28. April 2013

Unvernetzt

Ein nicht ganz freiwilliger Selbstversuch

Das waren jetzt fast zwei Monate. Ohne richtigen Internetzugang. Mit „richtig“ meine ich einen Zugang, bei dem man nicht jedes Update unterbrechen muss, weil das Datenvolumen des UMTS Sticks sonst aufgebraucht ist. Mit „richtig“ meine ich auch die Möglichkeiten, die neuesten Live-Auftritte der Lieblingsband anschauen zu können, Internetradio zu hören, Backups der letzten Bilder von meinem Urlaub online machen zu können etc.
Zum Abrufen von E-Mails und dem Lesen von Nachrichten hat es gereicht.

Ganz ehrlich - man verpasst nicht wirklich etwas. Man lernt, das Notwendigste zu selektieren und kann die Freizeit besser für sinnvolle Dinge einteilen. Man merkt erst, mit wie viel unnützem Zeug man sich beschäftigt, wenn man sich vorher das Datenvolumen überlegt: Brauche ich das jetzt wirklich? Nein, eigentlich nicht.

Jetzt läuft das Netz wieder. Sogar Fernsehen werde ich jetzt über das Internet, inklusive Sendern, die ich vorher gar nicht kannte. Ich bin gespannt, ob sich das selektive Verhalten hält.

Während meiner Vakanz auf der Datenautobahn habe ich eine echte Überraschung erlebt. Ich habe in meinem Tablet eine SIM-Karte von Medion (ALDI-Talk) und einen FONIC-Surfstick (LIDL, bzw. O2) mit einer eigenen SIM-Karte. Da die Monatsflatrate von ALDI günstiger ist, ich aber nicht immer über mein Tablet und Tethering ins Netz gehen wollte, habe ich ich nach einer Möglichkeit gesucht, dies zu vereinfachen. Wie kann ich die ALDI Karte sinnvoller nutzen, ohne das Tablet als UMTS Modem zu missbrauchen?

Man kann zusätzlich einen ALDI Surfstick anschaffen, aber das muss nicht sein. Der deutlich günstigere Stick von FONIC lässt es zu - kein Scherz - problemlos die ALDI SIM Karte zu nutzen. Dazu muss in der Mobile Partner Software ein weiteres Profil angelegt werden. Die Einstellungen dazu, siehe Screenshot. Ich vermute, das geht auch mit anderen Anbietern. Wenn man das Monatsvolumen des einen Anbieters aufgebraucht hat, einfach die Karte tauschen und z.B. eine günstige Tagesflatrate nutzen, bis der neue Abrechnungszeitraum beginnt.


ALDI Mobile Partner

20. April 2013

Augenschein


Er wird kommen, der Moment am Ende aller Tage
Wo wir uns gegenüber stehen im Augenschein
Einer wird sie stellen, die entscheidende Frage
Nach dem Sinn und Zweck von Leben und Sein

Der Augenschein hat uns verleitet
Zu Erstreben die Form, die Gestalt
Welche uns für uns Träume bereitet
Aufzugehen in Norm und Gehalt.

Aufzuschauen uns nicht zu sehen wie wir sind
Sondern jenes was wir zu sein glauben
Ein Trugbild schon gepflanzt ins Kind
Musste uns die Wahrheit rauben

Die Wahrheit ist im Augenschein 
da gibt es keine Frage
Niemand wird Dir Gegenüber sein
Schon gar nicht im Moment am letzten Tage

Sie haben sich verloren an Dir
Im Augenschein sind sie gegangen
Beschäftigt mit der Täuschung selbst an sich
Vergessen haben sie in allen Tagen - Dich.

Im Augenschein bist Du verloren
Weil Ehrlichkeit die gibt es nicht
Die Täuschung hat Dich auserkoren
Nur in Dir da strahlt das Licht

Dein Licht in Dir zeigt nicht das Bild
was andere von Dir Erwarten
So schaue nach und sei gewillt
Im Innern bist Du gut geraten

Den Augenschein zu Ignorieren
Mit jedem Makel nur Du selbst zu sein
Das Auf und Ab zu konjugieren

Wird Dich Erleuchten im Augenschein.

Die Zeit der Störche 3

Simone würde ihn eh erstmal warten lassen. Marcel fand, dank des Internets, jemanden in der Nähe, der sich mit Störchen auskannte. Er beobachtete sie seit Jahren und konnte vielleicht sagen, ob ein kleiner Schwarm weiblicher Störche noch unterwegs war.

"Unwahrscheinlich … ", sagte dieser Experte.

"Aber man kann nie wissen."

Wenn man wartet, dann stirbt nicht die Hoffnung zuletzt - sie stirbt dann, wenn man sich entschließt, das Warten zu beenden.

"Also wenn in den kommenden fünf Tagen nichts passiert, dann wird der Storchenmann alleine bleiben."

Vier Tage lang schlief Marcel nicht richtig. Alle paar Minuten wachte er auf und schaute mit einem Nachtsichtgerät, welches ihm sein Großvater vererbt hatte, auf das Dach des Hauses mit dem Storchennest. Dort stand regungslos ein männlicher Storch und wartete. Er wartete.

Am morgen des vierten Tages schlief Marcel während des Unterrichts ein. Der Lehrer bemerkte dies und machte irgendwelche verächtlichen Bemerkungen darüber, dass man nachts besser schlafen sollte. Marcel wurde ausgelacht, als er davon erzählte, dass er ein Storchennest beobachtete und dass er momentan von der Ungewissheit geplagt sei, ob der Storchenmann zum ersten Mal in seinem Leben allein bleiben sollte. Der Lehrer machte noch weitere abfällige Bemerkungen. Der Lehrer mochte es, wenn er Lacher platzieren konnte.

Simone ging in die Parallelklasse und hörte nebenbei, wie man über den Storchen-Spanner Marcel lachte.

"Mit was für einer Scheiße der sich beschäftigt."

Die, die über Marcel lachten, schickten sich Videos auf ihre Smartphone. Sie zeigten den schlafenden, übermüdeten Marcel, wie er von seinem Mitschülern traktiert wurde. Bespuckt mit Papierkugeln.

Simone sah an diesem Tag, wie Marcel alleine nach Hause ging. Sie wäre ihm am liebsten um den Hals gefallen, hätte aufhören wollen, ihn zappeln zu lassen.

Sie tat, es als am fünften Tag abends aufgeregt vor ihrem Haus stand, von seinem Fahrrad noch bevor er zum Stillstand gekommen war, abgesprungen war und sie aufforderte, mitzukommen …

---

Und jetzt? Sie wollen wissen, ob es die Storchenlady geschafft hat? Ob Marcel und Simone …?


Ja, alles OK, alles im grünen Bereich. Die beiden passen gut zusammen - sehen sie selbst. Das Klappern ist das, was das Umarmen, die Freude, ersetzt:

19. April 2013

Die Zeit der Störche 2


Und auch ein paar Tage später waren die Störche das wichtigste Thema.

"Meinst Du, sie kommt noch?"

Marcel interessierte sich nicht wirklich für Simones Frage. Es war Mai, es war warm draußen. Sie lagen auf einer Wiese vor dem Haus. Simone trug einen Bikini. Wenn ihre Mutter das gesehen hätte, sie gerade 15 geworden, mit ihrem ersten Freund im Frühling auf einer Wiese.

"Die ist halt wie alle Weiber. Sie lässt ihn zappeln …"

Simone kniepte die Augen zusammen und sendete etwas, das wie ein Lächeln aussehen sollte an Marcel. Der wollte sich gerade über sie beugen.

"Oder sie hat es nicht geschafft. Wie lange muss das Männchen warten? Zwei Wochen? Drei Wochen?"

Marcel sah sich genötigt, sich an sein Referat zu erinnern. Ein gutes Referat, keine Frage. Aber jetzt, war etwas anderes wichtig. Keine Zeit für Störche. Marcel kam ihr näher.

"Was macht er denn, wenn sie nicht kommt? Du hast doch gesagt, die Störche waren zusammen, seit Du denken kannst. Das wäre doch furchtbar."

Marcel ging wieder auf Distanz. Das war vermutlich nur ein Test von ihr. So wie das Weibchen das Männchen warten ließ, so wurde er jetzt getestet.

In Wirklichkeit interessierte sich Simone tatsächlich für das Schicksal der Störche. Und sie hatte große Angst. Vor dem ersten Mal. Aber das sagte sie nicht. Irgendwie, aus einem nicht näher zu bestimmenden Grund dachte sie sich, die Angst geht weg, wenn sie das Storchenpaar beisammen weiß.

"Ich glaube, manche Storchmänner suchen sich ein neues Weibchen."

Vor die Frühlingssonne schob sich eine Wolke. Simone stand auf und ging nach Hause. Sie liess einen völlig überforderten Marcel mit dem Satz zurück. "So einfach machst Du es Dir also …"

Marcel, gerademal 16, war drauf und dran die entscheidende Lektion im Umgang mit Frauen zu lernen. Aber jetzt musste er noch ein bisschen mehr recherchieren. Drei Wochen waren beinahe vorbei.

Er radelte ins Nachbardorf. Auch dort gab es ein paar alte Storchennester. Überall, wo er hinschaute, balzten klappernd Storchenpaare. Kein Männchen war allein. Er schaute in die Himmelsrichtung, aus der die Weibchen kamen. Kleine Gruppen schienen ein wenig Verspätung zu haben. Es bestand vielleicht noch ein wenig Hoffnung.

Wenn man doch irgendwo nachschauen könnte. Wie auf einem Wetterradar. Wenn man doch das Radio einschalten könnte und eine Nachricht bekäme, von einer Gruppe Storchladies, die eine Thermik über dem Felsen von Gibraltar verpasst hatten und die nur ein wenig Verspätung hatten. Wenn doch nur einer sagen könnte, dass sich - egal, wie es ausging - eine Panik nicht lohnte, dass er nichts machen konnte.

Ausser tiefergehenden Recherchen zu einem uralten Referat. 


Ja, man muss schon eingehend zurückblicken, um erwachsen zu werden ...

18. April 2013

Die Zeit der Störche 1



Wenn sich ein Storchenpaar findet, dann bleibt es ein Leben lang zusammen. Hat es ein Nest gebaut, dann kehrt es Jahr für Jahr an dieses Nest zurück, baut es neu, vergrößert es, macht es schöner. So kann es 30 Jahre und länger gehen.

Als Marcel klein war, hat ihn das nicht interessiert. „Die Störche sind wieder da“, sagte sein Großvater an seinem achten Geburtstag. Daran erinnerte sich Marcel, denn es war eine der letzten Erinnerungen an seinen Großvater.

Mit vierzehn schrieb er für den Biologieunterricht ein Referat über das Storchenpaar, dessen Nest er von seinem Zimmer im Dach mit dem großen Fenster sehen konnte. Er erklärte, dass alle Störche klappern, dass es viele andere Storcharten gibt, die wir gar nicht kennen, da sie nicht wie die uns bekannten Störche Zugvögel sind. Er erklärte, dass es Störche auf fast allen Kontinenten gibt. Und die ewige Treue des Storchenpaares nutzte er als Einleitung für den Mythos des Klapperstorches, der die Babys bringt. Welches Tier sonst eignete sich dafür? Die Treue, die Fürsorge, das Erweitern des Nestes Jahr um Jahr … Marcel erläuterte biologische Tatsachen und Mythos so gut ineinander verwoben, dass sich schon die zweite tiefe Erinnerung seines noch jungen Lebens mit den Störchen verband. Es war das beste Referat, dass er je gemacht hatte. Das wollte er noch öfter erleben. Anerkennung. Die erste Anerkennung für seinen Verstand erlebte er mit diesem Referat über die Störche.

Die Liebe der Störche kann aber auch furchtbar traurig sein. Störche sind Segelflieger. Sich in die Luft zu erheben oder in der Luft aus eigener Kraft zu bleiben, wenn die Sonnenwärme und ihre Thermik keinen Aufwind erzeugten - diese Gemeinheit der Natur kostet jedes Jahr tausenden Störchen das Leben. Besonders dann, wenn sie das Mittelmeer überqueren und selbst bei Gibraltar eine relativ kleine Strecke über Wasser, wo es keine Aufwinde gibt, überbrücken müssen. Reicht die Kraft, aufgezehrt von der tausende Kilometer langen Reise über den afrikanischen Kontinent, nicht aus und touchiert der Storch das Wasser, dann ertrinkt er. Störche können nicht schwimmen.

So kann es passieren, dass das Männchen, welches drei Wochen vor dem Weibchen beim Nest ist und alles für die Ankunft des Weibchens bereitet, das Nest inspiziert, ausbessert, einen Nahrungsvorrat anlegt, auf das Weibchen vergeblich wartet. 

Als Marcel 16 war erzählte er dies seiner ersten Freundin Simone. Die war mit Marcel das erste Mal alleine in seinem Zimmer und überbrückte die Unbeholfenheit der beiden mit einer Frage zu dem leeren Storchennest. Die Unbeholfenheit durch Nicht-Wissen, kann peinlich sein. Die Unbeholfenheit reiner Theorie und die Unfähigkeit, diese Unbeholfenheit zuzugeben, ist vermutlich die letzte Barriere, die das Kind von dem Erwachsenen trennt.

12. April 2013

Das verlorene Notizbuch

Es muss aus einer kleinen Öffnung, einem nicht ganz geschlossenen Reißverschluss meines Rucksacks herausgefallen sein. Das kleine Notizbuch, fast voll geschrieben.  Nur noch ein gutes Dutzend Seiten waren frei. Es lag immer neben mir auf der Couch, neben dem Radiowecker, auf dem Schreibtisch oder in der Jackentasche. Kurze Notizen, aufgeschnappte Zitate, Gedankensplitter.

Die wichtigsten Inhalte wurden eh immer direkt transponiert. Sie wurden eingebaut, in die vielschichtigen Texte, an denen ein Autor ja ständig arbeitet. Oder sie wurden als Anekdote, als Aphorismus im elektronischen Tagebuch abgelegt.

Jetzt hat vielleicht jemand dieses Notizbuch gefunden. Und meine größte Befürchtung: wenn das jemand findet und aus meinen Gedanken etwas bessere macht, als ich selbst. 

Oder, ganz banal und naheliegend (das Banale liegt immer sehr nahe, falls Sie das noch nicht gemerkt haben sollten): in welches Notizbuch schreibt man die Anekdote eines verlorenen Notizbuches? Wo ist die Henne, die das Ei gelegt hat, welches sich der Frage entzog, ob es sogar vor der Henne da gewesen ist?

"Dagewesen" - man sollte dies als neues Substantiv einführen. Das Dagewesen als Sammelsurium dessen, was ist und dessen Herkunft oder dessen Verschwinden im gleichen Maße unbestimmt ist.

Als es an der Tür klingelte und der ehrliche Finder das Notizbuch abgeben wollte, war ich selbst in einem Dagewesen. Ich bin nicht da gewesen. Und da war es wieder. Im Briefkasten. Ich bin ein DageWESEN.

Da.

In den Zeilen des Notizbuches.

Da bin ich gewesen.


Überall.

4. April 2013

Ein Schweigen ist ein Rufen



Wenn Regentropfen ein Morsecode sind
Kommt eine Nachricht aus dem Himmel

Ein Fensterbrett wie ein Empfänger
Alleine für mein Ohr gemacht

Bin ich in der Lage
Diese Nachricht wohl zu hören

Tropfen für Tropfen
Des Schöpfers Kauderwelsch

Mir anzutun
Wie selbstverständlich

In allem und auch solchem
Eine Melodie zu erkennen

Ist selbst in allem und auch solchem
Für mich doch soviel zu verstehen

Glaube mir, so glaube mir
Ein Schweigen ist ein Rufen.

3. April 2013

Flüchtigkeit


Eine Chance, ein Moment zum Einklang
Der Blick vorbei an meinem Gemüt
Vorbei, hinweg, vergehen, ein Zwang
als sei man nur um das Nichts bemüht.

Schöne Augen, ein noch schöneres Gesicht
flüchtige Berührungen, ich verstehe nicht
Wie sich aushalten lässt die Flüchtigkeit
Eine Zeit vorbei in Nichtigkeit.

Der Einklang würde in Horizonte steigen
Immer wieder ist mir dieser Zweifel eigen
Als würde sich die Seele zum Abgrund neigen
Nur um endlose Dunkelheit zu zeigen

Wundervoller Augenblick, ein noch schöneres Gesicht
Als müsste ich noch länger warten, doch ich verstehe nicht
Dem Zweifel seine tiefe Nichtigkeit

Ihm zu widerstehen sei von Wichtigkeit.

2. April 2013

Jenseits allen Unzulänglichkeiten


Jenseits allen Unzulänglichkeiten
Diesseits allem Begehren
Aufgetan in diesen Widrigkeiten
Des Alltags wo nur Blicke gewähren

Was mit Magie Sie mir für mich entrückt
Und dort Bahn bricht für so manchen Gedanken
Als sei eine wichtige Begegnung endlich geglückt
Dem Zufall entkommen aus seinen Schranken

So ein Begeistern kann nur wie ein Atmen beginnen
Immerfort, andauernd, aufgetan in allen Sinnen
Jenseits allen Unzulänglichkeiten

Schwinden alle Widrigkeiten.

1. April 2013

Ruhe

Ruhe
… und ich denke zurück
Einen Tag vor einem Jahr
Als er Einzug hielt

Der Anfang vom Ende
Am Anfang des schlimmsten Jahres
Und die Schatten zogen
Richtung Nacht

Ruhe
… ich erinnere mich
an die Schatten
an die Schatten

Und die Nacht
Die immer am Anfang steht
und sie aufsaugt
die Schatten

Ruhe
… und ich denke
die Nacht ist Schatten

am Anfang, am Ende.