31. März 2012

Auf der Suche nach Josefine

Eine Fabel. Eine Hommage.


„Sie ist kurz davor, zu verhungern“, sagten die beiden Mäuse triumphierend. Seit vielen Tagen schon hatten sie die Katze an der Nase herumgeführt. Immer, wenn die Katze geglaubt hatte, sie hatte eine der beiden Mäuse in eine Falle gelockt, um sie zu fressen, da kam die andere Maus und lenkte sie ab. Mal kniff sie die Katze in den Schwanz, mal zeigte sich die zweite Maus in einem präparierten Spiegel von ihrer schmackhaftesten Seite, so dass die Katze in Versuchung kam, von der einen Maus abzulassen, nur um eine vermeintlich noch fettere Beute abzubekommen. Die Katze rannte dann gierig gegen den Spiegel und verlor die Zeit, ihre Dummheit reflektieren zu können, an ihre eigene Benommenheit. So schien es.

Die beiden Mäuse wurden folglich immer mutiger und glaubten, sie könnten dieses Spiel noch weiter treiben. Schließlich saßen sie vor der Katze, die erschöpft und hungrig und müde von der ganzen Spielerei mit ihr, die beiden Mäuse ansah.

Die beiden Mäuse waren schließlich so mutig, dass sie glaubten, der Katze so nahe kommen zu können, wie es die Mäuse noch nie geschafft hatten. Eine zupfte an ihren Barthaaren, eine andere zog an dem Maul und lachte über die ach so harmlosen Beißer.

Plötzlich aber sprang die Katze auf und erwischte beide Mäuse mit einem Mal – die eine mit der linken, die andere mit der rechten Vorderpfote. Jetzt konnte sie sich ihre Beute aussuchen.

„Die Arglistigkeit eines hungernden Wesens, kann durch nichts ausgetrickst werden“, sagte die sich als sehr schlau entpuppende Katze. „Was glaubst Du dumme Maus eigentlich, warum ich sogar Tiere fangen kann, die Flügel haben? Dummheit ist, wenn sich ein Wesen mit einem anderen Wesen in einer Eigenschaft zu messen versucht, bei der es von Natur aus den kürzeren ziehen muss. Überheblichkeit ist, wenn man sich von der Vortäuschung einer Schwäche in die Irre führen lässt. Ich fresse jetzt die dickere von Euch beiden und erwarte von der anderen Maus, dass sie für sich und für mich einen neuen Partner sucht, um dieses Spiel wieder von vorne zu beginnen.“

So fraß die Katze die eine Maus und rief der anderen hinterher, wohlwissend, dass diese wiederkommen würde: „Um arglistiger zu sein, als meiner einer, braucht es schon ein ganzes Volk von Mäusen ...“


Und die Katze legte sich satt und zufrieden in die Sonne – den Lauf der Dinge und ihre Bestimmung ändert man eben nicht. Man ändert nur die Rolle, die man spielt und all das, was man den Wesen um sich herum von sich zu zeigen gibt.