31. Januar 2013

Vorfrühling



In viel zu wenigen Momenten
Einer an sich schon viel zu kurzen Zeit
Für ein Wandeln
Allein unter vielen

Vergesse diese wenigen Momente
spärlichen Lichtes
gedimmter Dämmerung
an kalten Wintertagen

Alles um uns herum
Vergänglichkeit getarnt
in Wiederkehr

Da erzählt uns ein Licht
nebenbei und unvermittelt
von einem neuen Anbeginn

Ein Weigern zu Erfrieren
macht sich breit
Blick in den blauen Himmel

erleichtert eine Zeit

25. Januar 2013

Das Licht der 70er Jahre

Ich mag mich ehrlich gesagt nicht festlegen. Ob ein Jahrzehnt ein besonderes Licht hat, in dem es erscheint. Es ist aber eine Tatsache, dass Modedesigner und Designer von alltäglichen Gegenständen, bis hin zu Ingenieuren von den großen Dingen, die wir im Alltag sehen, unsere Wahrnehmung stark beeinflussen. Pastell-Farbtöne, typisch für die 80er Jahre, haben das Licht anders reflektiert, als es die eher blassen Farben der 70er taten. Farbfilme hatten einen anderen Farbumfang und längst nicht die Qualität von Digitalaufnahmen mit hochauflösenden Chips, Weitwinkeln und Panoramafunktionen. Aber ich will nicht davon reden, wie diese Zeit festgehalten wurde, sondern, wie sie gewirkt hat. Sie hat anders gewirkt, als die Gegenwart. Sie hat ihr eigenes Spektrum einer Wahrnehmung gehabt. Dieses Spektrum versteckt sich in der Gegenwart.

Wenn Häuser abgerissen werden, dann scheint die Sonne an Hauswände mit Farben, die heute gar nicht mehr oder kaum noch benutzt werden. Es sind minimalste Nuancen, die über die Wahrnehmung entscheiden. Wenn Wandschmuck abgenommen wird, kommen diese typischen geometrischen Formen von Tapeten aus den 70er Jahren zum Vorschein. Alte Technik funktioniert am besten mit Discokugeln. Die Beleuchtung stammt zum Teil noch aus diesem Jahrzehnt. Ja es wirkt beinahe so, als sei das ganze Gebäude um diese Lampen, die futuristisch aus den 50er oder 60er Jahren stylecht heraus geklont und postmodern mutiert sind, herumgebaut worden.

Der Nachklang der Postmoderne, das Zeitalter zu dem wir uns hinbewegen oder dem wir als Generation des Übergangs den Weg ebenen, ist ein Zeitalter des Reflektierens. Wir reflektieren dass, was damals schon da war, heute noch ist und nur auf das passende Licht, den passenden Einfallswinkel wartet. Vielleicht auch auf die richtige Perspektive. Wir müssen nicht mal nur über Licht reden - Musik, Gerüche, Jingles tun es auch. Licht ist der Reiz, der am ehesten das Erinnerungszentrum anreizt. Die tief orange Mirinda, Gockel Konstantin, Enuchengesang toter BeeGees. Das Licht in dem sie erscheinen machen Ikonen zu Ikonen ohne, dass sie solche sein wollen.

Es mag auch der eigenen Befindlichkeit angehaftet sein. Die Kindheit hatte vielleicht ein spezielles Licht. Ein Teil des Verstands liess sich noch prägen, noch vernarben mit Sinneseindrücken. Ja, das ist sehr gut möglich, beginnen doch die ersten klaren Erinnerungen mit der Schulzeit und die hatte eine 8 als Jahrzehnt.

Wir brauchen uns auch im Hier und Jetzt nicht einzubilden, dass diese und kommende Zeiten, bei Zeiten mit technischer Brillianz, unvergilbar und ewig modern, gigapixelig, diesen nostalgischen Schimmer verbergen könnten. Er wird bei Zeiten hindurchbrechen, vielleicht von ganz unten. Röhrenfernseher werfen andere Farben, haben einen anderen Schimmer eingefangen. Ein anderer Schatten fällt auf das Subjekt im Heute, wo man sich noch Telefone an das Ohr hält, solche die kleiner sind, als die Knochen vergangener Jahrzehnte. Das Licht strahlt zurück in den Himmel, reflektierend von Menschen, allesamt mit ihren Händen nicht dort, wo sie noch vor Jahrzehnten Trümmer beseitigten. Aus dem Schwarz/Weiß geboren, strahlt es zurück vom Ursprung in ein Denken mit ebensolchen Kontrasten. Wir leben nur, weil wir uns in Grautönen tummeln und selbst unsere Komplementärfarben sind.


Mein Licht der 70er Jahre ist das Licht meiner Kindheit. Sie scheint nicht mehr, aber es ist überall.

21. Januar 2013

Über die Transparenz

Da sitzt einer von der Piratenpartei in einer TalkShow. Mit Jesuslatschen. Er praktiziert “Transparenz” in dem er während der Sendung mit seinem Smartphone twittert. Die anderen reden nur über Transparenz. Was haben öffentliche Statusmeldungen mit Transparenz zu tun? Was haben diese unsäglichen Piraten den anderen Politikern voraus?

Manche denken, diese Piraten seien nur eine Art Modeerscheinung, die irgendwann wieder von der politischen Bildfläche verschwindet. Das kann durchaus passieren, was aber eher an der Selbstzerfleischung der Parteiinternen liegt, als an den Motiven, die diese Partei überhaupt erst so groß gemacht hat: Der öffentliche Wunsch nach Transparenz.

Was bedeutet Transparenz? - Wenn in den 50er Jahren ein SPD-Kanzlerkandidat bei einer Wahlveranstaltung die Dinge gesagt hätte, wie es ein Peer Steinbrück heute tut, dann wäre das niemals an die Öffentlichkeit gekommen. Es sei denn, ein Journalist der BILD wäre anwesend gewesen und hätte die Tragweite eines Nebensatzes erkannt. Heute muss ein jeder Politiker fürchten, dass noch bevor er den Saal der Veranstaltung verlässt mehr Menschen von unüberlegten Äußerungen Kenntnis erlangen, als in den 50er Jahren Menschen Fernseher besessen haben.

Das ist Transparenz - das Aufdecken von Zusammenhängen, die bei einem Individuum von gewisser gesellschaftlicher Relevanz zusammenlaufen. Transparenz und Relevanz sind zwei Seiten derselben Medaille - und diese wiederum symbolisiert den gesellschaftlichen Wert eines Individuums. Oder: die gesellschaftliche Relevanz leidet unter transparent gemachten Ansichten. Denn zur Relevanz kommt noch die Verbindung zur Funktion des Individuums. Stehen die transparent gemachten Aussagen eines Individuums im Gegensatz zu einer Funktion, so verliert das Individuum an Relevanz.


Transparenz


Transparenz offenbart also den möglichen in einem Individuum manifestierten Widerspruch zwischen seiner Funktion und seiner Relevanz. Möchte also ein Individuum diesen Widerspruch möglichst klein halten, so gibt es dafür nur zwei Möglichkeiten:

1. Utopischer Ansatz: Das Individuum ist so rein, so frei von Widersprüchen, dass es egal ist, wie stark die Transparenz ist - dei Glaubwürdigkeit ist, egal bei welchen Äußerungen, immer gegeben. Diese Option ist sehr unwahrscheinlich.

2. Idealistischer Ansatz: Das Individuum ist nicht frei von Widersprüchen, ist sich diesen aber bewusst. Es versucht diese Widersprüche mit seiner Funktion in Einklang zu setzen, also sich selbst so kritisch zu hinterfragen, dass es die Prinzipien, die es vertritt auch lebt. Dieser Ansatz ist idealistisch und funktioniert nur so lange, wie sich diese Bereitschaft der Prinzipienänderung auch in der Transparenz widerspiegelt.

3. Gewöhnlicher Ansatz: Das Individuum übertüncht seine Widersprüche, mit Floskeln oder mit Lügen. Funktioniert prächtig, wenn die Transparenz nicht wäre.

4. Gewissenloser Ansatz: Das Individuum verkauft seine Widersprüche als Funktion, in dem es in sich die gegebenen Widersprüche der Gesellschaft instrumentalisiert. Man könnte diesen Ansatz auch “liberal” nennen. Man kann nämlich alles als “liberal” bezeichnen, was in seiner Widersprüchlichkeit nur deswegen erhalten werden soll, weil es einen Vorteil für ein Individuum bedeutet.

Es wird deutlich, worauf ich hinaus will: Transparenz ist der Angriff auf die Gewöhnlichkeit. Je mehr Transparenz wir haben, desto mehr muss ich über den Gegenstand nachdenken, über den ich glaube etwas zu sagen zu haben. Je mehr ich darüber nachdenke, desto mehr weiß ich über die Zusammenhänge, desto mehr denke ich über die Folgen nach. Und je mehr ich weiß, desto größer die Wahrscheinlichkeit, dass die Relevanz dessen, was ich sage, erhalten bleibt. Und - um das Bild mit den zwei Seiten zu Ende zu führen - je mehr Transparenz desto mehr Dinge treten zu Tage, die die Relevanz eines Individuums in Frage stellen können.

Der Ausweg daraus? - Ganz einfach: Authentizität. Das ist der Begriff, der Relevanz und Funktion eines Menschen in einer Art Symbiose vereint. Ein Mensch ist umso authentischer, je kleiner der Widerspruch zwischen dem was er ist und dem, was der Welt um sich zu suggerieren versucht, nicht nur erscheint, sondern tatsächlich ist. Transparenz ist der Schatten des allgemeines Gesetzes (im Sinne Kants). Ein Schatten, der Konturen verrät.

15. Januar 2013

14. Januar 2013

Ich bin die Perle im Dickicht der Self-Publisher

Obwohl ich eigentlich keine Perle sein möchte. Perle. Hört sich nach Pussi an. Egal. Ich bin jetzt eine Perle.

Wie mit den aneinanderklebenden Miesmuscheln. Kräftezehrend, diese auseinanderzureissen. Und irgendwo in diesem Klumpen unter Klumpen in von Self-Publisher Portalen und Anbietern ausgeuferten Muschelbänken, da bin ich. Die Perle.
Glänzend.
Mir geht´s gut. Metaphern sind zum Anstrengen da. Du, Leser, hast Dich gefälligst anzustrengen, mich zu verstehen. Du bist die Pussi. Ich bin die Perle ;-)

Naja - wie schnell die Metaphern doch Entgleiten können.

Mal ernsthaft. Ich lese in den letzten Wochen verstärkt über Kritik an sogenannten “Self-Publishern”. Das sind Autoren, die Ihre Bücher bei BOD, LULU oder ePubli (und wen es da mittlerweile sonst noch gibt) verlegen. Amazon speziell hat viel Kritik einstecken müssen. Käufer von eBooks beschweren sich, weil die Bücher qualitativ extrem schlecht seien. Die wenigen guten Bücher seien nur etwas für Perlentaucher. Und man könne ja als Leser nicht immer Geld ausgeben und bekommt dann ein qualitativ schlechtes Buch geliefert.

Was aber heißt qualitativ schlecht?

Nehmen wir als Beispiel “BELLAME” - mein aktuelles Buch. Ich bin auch Self-Publisher. In gewisser qualitativer Hinsicht ist mein Buch ein schlechtes Buch. Ich habe heute eine der Kurzgeschichten als Audio File aufgenommen (zu Promo-Zwecken lese ich meine Texte selbst und schicke sie Bloggern als MP3 Files.) Dabei habe ich einer Geschichte drei Fehler gefunden - keine Rechtschreibfehler, sondern meist ein falscher Kasus, den das Korrekturprogramm nicht entdeckt hat. Zuvor hatte ich in einer anderen Geschichte einen sachlichen Fehler entdeckt. Und einen Fehler noch ganz zu Anfang.
Mein Buch kostet Geld. Und jeder Leser hat in Bezug auf Qualität in rein sprachlich und in rein logischer Hinsicht ein Recht auf ein vernünftiges Produkt.

Ich muss aber zu meiner Verteidigung sagen - und ich bin sicher, dass jeder andere SelfPublisher das ebenso sieht - dass ich mein Buch vorher mindestens ein Dutzend Mal Korrektur gelesen habe. Ich habe schon die beste Software im Einsatz und ich habe auch Menschen des Vertrauens, die mich auf Fehler jeglicher Art aufmerksam machen. Aber das allesamt keine professionellen Lektoren. Es ist mir noch nicht gelungen, einen Text 100%ig fehlerfrei abzuliefern. Ich denke auch, dass Fehler - in einem sehr viel kleineren Umfang - auch im normalen Lektorat vorkommen können. Aber ich stimme jeder Kritik zu, die dies Self-Publishern vorwirft. Ein Buch im Self-Publishing ist in logisch-sprachlicher Hinsicht immer ein schlechteres Buch als eines, das in logisch-sprachlicher Hinsicht professionell angegangen wurde. Diese Kritik nehme ich als Autor an. Und liebe Leserschaft, glaubt mir, ich ärgere mich darüber selbst am meisten. Ein Fehler mag verziehen werden, ein zweiter auch noch. Liest man aber auf wenigen Seiten gleich mehrere eklatante Fehler, dann ist das extremst ärgerlich.

Jetzt zum Inhalt - sind Self-Published Bücher auch die schlechteren Bücher?

Nein, ganz klares Nein. So entschieden, wie ich den ersten Teil einer möglichen Kritik bejahe, so entschieden lehne ich diese Kritik am Self-Publishing ab. Denn diese Kritik würde bedeuten, a) Self-Publisher sind die schlechteren Autoren, b) Klassische Verlage würden eine bessere thematisch-inhaltliche Auswahl treffen als das gemeine Publikum und c) dr Umkehrschluss, dass Bücher bei den klassischen Verlagen die besseren Bücher seien. Alle drei Schlussfolgerungen lehne ich entschieden ab! Es gibt sicher große, angesehene Verlage wie Suhrkamp oder Diogenes, die nicht nur Autoren eingekauft, sondern diese selbst über Jahre hinweg aufgebaut haben und den Autor, die Autorin geformt haben. Diese Zeiten aber, sind schon lange vorbei. Schauen wir uns die Bestsellerlisten an: Wandernde Comedians, kochende breitbildkompatible Entertainer und ausflussbeseelte Viva-Moderatoren. Dazu der gefühlte 5000. Vampirroman und jetzt die neue Welle der erotischen Frauenliteratur. Kaufen die Verlage die Autoren nach Qualität ein oder nach potentiellem Absatz? Eine rhetorische Frage... .

Ich habe eine ganz andere Schlussfolgerung: Jeder Self-Publisher schreibt ausnahmslos für sich selbst. Er schreibt nicht, weil er Absatz erwartet oder den Bestseller für wahrscheinlich hält, sondern weil er von sich selbst glaubt, etwas zu sagen zu haben. Ob das für andere wichtig ist oder ob er wirklich Talent hat, naja, das sei dahingestellt. Beides würde auf einen Dieter Bohlen und auch auf seinen Ghostwriter nicht zutreffen. Was ist also der Unterschied: Der Self-Publisher hat (noch) keine gesellschaftliche Relevanz. Die Leserschaft alleine entscheidet letztendlich. Das war im klassischen Segment so und das wird auch in Zukunft so sein.


Ich publishe, also bin ich ;-)

Als Self-Publisher hoffe ich natürlich auf die Gnade, die sprachlich-logischen Fehler könnten weniger Gewichtung erfahren und das Motiv des Autors, das nicht selten dessen Daseinsberechtigung ist (selbstgegeben) stünden mehr im Vordergrund.

Ich fordere also ein Bündnis zwischen Self-Publishern und Bloggern - mein Angebot ist ein kostenloses Exemplar meines Buches vor dem Erscheinen als eBook unter Maßgabe, dass es auch zumindest teilweise lektoriert wird. Das könnt ihr so gut wie der klassische Verlag, der genauso wenig Qualität definiert oder ignoriert, wie jeder einzelne Leser.

Mich erinnert das ein wenig an die Diskussion um Wikipedia vor einigen Jahren. Da gab es die “Klassiker”, die einer Brockhaus Redaktion mehr Qualität unterstellt hat, als der breiten Masse. Das mag auch hier auf Teilaspekte zutreffen. Aber auch gilt das, was ich zuvor schon gesagt habe: entscheidend ist die Relevanz des Objektes. Und über Relevanz entscheidet nur die Masse. Man nennt das “Demokratie”.