am meisten beeinflusst haben. Die ersten beiden Teile sind bereits online:

Die 7 wichtigsten Bücher Belletristik international (nicht deutschsprachig)

Die 7 wichtigsten Bücher Biographie/Zeitgeschichte

Der dritte und wichtigste Teil - das sind deutschen Klassiker - ist noch in Arbeit und erscheint im Laufe der kommenden Woche.

Diese Serie soll natürlich zur Lektüre dieser Bücher ermuntern. Es sind alles Klassiker, alles namhafte Autoren. Ein Besuch beim Kultur-Magazin lohnt sich! ;-)

8. März 2014

TOP 7 - Belletristik international (nicht deutschsprachig)

In einer dreiteiligen Serie beschäftigt sich das KULTUR-MAGAZIN in den kommenden Tagen mit den wichtigsten literarischen Werken alle Zeiten. Im ersten Teil dieser Serie geht es um die TOP7 der besten Bücher Belletristik international (nicht deutschsprachig). Die TOP 7 der deutschsprachigen Bücher, sowie die besten Bücher aus dem Bereich Zeitgeschichte/Biographie folgen in den nächsten Tagen. Maßstab für diese Hitlisten ist der Geschmack ihres Autors. Eine unfehlbare Rangliste also ... ;-)

Von Peter Killert.

TOP 7 - Belletristik international



Platz 7:
Vladimir Nabokov (1899-1977)
LOLITA, erschienen 1955

Der große Roman über die Schwächen des Mannes an sich. Der Verfall eines Mannes, eines Künstlers an seiner Leidenschaft für eine ganz junge Frau, fast noch ein Kind, die mit ihm spielt und ihn in den Wahnsinn treibt. Ganz große Weltliteratur. Einer der wenigen Romane, deren Titel zu einem geflügelten Wort geworden ist.

http://de.wikipedia.org/wiki/Lolita_(Roman)



Platz 6:
Paul Auster (geb. 1947)
DAS ROTE NOTIZBUCH, erschienen 1995.

Stellvertretend für die vielen guten Bücher von Paul Auster dieser schmale Band mit Anekdoten, von Auster selbst erlebt oder aus seiner nächsten Umgebung erfahren, welche Belegen, wie klein die Welt ist. Vielleicht gibt es keine Zufälle. Dieser Band ist Nachweis für die durchdachten, tiefgehenden Strukturen in der Erzählweise dieses Ausnahmeschriftstellers.

http://www.rowohlt.de/buch/Paul_Auster_Das_rote_Notizbuch.5679.html


Platz 5:
Douglas Coupland (geb. 1961)
AMERIKANISCHE POLAROIDS, erschienen 1996.

Kurt Cobain hat sich im März 1994 eine Überdosis gesetzt. Aber er überlebt. Und er geht in eine Entzugsklinik. Ein junger Amerikaner ist erleichtert, ist Cobain doch eine Ikone, ein Vorbild für ihn. Er schreibt ihm einen Brief und ist dankbar dafür, dass Cobain sich ändern will.
Der Leser aber, der in den 90er Jahren erwachsen wurde, weiß, wie die Geschichte ausgeht. Cobain flieht wenige Tage später aus der Entzugsklinik und bringt sich um. Nur eine Geschichte von vielen. Coupland nennt sie “Reportagen”. Er fängt den amerikanischen Zeitgeist ein. Es ist das Begleitwerk zu “Generation X”.

http://www.welt.de/print-welt/article433030/Amerikanische-Polaroids-Die-Welt-als-Supermarkt.html


Platz 4:
Robert Harris (geb. 1957)
VATERLAND, erschienen 1992.

Robert Harris ist mittlerweile einer der größten Thriller-Autoren der Gegenwart. Mit seiner Mischung aus historischen Fakten und Fiktion sind seine Bücher ein eigenes Sub-Genre. VATERLAND war sein erster Welterfolg und ist bis heute unerreicht.
Die Geschichte spielt im April 1964. Deutschland hat den 2. Weltkrieg gewonnen und GERMANIA, die Reichshauptsstadt macht sich für den 75. Geburtstag Hitlers bereit. Der amerikanische Präsident Joseph Kennedy hat seinen Besuch angekündigt, um einen Friedensvertrag mit dem Deutschen Reich zu unterzeichnen. Wenige Tage zuvor findet der Berliner Kriminalkommissar Xaver März die Leiche eines hohen SS-Funktionärs. Er war der letzte Überlebende der “Wannseekonferenz”. Und bisher wusste die Welt nicht, was auf dieser Konferenz beschlossen worden war … .
Ein Thriller, der Maßstäbe setzt.

http://de.wikipedia.org/wiki/Vaterland_(Roman)


Platz 3:
Ian McEwan (geb. 1948)
ERSTE LIEBE, LETZTE RITEN, erschienen 1975

Jedes Buch von McEwan ist ein Bestseller. ERSTE LIEBE LETZTE RITEN  ist sein Debüt. Es sind Kurzgeschichten, die die Leitmotive des menschlichen Miteinanders sezieren, ihre Abgründe offenbaren und veranschaulichen. McEwan ist der Meister der Darstellung. Wenn sie eines seiner Bücher lesen und anschliessend die Verfilmung anschauen (DER ZEMENTGARTEN oder ABBITTE), dann werden sie erstaunt sein, dass der Regiesseur die gleichen Bilder vor dem geistigen Auge hatte, wie sie als Leser. McEwan´s Bilder sind eindeutig und eingängig.

http://de.wikipedia.org/wiki/Ian_McEwan


Platz 2:
Jostein Gaarder (geb. 1952)
SOPHIES WELT, erschienen 1991.

Das erfolgreichste Buch der Nachkriegszeit in Europa. Gaarder, der jahrelang als Autor von seiner Frau durchgefüttert wurde und die immer an den literarischen Durchbruch geglaubt hat, legt mit dieser als Kinderbuch konzipierten Geschichte einen umfassenden Einstieg in die Philosophiegeschichte vor. Als Einstieg ins wahrhaftige Denken ebenso geeignet, wie als tatsächliches Kinderbuch. Das Buch sollte Pflichtlektüre an jeder Schule sein.

http://de.wikipedia.org/wiki/Sofies_Welt 

 
Platz 1:
Michel Houellebecq (geb. 1956)
AUSWEITUNG DER KAMPFZONE, erschienen 1994.

Mit Abstand das bedeutendste Buch der letzten Jahre. Houellebecq, leider immer wieder auf sein Buch ELEMENTARTEILCHEN reduziert, ist ein großer Romancier, der literarische Chronist unserer Zeit.

Zwei Männer in einer Midlife-Crisis, lebend in einer stereotypen Welt, in einer Tretmühle, reflektieren ihr Dasein, reflektieren ihre Welt, ihre Triebe, ihre Wirkung auf Frauen. Und wir, die Leser, finden uns wieder. Wir leben nur Möglichkeiten um Möglichkeiten zu haben. Wir erweitern unsere Kampfzone, aber wir kämpfen nicht.

http://de.wikipedia.org/wiki/Ausweitung_der_Kampfzone

Endlich wieder mal ein Absturz!

Stimmt Deine Bankverbindung eigentlich noch? Das Nummernkonto in der Schweiz? Ja, wollte nur mal gefragt haben.

Wir brauchen einen Flugzeugabsturz! Und ZACK! - Da ist er! Jetzt fehlt nur noch eine passende Nachricht für die passende Dynamik. Denn in drei Monaten ist es so weit. Da werden gleich 30 Maschinen ausgeliefert. Und wenn das reibungslos klappt, dann steigt der Börsenkurs wieder. Wir wissen wann und wie wir Geld machen können.

Jetzt aber muss der Börsenkurs erstmal richtig fallen. Damit wir Einkaufen gehen können. Ein Unglück reicht, dann noch ein paar Zweifel. Die kleineren Anleger werden umgehend ihre Aktien abstossen wollen. Das Geld, dass diese verlieren werden, wird dann bei uns landen. Diese Idioten! Die könnten uns doch direkt einen Scheck ausstellen.

Also, leg los, mein Freund - Du weißt, was zu tun ist. Zwei Artikel bei einem einschlägigen Magazin zeitnah platzieren. 50% Prozent Deines Honorars bekommst Du sofort, die anderen 50% wenn unser Plan aufgeht.

Ach, wie ich Dich manchmal beneide. Dich und Deine Connections! Ihr seid die wahren Macher! Was wären wir ohne Euch. Ohne Dich. Mein Freund. Meine Empfehlung an den Herrn Chefredakteur ... .


5. März 2014

Die Taube

(Ich möchte ausdrücklich betonen, dass ich diese Taube nicht bei Süskind geklaut habe. Wenn dann nur ausgeborgt. Das verfressene fette Vieh.)

Morgens. Mit dem Fahrrad durch die Fussgängerzone. Eine Stunde früher als sonst. Nur eine einzige Bäckerei hat so früh schon auf. Die mit der Verkäuferin, die rot wird, wenn ich den Laden betrete. Kaum vorstellbar, ist aber so. Sie wird rot. Es muss mindestens so sein, dass einer, der mir sehr ähnlich ist, schon seit geraumer Zeit ihre erotischen Phantasien beherrscht. Auch diese Zuckerbäckerin hat eine verruchte Seite.

Aber heute Morgen habe ich sie links liegen gelassen. Ich hatte mir die Brötchen schon selbst geschmiert.

Auch mich hat, wie den Protagonisten aus Süskinds Novelle, heute eine Taube aus dem Konzept gebracht. Sie war dick und fett und es schien so, als humpelte sie nur noch auf einem Bein. Sie gluckste halbtot vor mir in der Fussgängerzone, direkt vor meinem Fahrrad. Es war gerade nur wenig hell. Der Tag war erst im Begriff zu beginnen. Es war gerade so hell, dass sich erste grau-blaue Farben abzeichneten. Es sollte heute eine schöner Tag werden. Was das Wetter anging.

Ich umfuhr die Taube mit meinem Fahrrad. Es kam mir so vor, als würde sie mir nachschauen. So hielt ich wieder an und schaute zurück. Alles geschah in wenigen Augenblicken. Noch bevor überhaupt ein Gedanke in den Sinn hätte kommen können, ob ich in irgendwie hätte etwas unternehmen sollen, näherte sich eine Katze. Erst schleichend, wie aus dem Hinterhalt, dann schnell laufend, schliesslich springend.

Es müssen die letzten Kräfte der Taube gewesen sein, mit der sie ihren trägen Körper in die Luft wirbelte und mit halb ausgerissenem Flügel über das Tor einer Einfahrt eines Hauses in der Fussgängerzone verschwand. Die Katze sprang fauchend hinterher. Ein Geraschel war zu hören. Noch ein kurzes Fauchen. Dann war Ruhe. Tauben sterben leise.

Ich blickte wieder nach vorne. Es waren wirklich nur wenige Augenblicke. Es hatte gerade Mal den Wert einer kurzen Geschichte.

Bevor ich weiterfuhr schaute ich kurz zur Bäckerei rüber. Die Bäckerin stand am Fenster. Sie war ebenfalls Zeugin des Vorfalls geworden.

Ich lächelte sie an. Sie lächelte nicht zurück.

Die Bäckerei lasse ich jetzt immer links liegen. Jeden Morgen. Stattdessen werde ich morgens auf das Tor der Einfahrt schauen und vermuten, dort liegen die Reste der Taube. Bis in alle Ewigkeit. Bis die Ewigkeit diesen Tag und diese Erinnerung auslöscht.

Wir, bei Dir und mittendrin



... und führe meine Hand, ich bin so gut zu Dir.
Bin bei Dir und an Dir und mittendrin -
ich drehe mich um meine Achse.

Lange Zeit verstand ich nicht, warum wir zum Uns gehören
Lange Zeit gelang es nicht, das Uns zum Wir zu küren.

Und nehme meine Hand, führe sie an Dein Gesicht.
Ich bin bei Dir wie Du bei mir -
wir drehen uns um unsere Achse.

Wir sind ein Teil von Größerem. Ohne uns ist Ganzes
Nichts. Wir sind am Ende wie ein Zwilling.
Der Zwilling einer Liebe.

Und nehme meine Hand, lass mich Dich fassen.
Ich bin in Dir, ganz tief im Wir.
Wir sind unsere Achse.





4. März 2014

Drei grandiose Tools für den Mac

Zur Abwechslung mal wieder etwas ganz anderes - ich sehe ja, dass meine Artikel im Blog zu Chromebook, Crouton etc. sehr oft aufgerufen werden. Software/Hardware-Reviews sind sehr beliebt. Ich bastele ja auch immer gerne mit neuen Programmen rum. Und manchmal sind da richtige Perlen dabei.

Drei davon möchte ich kurz vorstellen. Und da ich keinen Vorteil von diesem Artikel habe - meine Meinung also nicht eingekauft ist - sind dies vielleicht wirklich brauchbare Empfehlungen für Mac-User:

Bartender

Ohne dieses Tool geht auf einem MacBook gar nichts. Die Menubar wird bei mehreren laufenden Hintergrundprogrammen, Mitteilungszentrale etc. sehr schnell voll und unübersichtlich. Bartender verkürzt diese Menubar mit "..." und versteckt dort einzelne Programme. Klickt man auf diese Pünktchen, dann werden in einer Leiste unterhalb der Menubar alle laufenden Programme angezeigt. Das spart sehr viel Platz und macht den Arbeitsbereich übersichtlicher.

Bartender
http://www.macbartender.com/

Pomodoro

Diese Tool dient zur Überwindung von Prokrastrination. Noch nie von diesem Fremdwort gehört? Ist nichts Abartiges, auch wenn sich das so anhört. Es ist mittlerweile eine eigene Wissenschaft für sich. "Prokrastrinieren" heisst "Aufschieben". Wer kennt das nicht: Man sitzt vor dem Computer, möchte etwas wichtiges Bearbeiten und wird ständig abgelenkt. Twitter-Nachrichten, Facebook oder das sich Verlieren in Wikipedia oder anderen Seiten, wo man nur mal eben etwas nachgesehen hat. Die eigentliche Arbeit bleibt liegen.

Pomodoro gibt feste Zeiten und Pausen vor und protokolliert diese. In einem Kalender beispielsweise. Es blendet auch alle Dinge aus, die ablenken könnten. Das Programm gibt auch vor, wann eine "Pomodoro", also eine Arbeitseinheit, vorbei ist und fordert zur Pause oder Zerstreuung auf.

Pomodoro
Aber ganz ehrlich - dazu nutze ich das Tool gar nicht. Ich leide nicht an Aufschieberitis. Ich brauche von Pomodoro eigentlich nur die Protokollfunktion. Ich habe nämlich oft das Gefühl, trotz stundenlangen, konzentrierten Schreibens irgendwie nicht von der Stelle gekommen zu sein. Das liegt daran, dass man selten mit stundenlanger Schreiberei einen Prozess wirklich abschliesst - im Gegenteil. Mit jedem neuen Absatz kommt man zwar dem Ende eines Buches näher, aber nur in seiner Rohfassung. Jeder Absatz,  jeder Gedanke, ist zwar ein weiterer Baustein - macht das Gesamtbild aber nicht sichtbar.
Schaut man aber in die von Pomodoro protokollierten Kalendereinträge, dann sieht man auf einen Blick, dass man doch etwas geleistet hat. Man schafft sich selbst einen Nachweis seiner Kreativität.

http://pomodoro.ugolandini.com/
(Die Software gibt es noch im AppStore, funktioniert einwandfrei, wird aber nicht mehr weiter entwickelt. Alternativen finden sich hier.)

Textexpander

Oft braucht man einige Textpassagen immer wieder. Zum Beispiel eine Signatur in einer E-Mail, einen BlindText, einen immer wiederkehrenden Quelltext beim Programmieren. Sicher kann man solche "Snippets" in einer Zwischenablage verwalten. Textexpander ist so einer Verwaltung, allerdings lassen sich die einzelnen Textbausteine automatisch in beliebigen Programmen einfügen. Ich habe beispielsweise einen Blindtext hinterlegt, der immer dann erscheint wenn ich "blind2" irgendwo eingebe. Man kann einen Textbaustein auch so definieren, dass er bei einer bestimmten Wortfolge den Inhalt der Zwischenablage einfügt. Das ist extrem hilfreich, wenn man z.B. aus Internet-Adressen HTML Tags machen möchte. Auch Bilder können so automatisch eingefügt werden.

Textexpander

Auch die Platzierung des Cursor bei einem Programmcode, der immer wieder eingefügt werden soll, ist möglich. Ebenso das Aufrufen eine Bausteins innerhalb eines Bausteins ... egal, wenn sie nicht verstehen, was ich hier beschreibe, dann können sie mit Textexpander nichts anfangen. Alle anderen haben schon verstanden, was diese Tool leisten kann und werden vermutlich neugierig auf den nachfolgenden Link klicken.

https://smilesoftware.com/TextExpander/index.html

2. März 2014

Der papierlose Autor

Einer muss ja den Anfang machen ... ;-)

Dass ich meine Texte ausschliesslich elektronisch verfasse, ist ja bekannt. Allerdings braucht es für einen Workflow bisher auch immer handschriftliche Notizen. Man sitzt irgendwo, möchte einen Gedanken, eine Aufgabe, eine Idee festhalten - Stift und Papier sind da immer noch die erste Wahl.
Manchmal wird das sehr umfangreich und der Schritt von dem Transportieren der Ideen in ein elektronisches Format kommt mir immer wie Zeitverschwendung vor.

Und versuchen sie mal einen Gedanken, von dem sie wissen, dass sie ihn vor einigen Wochen - letzte Woche reicht auch - mal aufgeschrieben haben, wieder zu finden. Mit elektronischen Notizen kein Problem. Vielleicht kennen Nicht-Autoren dieses Problem gar nicht. Ich jedenfalls mache jetzt einen radikalen Cut.

Ich bin ab sofort ein gänzlich papierloser Autor. Die Notizbücher, die Kalender - sie werden jetzt radikal eingemottet. Ab sofort wird es keine Bilder mehr geben, auf denen ich etwas handschriftliches festgehalten habe. Damit die Hoffnung verbunden, dass ein papierloser Autor nur halb so utopisch ist, wie ein papierloses Klo ;-)

Vergangenheit und Zukunft - Ich schreibe ab sofort papierlos.
Das hängt natürlich von der Hardware ab. Aber das ist die kleinere Herausforderung. Egal ob iPad oder Android Tablet - was ist die richtige Strategie zum Erfassen von Notizen? Mindmaps? Outlines? Audio-Notizen? Es gibt eine große Fülle an Möglichkeiten. Im Moment probiere ich eine Kombination aus einfachen Notizen und simplen Mindmaps aus. Mal schauen, wie sich das im Alltag bewährt. Ich werde zu berichten wissen ... .

So hätte es ausgesehen - Brainstorming zu meinem Debüt